EMPTY YARD EXPERIMENT - Kallisti
Mehr über Empty Yard Experiment
- Genre:
- Progressive Rock / Post Rock
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Eigen
- Release:
- 29.09.2014
- Sunyata
- Greenflash
- Red
- The Blue Eyes Of A Dog
- There Will Never Be
- Entropy
- Blue
- Anomie
- Lost In A Void That I Know Far Too Well
- Untitled
- Sama
- God Has His Reasons
- Green
- The Call
Hochklassiges, aber inkonsistentes Prog-Potpourri
Eine multinationale Kombo, in Dubai beheimatet, deren Musiker unter anderem aus dem Iran, Serbien und Indien stammen, mit dem vielversprechend-geheimnisvollen Namen EMPTY YARD EXPERIMENT, Einflüsse und Vorbilder aus Prog, Alternative und Post Rock – schon die Zutaten dieser Rezeptur lassen Freunde anspruchsvoller Rockmusik mit der Zunge schnalzen. Und das Quintett hält, was der bunt gemischte Hintergrund verspricht: "Kallisti", der zweite Band-Output, ist kunterbunt und facettenreich wie ein Kaleidoskop, musikalisch in Teilen exzellent, dabei nur leider auch zu ausschweifend, zu unentschlossen, um ein kompaktes, stimmiges Albumgefühl aufkommen zu lassen.
Die fünf ambitionierten Musiker fahren auf "Kallisti" vierzehn Tracks auf, von denen allerdings nur etwa die Hälfte vollwertige Songs darstellt. Den anderen Teil bilden atmosphärische Lückenfüller, quasi Brückenschläge aus getragenen Pianoklängen, gesprochenen Textpassagen und teils lästigen Keyboard-Effekten. Ein solch konzeptioneller Gestaltungsweg kann bei nachvollziehbarer Verbindung der einzelnen Elemente durchaus funktionieren, allerdings haben die eigentlichen Lieder des Albums zumeist so gar nichts mit diesen als Fremdkörper wirkenden Interludes zu tun. Nein, "Kallisti" ist vielmehr dann stark, wenn EMPTY YARD EXPERIMENT schlicht und ergreifend härteren, kantigen Prog an den Start bringt, so wie dies beispielsweise im angenehm an TOOL angelehnten 'Greenflash' geschieht, mit bedrohlichen Gitarrenriffs und der vibrierenden, einnehmenden Stimme von Bojan Preradovic. Auch 'Entropy' schlägt in diese latent aggressive Kerbe, während 'The Blue Eyes Of A Dog' eher an entrückte, introvertierte Post-Rock-Klänge Marke NOSOUND erinnert. Gänzlich aus der Reihe fällt das folkloristische 'Untitled', bei welchem aber der charismatische Sänger seine fesselnde Stimme voll zur Entfaltung bringen kann. Apropos Stimme: Bedauerlicherweise hat sich die Band entschieden, zwei Drittel von "Kallisti" rein instrumental stattfinden zu lassen. Denn auch wenn die Herrschaften prinzipiell ein Gespür für intelligentes Songwriting haben, sind die emotionalsten Momente eben jene, bei denen der hervorragende Gesang in Verbindung mit der packenden Instrumentalarbeit für wohlige Gänsehaut sorgt – 'God Has His Reasons' ist hierfür ein weiteres Beispiel, hier geht die Reise vorübergehend in Richtung getragenem Prog Rock Marke A PERFECT CIRCLE, ehe gegen Ende noch einmal die Keule ausgepackt wird.
Ja, "Kallisti" bietet sie, die großen Momente musikalischer Genialität, meistens gerade dann, wenn EMPTY YARD EXPERIMENT den Härtegrad anzieht und an die Prog-Vorbilder aus England oder den Vereinigten Staaten erinnert. Der hohe Grad an Abwechslung spricht zwar für die Aufgeschlossenheit und den breiten kulturellen Einfluss der beteiligten Musiker, verhindert jedoch, dass "Kallisti" als Album aus einem Guss wirken kann. Gerade die beschriebenen instrumentalen Einsprengsel hätte sich die Band meiner Meinung nach komplett sparen können. Wir werden hier also Zeugen einer Formation mit großem Potential, die sich nur leider nicht festlegen kann - oder will - in ihrer musikalischen Ausrichtung. Sollte die Reise in Zukunft konsequenter in Richtung Prog und Post Rock gehen und auf lückenfüllende Leerläufer verzichtet werden, dürften Freunde von PORCUPINE TREE, TOOL oder A PERFECT CIRCLE einen neuen Favoriten für sich entdecken. Einzelne Songs sind auch auf "Kallisti" überragend, aufgrund der inkonsistenten Ausrichtung wird nur leider kein durchweg rundes Album daraus.
Anspieltipps: Greenflash, God Has His Reasons, Lost In A Void That I Know Far Too Well
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Timon Krause