EMERSON, KEITH - Three Fates
Mehr über Emerson, Keith
- Genre:
- Prog/Classical
- ∅-Note:
- 5.00
- Label:
- earMUSIC (edel)
- Release:
- 02.11.2012
- The Endless Enigma Suite Pt.1.
- The Endless Enigma Suite Pt. 2
- American Matador
- After All Of This
- Walking Distance
- Tarkus (Concertante)
- Malambo
- The Mourning Sun
- Abaddon`s Bolero
- Fanfare For The Common Man Pt. 1
- Fanfare For The Common Man Pt. 2
Bombast statt Kontrast
Es fühlt sich an, als hätte eine Mutter ihren hyperintelligenten Sohn mit Inselbegabung gegen ein durchschnittliches Kind mit einem netten Lächeln ausgetauscht. Die Rede ist nicht von einem Hollywood-Drama, sondern von "Three Fates". Das absolute Solo-Werk von KEITH EMERSON, das er in Kooperation mit dem Münchner Rundfunkorchester eingespielt hat. Lang angekündigt ist sogar die Rede von seinem wichtigsten Projekt seit EMERSON, LAKE AND PALMER. Inwieweit der Transport der musikalischen Klasse der Prog-Ikonen funktioniert, gilt es herauszufinden.
Während es ein typisches Merkmal der Musik von ELP war, Formen und Themen aus der E-Musik in die U-Musik der 70er-Jahre zu transportieren, ist die Herangehensweise von KEITH EMERSON beim vorliegenden Werk genau das Gegenteil. Nun könnte man annehmen, dass durch die Besetzung und Instrumentierung eines großen Sinfonieorchesters die Möglichkeiten enorm erweitert werden, sich auszudrücken. Und genau davon war auch ich ausgegangen, bevor ich "Three Fates" zum ersten Mal im Player rotieren ließ. Aber mit jedem Durchlauf, jedem Vergleich mit den Originalsongs des Briten-Trios schwand diese Hoffnung mehr und mehr. Dabei sind mit 'The Endless Enigma Suite' und 'Tarkus' zwei richtige Hochkaräter vertreten, die doch eigentlich den Karren aus jedem Dreck ziehen müssten. Etwa nicht?
Insbesondere das 20-Minuten-Monster 'Tarkus', das auf dem gleichnamigen Album für offene Münder und heruntergeklappte Kiefer gesorgt hatte, wurde für das Orchesterprojekt gezähmt bis ziemlich wenig seiner ursprünglichen Klasse übrig war. Als erstes fällt natürlich auf, dass der Gesang fehlt. Und der sorgte bei ELP stets für gehörige Würze, wenn er eingesetzt wurde. Noch frappierender ist der Kontrast zwischen dem knarzigen, charakteristischen Moog-Sound von ELP und dem Klaviergedudel, dass Mr. Emerson hier eingespielt hat. Aus einem unverwechselbaren Klang wird Bar-Jazz und Orchester-Pomp. Die unerwarteten Instrumentalabfahrten werden zum abgelatschten doch sonoren Schlabausch in der Partitur. Überraschungseffekte? Fehlen hier ganz.
Das Leiden der ELP-Adaptionen hat sich auch auf die Songs aus anderen Quellen übertragen, egal ob sie aus Emersons Feder stammen oder Marc Bonilla sich eingebracht hat. Hier wird eindeutig zu oft der untermalende Charakter von Filmmusik als Referenz für klassische Musik herangezogen. Das Ergebnis: viele Passagen plätschern vor sich hin und haben nichts Konstruktives beizutragen. Ausnahmen bestätigen wie bekannt die Regel und finden sich auch auf "Three Fates" wieder. 'Malambo' oder 'Walking Distance' haben ihre kurzweiligen Momente und lassen den faden Beigeschmack einiger Bearbeitungen für kurze Zeit vergessen.
Unter dem Strich findet sich hier aber zu wenig herausragende Musik, um entweder in den Kontext der ELP-Werke gestellt zu werden oder aber als klassische Musik durchgehen zu können. Harmlos, pompös und aufgeblasen ist es geworden, was KEITH EMERSON sich als sein persönliches "Concerto" erträumt hatte. Die Erfahrung lehrt, dass es nicht reicht, ein Orchester und eine Band in einen Raum zu stellen, Melodien und Akkorde zu verteilen und das Schlagzeug den Takt vorgeben zu lassen, um als gelungener Hybride aus E- und U-Musik begriffen zu werden. Da liegt es auch auf der Hand, dass sich für "Three Fates" wohl nur ein sehr spezielles Publikum erwärmen wird. Interessant auf jeden Fall, geglückt eher weniger.
- Note:
- 5.00
- Redakteur:
- Nils Macher