EMBASSY OF SILENCE - Verisimilitude
Mehr über Embassy Of Silence
- Genre:
- (Female Fronted) Melodic / Progressive Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Inverse Records
- Release:
- 28.08.2015
- Shame, Spin & Click
- Thimble
- Absurdoscope
- Flamer
- Moths
- Hang Me High
- Of Matters Dark and Grey
- Dear Mr. Steele
Auf der Suche nach der Wahrheit.
"Verisimilitude" ist ein kompliziertes Wort. Und dieses hat eine komplizierte Bedeutung. Ich könnte jetzt anfangen, in die Philosophie Karl Poppers einzusteigen und interessant wäre dies allemal, weil diese sich mit der Frage beschäftigt, inwieweit wissenschaftliche Theorien mit der absoluten Wahrheit übereinstimmen. Diese können ja - und das ist historisch belegt - falsch sein. Deswegen versucht der Ansatz der "Verisimilitude", die Wahrheitsähnlichkeit wissenschaftlicher Hypothesen zu beurteilen.
Das liest sich sehr interessant, aber ich denke, die absolute Wahrheit ist ebenso unmöglich bestimmbar wie eine objektive Qualitätsbestimmung von Musik. Von daher also geschwind zurück zu EMBASSY OF SILENCE. Ganz so hochtrabend intellektuell wie der Album-Titel vermuten lässt, ist die Musik der Finnen (und Finninnen) nämlich gar nicht, obwohl das Attribut "progressiv" immer wieder in der Stilbeschreibung auftaucht. Gar poppig und bewegungsanregend fetzig schallt mir 'Shame Spin & Click' entgegen: Female-fronted Rock mit manchmal bratig-metallischen Gitarren, aber auch Keyboard- und Orgel-Sounds, variantenreichen Song-Aufbauten und einem gewissen ABBA-Feeling. Diese Ausrichtung erstreckt sich dann auch über das ganze Album. Es wird dabei gerne prog-metallisch gebreakt, doch auch die ruhigen Momente fehlen nicht. Langweilig wird es also keineswegs.
Dennoch ist eine unbestimmbare Distanz zwischen mir und EMBASSY OF SILENCE. Ähnlich der Undurchsichtigkeit einer philosophischen Theorie, die man nicht ganz teilt, geht für mich die Emotion bei EMBASSY OF SILENCE irgendwo zwischen Boxen-Membran und Ohrmuschel verloren. Der oft mit zu viel Hall aufgenommene Gesang der ansonsten guten Frontdame Ines Lukkanen ist hier genauso wenig einträglich wie die immer wieder etwas zu breit ausladenden Klangteppiche. Somit leidet EMBASSY OF SILENCE meines Erachtens an der Krankheit, die viele moderne Symphonic-Metal-Bands heute haben. Getragen vom Willen, alles perfekt zu machen und jedes Klangloch zu stopfen, verschleiert man die Emotion hinter einem Vorhang aus Sound und Effekten und beraubt sich der Essenz. So bleibt mir - obwohl immer wieder angedeutet wird, dass man mit viel Herzblut zu musizieren vermag (einige wirklich tolle Momente beispielsweise in 'Moths' und 'Flamer') - leider nur der catchy Opener hängen. Für eine eindeutige Kauf-Empfehlung ist mir das also zu wenig. Fans von Female-Fronted Metal etwas abseits der ausgetretenen Pfade sollten aber dennoch mal ein Ohr riskieren.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Thomas Becker