ELVIRA MADIGAN - Angelis Deamonae - Wiccan Aftermath
Mehr über Elvira Madigan
- Genre:
- Progressive (Black) Metal
- Label:
- Black Lodge
- Release:
- 24.01.2005
- Chrono Cross
- Iieee
- Alien Nation
- Under Norrskenet
- At Zanarkand
- Jacob´s Ladder
- Spanish Train
- The Leader
- The Vision
- What About Me?
- Prisoners Of Fate
Mystisch geht es los auf ELVIRA MADIGANs neuem Silberteller. Wabernde Keyboards kündigen zunächst von Unheilvollem, schwenkt die Stimmung nach einiger Zeit hin zu folkigen Einflüssen, bevor schlussendlich die brachiale schwarzmetallische Welt in die sonnengefluteten Metallebenen bricht. Schöne heile Welt! Doch was sind ELVIRA MADIGAN? Eigentlich doch eine progressive Black-Metal-Band, oder vielmehr das Soloprojekt des Schweden Marcus H. Madigan! Der Meister musiziert auf der neuen Scheiblette aber nicht nur Eigenverbrochenes, das üblicherweise sein Dasein tatsächlich im Black Metal fristet, er covert auch schamlos Klassiker der Rockgeschichte in einem sehr eigenwilligen Stil. Ich würde fast sagen, wir haben es bei "Angelis Deamonae - Wiccan Aftermath" überwiegend mit einem feisten Power-Metalscheibchen zu tun, das mit Keifgesang und einer eiskalten Atmosphäre hausieren geht. Das Ganze semmelt wie eine etwas breitwandigere, verlangsamte Variante von CRADLE OF FILTH durchs Gehörn, auch wenn deren spielerische Variabilität nicht erreicht werden kann oder besser will. Dafür stehen ja zum Großteil Klassiker der Rockgeschichte Pate und denen verhalf kein Dani Filth zu Charterfolgen. Die Keyboards regieren mit einem jederzeit fetten Gesicht und bringen die sowieso schönen Melodien auf den technoiden Drumcomputerbeats zum erblühen. Daraus resultieren jedoch zwei meterdicke Meckergründe: Das Hauptaugenmerk auf "Angelis Deamonae - Wiccan Aftermath" liegt definitiv auf den Keyboards. Ob das so gewollt war oder ob dieses Resultat das Ergebnis eines Masteringunfalls war, sei mal dahingestellt. Es dürfte auf jeden Fall einige beinharte Maniacs verschrecken. Mir schmeckt diese Monumental- und vor allem Kitschästhetik jedenfalls nicht so gut, weil sie etwas zu dick aufgetragen rüberkommt. Was mir zudem überhaupt nicht gefällt, ist die Spitzenlastigkeit der Drums. Die Dinger klingen untenrum nach zu wenig Glockenturm und obenrum nach sieben Schwertern im Schädel.
Lassen wir diese Kritikpunkte mal weg, erwartet einen ausschließlich makellos arrangierte, symphonisch gewichtete Metalmucke, die ihre Brachialität weniger aus dem Härtegrad, sondern eher aus der Atmosphäre bezieht, die sie kreiert. Die Michael-Schenker-Hymne 'Alien Nation' zum Beispiel ist glasklarer traditioneller Heavy Metal mit slow rollender Doublebass und donnernden Riffs. Darauf thront der Hass in Form von Master Madigans Gesang, der die komplette Scheibe im Alleingang aus der Traufe hob. Das geniale 'Jacob´s Ladder' jagt mir einen Schauer nach dem anderen über den Buckel und kann, mal abgesehen von diesem klirrenden Sound, auf ganzer Linie überzeugen. Offene Harmonien in mächtigen Weiten, denen Chris DeBurghs 'Spanish Train' dermaßen hart in die Hufen fährt, dass die Schönheit des Orginals bedächtig in Schieflage gerät. Nichtsdestotrotz ist Madigans Version einfach gut und orginell und man bekommt auch einige Kostproben der Gesangsfähigkeiten des namensgebenden Herrn zu Ohren, die ebenfalls überzeugen können. Auch 'The Leader', im Orginal ebenfalls von Mr. DeBurgh, fesselt mit einer Mischung, die eigener nicht sein könnte. Auf der einen Seite die Klassik dieses Rockmaterials, auf der anderen der selbstverständliche Härtegrad des neuen Jahrtausends. Hand in Hand, als wäre es nie anders gewesen.
Wie also kann man sich "Angelis Deamonae - Wiccan Aftermath" genau vorstellen? Wie eine Achterbahnfahrt durch die Geschichte der Rockmusik, deren Quintessenz aus den Stilistiken moderner Metalkunst besteht. Die Scheibe hat ihren eigenen Kopf, ist einfallsreich und selbstständig und wird immer mal wieder durch Instrumentalkompositionen aufgelockert. Manch einem wird die Scheibe jedoch etwas zu eigen sein. Ich finde es dennoch lohnenswert mal reinzuhören. Wenn nur nicht diese schepperigen Spitzen und die kleisterigen Keyboardwände wären ...
Anspieltipps: Iieee, Alien Nation, Jacob´s Ladder, Spanish Train, The Leader
- Redakteur:
- Alex Straka