ELUVEITIE - Helvetios
Mehr über Eluveitie
- Genre:
- Folk Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Nuclear Blast (Warner)
- Release:
- 10.02.2012
- Prologue
- Helvetios
- Luxtos
- Home
- Santonian Shores
- Scorched Earth
- Meet The Enemy
- Neverland
- A Rose For Epona
- Havoc
- The Uprising
- Hope
- The Siege
- Alesia
- Tullianum
- Uxellodunon
- Epilogue
Die Schweizer weben eine Mischung aus Folk, Metal und Film. Nicht immer neu, aber voller Leidenschaft und Tiefe.
Und sie brandet erneut an die Gestade: Die Welle des neuen Folk Metals wird zwei Jahre nach der letzten Metal-Wand "Everything Remains As It Never Was" auf die Fans losgelassen und wartet dieses Mal mit einem vollständigen Konzept auf: Die Schweizer von ELUVEITIE gehen mit "Helvetios" auf eine Reise zu den Anfängen ihrer Heimat, folgen einem keltischen Volksstamm, der einst auf kriegerische Weise das Land der hohen Berge und zerklüfteten Täler eroberte und sich dort niederließ, der Region seinen Namen aufzwang und sich gegen Feinde von außerhalb behaupten musste. Helvetia.
Eine derartig dramatische Geschichte umzusetzen erfordert mehr als fetten Melodic Death Metal mit keltischen Melodien – das muss den Musikern um Frontmann Chrigel Glanzmann klar gewesen sein. Und so kann "Helvetios" getrost als eine Mischung aus stark folkloristischen Tunes wie im Akustikalbum "Evocation I – The Arcane Dominion", den Metalalben wie "Slania" und einem epischen Filmscore bezeichnet werden. In knapp einer Stunde und 17 Tracks wird diese Geschichte also erzählt, wunderbar umrahmt und mystisch begleitet von der rauen Stimme des Schauspielers Alexander Morton, der aus dem blutigen Nord-Epos "Valhalla Rising" bekannt ist – und sich deshalb ziemlich gut mit dieser kämpferischen Welt auskennen müsste.
Doch da ELUVEITIE immer noch eine Band sind, stellt sich die Frage, was auf "Helvetios" nun eigentlich musikalisch geboten wird. Tja, wenig Neues - leider. Konventionelle Melodic-Death-Metal-Riffs werden in 'Meet The Enemy' mit Fiedeleien auf den verschiedensten mehr oder wenig archaischen Folk-Instrumenten verbunden, fette Chorus-Parts verbreiten in verschiedenster Besetzung – mal mit weiblichen Backing Vocals, mal mit Chören – Mitsing- und Mitgeh-Athmosphäre, manchmal zwingend wie in 'Neverland', manchmal groovend smashig wie in 'Alesia'. Durchsetzt werden die Songs von melodischen Breaks, filigran und versiert gespielt, aber immer mit dem leichten Gefühl versetzt, das schon mal gehört zu haben – und wenn es auf einem der Vorgänger von "Helvetios" gewesen ist. Und spätestens jetzt stellt sich Enttäuschung ein, denn schon bei "Everything Remains..." bahnte sich eine gewisse Übersättigung an dem eigenen, aber eben auch oft genug wiederholten Sound der Schweizer ein.
Dabei könnte man es belassen. Doch Fans der Schweizer können es sich schon denken: Mit dem Offensichtlichen hat sich die Band noch nie begnügt. Und so schieben wir den Algenteppich der Konventionalität beiseite und entdecken die Perlen, die auf dem Grund zum Vorschein kommen. Wir entdecken beispielsweise den urigen Kriegerchor in 'Uxellodunon', der uns mit seinen aufpeitschenden Schlacht-Rufen an die längst zu Staub verfallenen Heere auf den saftigen, blutgetränkten Wiesen der Schweiz erinnert, wir lassen uns in 'Scorched Earth' von dem wunderbaren Gesang des einsamen, alt gewordenen Kämpfers einlullen, der mit seiner hellen, sehnsuchtsvollen Stimme an den Kriegerkönig Heiko Gerull von MENHIR erinnert und wir lassen uns immer wieder aufs Neue von der kraftvoll und dennoch zart-zerbrechlichen Stimme der Hurdy-Gurdy-Nymphe Anna Murphy hinwegreißen, die nicht nur in 'A Rose For Eponia' eine wunderbare Leistung abliefert. Das ist bei weitem nicht alles, doch den Rest der Perlmutt-Verzierungen dürft ihr selbst finden!
Fazit: Fans der Anfangstage von ELUVEITIE werden mit "Helvetios" auch 2012 nicht die langersehnte Back-to-the-roots-Bewegung erleben. Die Schweizer sind poppiger geworden, bleiben ihren letzten Alben jedoch weitgehend treu und haben lediglich an wenigen Punkten Veränderungen eingeführt. Nicht jedem wird das reichen, doch Fans der letzten Platten erwarten genau das und werden zufrieden sein, zumal sie von den Film-Score-Anleihen noch besser in die Epik der Helvetier hineingesogen werden. Doch selbst wenn sich beim Rest Anfangs ein wenig Enttäuschung über die geringen Veränderungen einstellt, bietet "Helvetios" dermaßen viel, das es zu entdecken gilt, dass sich schon bald die Freude über das Heimkommen in die ELUVEITIE-Welt einstellt und die anfängliche Enttäuschung niederwalzt. Den Schweizern ist es gelungen, erneut ein vielschichtiges Album zu kreieren, das die gewohnte Qualität auch im Jahr des Weltuntergangs bestätigt. Wobei, gilt der Maya-Kalender eigentlich auch für Kelten?
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Julian Rohrer