EMMURE - Look At Yourself
Mehr über Emmure
- Genre:
- Deathcore / Nu Metal
- ∅-Note:
- 5.00
- Label:
- Sharptone Records / Nuclear Blast
- Release:
- 03.03.2017
- You Asked For It
- Shinjuku Masterlord
- Smokey
- Natural Born Killer
- Flag Of The Beast
- Ice Man Confessions
- Russian Hotel Aftermath
- Call Me Ninib
- Major Key Alert
- Turtle In A Hare
- Torch
- Derelict
- Gucci Prison
Kompromisslose Stagnation.
Ermattung und Müdigkeit halten Einzug, ebenso das plötzliche Bedürfnis nach Ruhe, Weite, frischer Luft. Soeben ist EMMUREs neuestes Gewaltverbrechen "Look At Yourself" an mir vorbeigezogen, und meine Lust an schwermetallischen Klängen hat sich vorübergehend ins Nichts verflüchtigt. Der runderneuerte Haudrauf-Vierer aus New York (nur noch Frontsau Frankie Palmeri ist von der ursprünglichen Formation übriggeblieben) ist zweifelsohne noch am Leben und wie eh und je auf Krawall gebürstet, lässt mit seinem siebten Langspieler allerdings jene Weiterentwicklung vermissen, die der umfassende Lineup-Wechsel erhoffen ließ und die von Musikerkollegen derselben Brachial-Metal-Generation in nicht unerheblichen Teilen vollzogen wurde.
Im Hause EMMURE ist jedoch auch mit "Look At Yourself" alles beim brutalen Alten geblieben. Standesgemäß lauten Palmeris ersten Worte des Albums "Get the fuck up!", und augenblicklich setzt es tonnenschweres Breakdown-Gebolze und ultratiefes Gehacke auf Instrumenten, deren hohe Saiten mit konsequenter Missachtung gestraft werden. Und vom kurzen Eingangsgemetzel 'You Asked For It' an wird nur noch eines: kontinuierlich explodiert. Gewiss die Spezialität von EMMURE: beständig wiederkehrende Wuteruptionen, nur von den Grenzen der Aufnahmetechnik gebändigt, in nach wie vor hochdynamischer Symbiose mit drückenden Hip-Hop-Grooves, eingebettet in einem grenzwertig überproduzierten Deathcore-Klanggerüst. Der EMMURE-Sound hat auch anno 2017 nichts von seiner Urgewalt verloren.
Doch die Zeit ist nicht stehen geblieben, und auf dem von Frank Palmerie begründeten Schlachtfeld sind zahllose Mitstreiter emporgewachsen, die das Wut-und-Hass-Gebolze aufgegriffen und fortgeführt haben. Kaum jemand hat sich in Sachen Deathcore bislang durch Innovationsvielfalt hervorgetan – da wäre die Runderneuerung der Veteranen die Chance gewesen, sich von der Konkurrenz abzusetzen. Aber ohne den mit Kapellen wie WALKING DEAD ON BROADWAY oder BORIS THE BLADE verglichen nach wie vor deutlichen Nu-Metal-Einfluss, würde EMMURE sich vollends in der Masse gleichermaßen angepisst moshender Hardcore-Metal-Verschnitte verlieren. Und was mit "Goodbye To The Gallows" seinerzeit als ansprechender Crossover aus Hardcore, Death Metal sowie des kommerziell ausgebluteten Nu Metals begann, ist zehn Jahre später keinen Deut weitergekommen. Wie die Kollegen Berning und Backes anhand der letzten Alben bereits attestierten, tritt und stampft man bei EMMURE seit Jahren kompromisslos auf der Stelle.
Ich will nicht abstreiten, dass Hardcore-lastiger Nu-Metal-Crossover wie im besten Song des Albums 'Torch', verschleppte, psychotische Groove-Monster wie 'Natural Born Killer' oder 'Gucci Prison', ja auch der Mix aus Wut-Raps, unermüdlich aufs Heftigste abgestoppten Mammut-Riffs und Hip-Hop-Effekten bei 'Flag Of The Beast' oder 'Shinjuku Masterlord' mich hin und wieder aus der Reserve locken. Vor allem aber ermüdet mich "Look At Yourself" in erster Linie ungemein. Die wenigen sphärisch-düsteren Einschübe reichen bei Weitem nicht aus, um die undurchdringliche Wand an Soundexplosionen aufzubrechen. Während selbst die misanthropischen Hass-Metaller von WHITECHAPEL ihr eindimensionales Aversionskorsett verlassen haben, spuckt Frankie Palmerie 14 Jahre nach der Gründung seiner Band unvermindert Gift und Galle. Fans der ersten Stunde werden diese Veränderungsresistenz gutheißen. Ich für meinen Teil habe mir vom EMMURE-Reboot deutlich mehr versprochen als dieses unbestreitbar brutal mächtige, aber eben auch unverändert eintönige Moshcore-Gewitter.
Anspieltipps: Torch, Natural Born Killer
- Note:
- 5.00
- Redakteur:
- Timon Krause