EMSCHERKURVE 77 - Lieder aus der Kurve
Mehr über Emscherkurve 77
- Genre:
- Punk Rock
- ∅-Note:
- 1.50
- Label:
- Sunny Bastards
- Release:
- 14.11.2008
- Lieder aus der Kurve
- Pass auf dich auf
- Blutgrätsche
- Keine Lieder gegen Nazis
- Wofür...
- Buddy Song
- König der Kneipe
- Über Leichen
- Besser als du
- Wer lang hat...
- Vorschlaghammer
- Günter Netzer
- Asoziales Jugendzentrum
- Jawoll meine Herrn
Wo textlicher Stumpfsinn und musikalisches Unvermögen regieren, da kann man nur noch die Flucht ergreifen.
Punk Rock steht per definitionem für Rebellion und Aufbegehren gegen bestehende Strukturen und einer gewissen rauen musikalischen Ausdrucksform desselben. Wofür Punk Rock hingegen nicht steht, ist platter, prolliger Stumpfsinn und Dilettantismus, was aber nicht heißt, dass so etwas in der Welt des Punk Rocks nicht auch hin und wieder zu Tage tritt. Womit elegant zur Band EMSCHERKURVE 77 übergeleitet wäre.
Während schon die Mucke auf dem aktuellen Opus "Lieder aus der Kurve" von Banalität und kreativem Leerlauf zeugt, setzen erst die Songtexte dem Ganzen quasi die dumpfbackige Krone auf. Die Lyrics sind nicht nur platt, sie sind einfach strunzdumm und warten mit Reimen auf, die maximal Kindergarten-Niveau erreichen. Egal, ob es sich um die wilde Fußballwelt ('Blutgrätsche', 'Günter Netzer'), Gewaltphantasien gegen braune Spackos ('Keine Lieder gegen Nazis'), stumpfsinniges Männlichkeitsgehabe ('Wer lang hat...') oder erst recht, wenn es um ach so weise Pseudo-Botschaften wie bei 'Pass auf dich auf' geht (übrigens, "Rückrad" ist das am Fahrrad, ihr meintet wohl eher "Rückgrat") - an allen Ecken und Enden fehlt es an Substanz, sodass man die "Lieder aus der Kurve" zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise ernst nehmen kann. Umso trauriger, dass das Ganze wohl keineswegs so lächerlich gemeint ist, wie es am Ende rüberkommt.
Picken wir uns mal beispielhaft das Stück 'Keine Lieder gegen Nazis' heraus, welches quasi als Ballade umme Ecke kommt - wohl damit auch die letzte Torfnase die angeblich so harte Botschaft versteht. Dabei manifestiert sich diese eher in spätpubertärem, sinnentleertem Gefasel ("wir singen nicht gegen Nazis, wir hauen gleich feste druff"). Ja, wir haben verstanden: EMSCHERKURVE 77 sind wilde Burschen, die sich von niemandem in die Suppe spucken lassen. Dabei weist die Band aber ungefähr so viel Glaubwürdigkeit auf, wie wenn ein Bankenboss an der liechtensteinischen Grenze sagt, er sei nur auf Urlaubsreise.
Alles, was auf "Lieder aus der Kurve" zu finden ist, sind platte, einfallslose Parolen zu platter, einfallsloser Musik. Letztere wird mit einigen "entlehnten" Passagen angereichert, wohl um dem prolligen Firlefanz wenigstens etwas Kontur zu verleihen. Doch sei es die Melodie von 'Go West', ein Tribute-Stück für Bud Spencer ('Song For Buddy') nebst passendem musikalischen Thema aus einem von dessen ollen Kamellen, ein Cover von ELEMENT OF CRIME ('Bring den Vorschlaghammer mit') oder gar eine Reminiszenz an Hans Albers und Heinz Rühmann ('Jawoll meine Herrn') - das wirkt alles nur aufgesetzt und fadenscheinig. Selbiges trifft wie erwähnt uneingeschränkt auch auf die Texte zu.
Musikalisch sind die "Lieder aus der Kurve" ohne Ausnahme eintönig und substanzlos. Ständig die gleichen Akkorde zu wiederholen und die einzige Abwechslung durch die oben genannten geklauten Passagen anzubringen, zeugt zumindest von Ideenarmut und einem eklatanten Mangel an Kreativität. Da hilft es im Übrigen auch nicht, zuzugeben, dass man nicht alle Töne richtig trifft, was zweifellos zutreffend ist. Schlecht bleibt nun einmal schlecht...
Fazit: Dümmliche Haudrauf-Texte, simpelst gehaltene Mucke - ein typisches Beispiel für "gewollt, aber nicht gekonnt". Zum Glück gibt es auch deutlich gehaltvollere deutsche Punk-Bands als die EMSCHERKURVE 77 (und gab es auch vor 15, 20 Jahren schon, die solcherlei damals bereits deutlich gehaltvoller hinbekamen - habt ihr mal DIE SKEPTIKER gehört?), die sich nicht nur in anspruchslosem Proletentum ergehen.
Und am Schluss des ganzen Trauerspiels wird ein Dankesreim zum Besten gegeben, der sogar im Seniorenheim gähnende Langweile hervorrufen würde: "Hochverehrtes Publikum, die Mucke geht jetzt aus. Dankeschön, auf Wiedersehen, wir gehen jetzt nach Haus". Das hier ist ohne jeden Zweifel ein Fall für die Tonne.
Tipp: Passend zu Weihnachten mit einem spitzen Gegenstand hübsche Muster in die CD ritzen. Krrtzzz...
- Note:
- 1.50
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer