ELLIPSIS - Imperial Tzadik
Mehr über Ellipsis
- Genre:
- Progressive Metal
- Label:
- Thundering/Twilight
- Release:
- 20.04.2007
- Perfect Rage
- Imperial Tzadik
- The Witness Tree
- A Box In Ocean
- Tribal Misericordia
- Possessed By Dilemma
- Mentalogy
- Temple Of Anarchist Empire
- Green Kommando
- Liquid Machine X
- Kingsom Of Hate And Green
Düster-Metal? Progressive Metal? Alles zusammen? Oder doch nicht? ELLIPSIS lassen sich nicht ohne weiteres in eine der handelsüblichen Schubladen quetschen, weshalb das Label flugs eine neue zusammengezimmert hat: "Metal Psychotique". In Richtung Realitätsverlust haben sich die Franzosen hoffentlich trotzdem noch ganz nicht verabschiedet; sie kümmern sich auf "Imperial Tzadik" allerdings herzlich wenig um Konventionen. Das ist im Musikbereich immer positiv, bedeutet aber auch Arbeit für den Hörer. Ich lasse mal Namen wie ARCTURUS (mit denen hat die Combo auch schon gespielt) und PAIN OF SALVATION fallen, um einen Eindruck davon zu vermitteln, mit wie vielen Easy-Listening-Fahrstuhl-Mucke-Momenten hier gerechnet werden darf.
Geübte Insider, die bei Drei-Minuten-Songs umgehend einen Nervenzusammenbruch kriegen, könnten sich sofort die volle Dröhnung in Form des neunminütigen OPETH/Prog-Metal-Leuchtfeuers 'Kingdom Of Hate And Green' geben und das Feld von hinten aufrollen. Vernünftiger wäre aber dennoch der übliche Weg, da man in diesem Fall mit dem treibenden Opener 'Perfect Rage' nicht nur den eingängigsten Track der Scheibe zuerst kennen lernt, sondern danach auch immer hibbeliger werdend zuhören kann, wie die Band mit ansteigender Spielzeit Stück für Stück abdreht. Aber keine Bange, so was Ohrenfeindliches wie 'Disco Queen', das Daniel Gildenlöw von halluzinierenden BEE GEES-Altfans in zu engen Klamotten als gute Idee für PAIN OF SALVATIONs "Scarsick" untergeschoben wurde, haben ELLIPSIS nicht im Programm. Vielmehr schrauben sie ausgiebig an der Dynamik, während die Tracks gleichzeitig immer verschachtelter werden und somit ab und an doch der Eindruck entsteht, dass die Jungs morgens die Klobrille anstatt die Zeitung lesen – ob es wirklich nötig war, sich deshalb mit Pseudonymen wie "Fla Eklektika" oder "Man X" zu bedenken, können wahrscheinlich nur die praxiserprobten Decknamenforscher der Black-Metal-Szene abschließend beantworten.
Als Schwachstelle der Band könnte sich für den einen oder anderen vielleicht Sänger Emmanuelson entpuppen, der sich zwar ein paar Tricks bei NEVERMOREs Warrel Dane abgeguckt hat (man achte nur auf die Melodieführung in 'Possessed By Dilemma' und 'Temple Of Anarchist Empire'), aber teilweise auch ein bisschen angestrengt klingt und technisch sicher nicht zu den besten seines Fachs zählt. Wie gut allerdings, dass insbesondere Letzteres völlig irrelevant ist, wenn es trotzdem gelingt, Emotionen zu transportieren. Und in diesem Punkt muss er sich nicht viel vorwerfen lassen.
Eine Sache, die sich zwar nicht auf den Sound auswirkt, aber am Ende dennoch als schöne Randnotiz durchgeht: Ex-CONCEPTION/ARK-Gitarrist Tore Østby steuerte ein paar Vocals zu "Imperial Tzadik" bei. Es wird Zeit, dass der Norweger, der einer der – nein, Korrektur! – der DER unterbewertete Klampfer/Musiker der europäischen Metal-Gemeinde ist, mal wieder mit 'ner eigenen Kapelle in Erscheinung tritt. Und für diese geschmackssichere Auswahl eines Gastakteurs bekommen ELLIPSIS neben der gebührenden Anerkennung für ein zwar nicht perfektes, aber interessantes, dunkles und verwinkeltes Album, mit dem man sich lange befassen kann, Zusatzapplaus.
Anspieltipps: Perfect Rage, Imperial Tzadik, Possessed By Dilemma
- Redakteur:
- Oliver Schneider