ELOY - Echoes From The Past
Mehr über Eloy
- Genre:
- Progressive Rock / Art Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Drakkar Entertainment / Soulfood
- Release:
- 23.06.2023
- Conspiracy
- Compassion For Misery
- Echoes From The Past
- Danger
- Deceptive Glory
- Warning Signs
- Fate
- The Pyre
- Farewell
Der Albumtitel passt auch musikalisch.
In den Jahren 2017 und 2019 erschienen die beiden Teile von "The Vision, The Sword And The Pyre", dem Konzeptwerk der deutschen Rockband ELOY über die französische Nationalheilige Jeanne d'Arc. Nun ist der dritte und letzte Teil der Geschichte unter dem Titel "Echoes From The Past" herausgekommen. Nach den recht plastischen Darstellungen von Jeannes Gesicht auf den beiden letzten Covern deutet ihre eher verschwommene Abbildung auf dem neuen Album den Inhalt an. Teil II endete mit Jeannes Tod. Auf "Echoes From The Past" erinnert sich ihr Weggefährte Jean de Metz an die Verstorbene, häufig in Form innerer Monologe.
Musikalisch ist ELOY noch stärker zum typischen Sound zurückgekehrt. Wurde der charakteristische Stil der Gruppe auf "The Vision, The Sword And The Pyre" noch mit eher untypischen Elementen wie Orgel und großem Chor kontrastiert, haben hier die bekannten Elemente noch mehr Platz, Frank Bornemanns gealterte, aber wiedererkennbare Stimme, die Gitarre, die schwebenden Synthesizer, Klaus-Peter Matziols kerniger Bass und der mehrstimmige, weibliche Hintergrundgesang. Als der Eröffner 'Conspiracy' nach seinem ruhigen Intro im Tempo anzieht, fühle ich mich ein wenig an den Bandklassiker 'Poseidon's Creation' erinnert. Nicht zu vergessen ist das Schlagzeug, das auch in ruhigen und innerlichen Abschnitten starke Auftritte hat. Außerdem wurde die Konzeption als Rockoper insoweit gestrafft, das die neue CD weniger, aber tendenziell längere Tracks enthält und auf Zwischenspiele verzichtet - auch wie in früheren Zeiten der Gruppe. Die Orientierung an Oper oder klassischer Musik drückt sich vor allem durch die Streicherklänge aus.
Vor allem sind jedoch die Kompositionen wieder interessanter und offenbaren ein Geschick für Dramatik und Spannungsaufbau, wozu neben Gitarre, Bass und Tasten gerade auch die Streicher beitragen, wie man im Titelstück, bei 'Danger', 'Warning Signs' und besonders 'The Pyre' nachhören kann. Dieser überwiegend instrumentale Longtrack ist für mich der Höhepunkt der Scheibe. Nach dem kurzen Gesangspart leitet ein großer Auftritt der Streicher und der Rhythmusfraktion weiter. ELOY gelingt das Kunststück, das Stück allmählich stiller und langsamer werden zu lassen, ohne dass die Spannung nachlässt. Schließlich klingt es, als würde ein kleines Kammermusikensemble in halber Geschwindigkeit AC/DCs 'Hells Bells' spielen. (Diese Feststellung ist rein musikalisch gemeint und soll natürlich keine Frotzelei bezüglich Jeanne d'Arcs Ende als vermeintlicher Hexe sein.) Ein zweischneidiges Schwert ist die Schlussnummer 'Farewell'. Es sind die letzten Gedanken des trauernden Freundes, insofern ist die sehr ruhige und reduzierte Musik ein angemessener Ausdruck. Andererseits verpufft die Dramatik dadurch ausgerechnet zum Finale, was durch das plötzliche Ende des Stücks noch verstärkt wird.
Abgesehen davon ist "Echoes From The Past" ein gelungenes, inniges Werk, das seine Reize bei mehrmaligem Hören allmählich entfaltet. Insofern ist dieses Album nicht nur der Schlusspunkt, sondern auch der Höhepunkt in ELOYs Trilogie über die Jungfrau von Orleans.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Stefan Kayser