EMIL BULLS - Sacrifice To Venus
Mehr über Emil Bulls
- Genre:
- Modern Metal / Alternative Metal
- ∅-Note:
- 5.50
- Label:
- AFM Records
- Release:
- 08.08.2014
- The Grave
- Hearteater
- Pants Down
- Rainbows And Butterflies
- The Way Of The Warrior
- The Reckoning
- The Age Of Revolution
- Sacrifice To Venus
- Gone Baby Gone
- Man Or Mouse
- Keep On Dreaming
- Behind The Sun
Nu Metal war eigentlich gar nicht so schlecht...
Die EMIL BULLS sind eine jener Kapellen, die es nach den Gesetzen der Logik und des Marktes eigentlich gar nicht mehr geben dürfte. Ihres ursprünglichen Fundaments, dem kommerziell zugrunde gegangenen Nu Metal beraubt, hielten sich die Bayern über Wasser, in dem sie sich ihrer Wurzeln entledigten, musikalisch neu orientierten und schließlich vielleicht nicht ganz zufällig in seichten Metalcore-Ausläufern landeten. Entsprechend hat "Sacrifice To Venus", Studioalbum Nr. 8 der Banddiskographie, mit den Anfängen von "Angel Delivery Service" & Co. nicht mehr viel zu tun. Ob man die Neuausrichtung nun gutheißen kann oder nicht – überflüssig ist die neue Platte so oder so.
Wenn es angesichts einer solch wandelbaren Laufbahn so etwas wie Langzeit-Fans der Band geben sollte, die alle Kehrtwenden tapfer mitvollzogen haben, sich an den großteils sinnfreien Texten der Münchner erfreuen können und mit der Ur-Party-Metal-Kapelle so manch bierselige Feiernacht verbracht haben, dürften diese auch mit "Sacrifice To Venus" an Bord bleiben. Fette Grooves und tiefe Gitarren, kräftiges, aber keineswegs brutales Gebrüll, fröhliches Chauvi-Gehabe, sowie zwischendrin immer wieder die schmachtend-lieblich melodiösen Gesangslinien von Christ – soweit alles im grünen Bereich, oder?
Wie man's nimmt. Nüchtern betrachtet lässt sich "Sacrifice To Venus" als musikalisch irrelevante Veröffentlichung abheften, die reihenweise abgestandene Ideen aufwärmt und als leidlich abwechslungsreiche Modern-Metal-Mixtur unters Volk bringt. Die ersten beiden Songs, 'The Grave' und 'Hearteater', lassen zunächst noch Hoffnung aufkommen, da die Veteranen erneut eingängige Singalong-Feuerwerke zünden und mit den bandeigenen saftigen Grooves ausschmücken. Das war's dann allerdings; der Rest klingt wie eine aufgepeppte Mischung aus KORN und WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER. Das permanente, monotone Geschrei steht Christ alles andere als gut, und die aggressiven Elemente wirken auf Dauer zu aufgesetzt – mit Wehmut erinnere ich mich hier an Testosteron-Granaten Marke 'Tomorrow I’ll Be Back Home' aus den Anfangstagen der Band. Entsprechend lassen anno 2014 nur die seltenen ruhigen Momente (wie jene beim spacigen 'Behind The Sund') hier und da aufhorchen. Der Rest fällt einfach nur ermüdend aus.
Dass die Bullen auf den Metalcore-Zug aufgesprungen sind, ist laut eigener Aussage kein Kalkül gewesen, sondern eine gänzlich unbeeinflusste Entwicklung. Ob man ihnen dieses Statement abnimmt oder nicht ist dabei zweitranging, denn die verwendeten Trademarks sind ohnehin großteils abgedroschen – da helfen auch dezent punkige Elemente und der eine oder andere Hardcore-Ausreißer nur wenig. Mehr als partytauglicher Teenie-Metal bleibt bei genauer Betrachtung auch von "Sacrifice To Venus" nicht übrig. Die lyrischen Peinlichkeiten haben dabei im Übrigen eher noch zugenommen; aus Gründen des Fremdschämens erspare ich den Lesern weitere Details, ihr könnt ja mal überlegen, was aus einem Reim wie "Penis" und "Venus" konstruiert wurde. Da auf Album Nr. 8 aber vor allem kein einziger Song in musikalischer Hinsicht hervorsticht, hat sich das Thema nach einigen Hördurchläufen auch schon wieder erledigt.
Anerkannt werden muss die Tatsache, dass die EMIL BULLS ihre Nische weiterhin konsequent und beachtenswert professionell bedienen: Leicht nachvollziehbare Kompositionen, mitreißend-aggressive Rhythmen, hochgradig eingängige Refrains – und da man sich über die Jahre als bestens aufgelegte Live-Kombo etabliert hat, dürfte auch "Sacrifice To Venus" wohl ein gewisser kommerzieller Erfolg vergönnt sein. Aus meiner Sicht fällt das neue Werk der Nu-Metal-Veteranen aber nur wenig originell aus, oftmals spannungsarm, manchmal zudem dreist kopiert und textlich hier und da an der Grenze zur Peinlichkeit.
Anspieltipps: Hearteater, Behind The Sun
- Note:
- 5.50
- Redakteur:
- Timon Krause