EMIR HOT - Sevdah Metal
Mehr über Emir Hot
- Genre:
- Symphonic Melodic Metal
- Label:
- Lion Music
- Release:
- 21.03.2008
- Forspil
- Devils In Disguise
- World Set On Fire
- Skies And Oceans
- Sevdah Metal Rhapsody
- Stand And Fight
- Endless Pain
- Hora Martisorului
- Land Of The Dark
- You
Sollte EMIR HOT der richtige Name dieses in London lebenden bosnischen Gitarrenvirtuosen sein, kann er einem schon ein bisschen leid tun. Handelt es sich aber um einen Künstlernamen, darf man die Wahl getrost als astreinen Griff ins Klo bezeichnen. Doch lassen wir Wortspiele über erhitzte Wüstensöhne und sonstige Oberflächlichkeiten und schauen uns das Solo-Debüt "Sevdah Metal" dieses Saitenhexers mal etwas genauer an. Mich erinnert diese Platte total an eine orientalisch angehauchte Version der beiden wahrlich nicht üblen Werke der von David T. Chastain entdeckten und geförderten finnischen Formation KENZINER um Axeman Jarno Keskinen, falls sich überhaupt noch jemand an die erinnert. Will heißen, wir haben es hier mit furiosem, neoklassisch beeinflusstem Melodic Power Metal zu tun, der gerne mal in progressiven Gefilden wildert. Das kann man jetzt prinzipiell mehr oder weniger spannend finden. Wer sich allerdings für diese Art von Musik durchaus begeistern kann, wird schon allein deswegen aufhorchen, weil es EMIR HOT (hüstel ...) gelungen ist, keine Geringeren als Sänger John West und Drum-Nutte Mike Terrana für "Sevdah Metal" zu verpflichten. Ach ja, by the way, als "Sevdah" bezeichnet man übrigens einen populären bosnischen Folklore-Stil, den man als eine Mischung aus Blues und den traditionellen Klängen der Sinti und Roma beschreiben könnte.
Ich persönlich finde "Sevdah Metal" sehr unterhaltsam und erfrischend. Dass hier wahre Könner am Werke sind, muss man eigentlich gar nicht erwähnen. Die instrumentalen Achterbahnfahrten des Meisters sind abwechslungsreich und kreativ gestaltet, so dass niemals wirklich Langeweile aufkommt. Man lausche nur mal dem zwölfminütigen Opus Magnum 'Sevdah Metal Rhapsody', wo im letzten Drittel ganz heftig 'Stairway To Heaven' zitiert wird. Noch wichtiger ist, dass EMIR HOT auch selbst viele spannende Songideen zu bieten hat: Druckvolle, symphonische Soundwände, mehrheitsfähige Melodien und ein erstklassiger Chorus machen einen Song wie 'Devils In Disguise' zu einem ästhetischen Genuss, auch wenn das Dargebotene im Grunde alles andere als innovativ ist. Ähnliches gilt im Positiven wie im - wenn man denn so will - Negativen auch für mächtig eingängige Tracks wie 'Skies And Oceans' oder 'Endless Pain'. Letztere Nummer brilliert allerdings durch eine absolut mitreißende, unter die Haut gehende Hookline. Sehr hübsch ist auch der abschließende, dramatisch inszenierte Titel 'You', dem die Gothic-mäßigen Gesangseinlagen einer Dame namens Charlie Squire sehr gut zu Gesicht stehen. Außerdem beweist der Emir hier, dass er nicht nur schnell und halsbrecherisch, sondern auch sehr gefühlvoll solieren kann.
Auch wenn "Sevdah Metal" manchen Zeitgenossen bestimmt Ohrenschmerzen bereiten wird, muss man EMIR HOT eine beeindruckend reife und facettenreiche Leistung attestieren. Da gibt es sicherlich sehr viele deutlich schlechtere und langweiligere Solo-Alben von so genannten Wunder-Gitarristen. Auf jeden Fall erweitern die folkloristischen Elemente die klangliche Tiefe dieser Platte und sind nicht nur hübsches Beiwerk. Alte KENZINER-Fans und alle, die sich von der Beschreibung der Musik grundsätzlich angezogen fühlen, sollten auf jeden Fall mal ein Ohr riskieren. Mir jedenfalls gefällt so etwas.
Anspieltipps: Devils In Disguise, Sevdah Metal Rhapsody, Endless Pain
- Redakteur:
- Martin van der Laan