ENCRYPTION - A Demon Decayed
Mehr über Encryption
- Genre:
- Progressive / Thrash Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 20.03.2020
- Winter Wake
- Retrospection In Rapture
- Of Bliss And Serenity
- Scapegod
- Soundtrack Of My Life
- The Great Deception
Gelungenes Comeback-Album der Bayern
Eines gleich mal vorweg: Die Band bietet ihr aktuelles Album nicht als CD, sondern auch als Gratis-Download auf ihrer Homepage an. Das bedeutet, ENCRYPTION fortan noch immer nicht zu kennen, gilt nicht länger als Ausrede! Abgesehen davon, wäre es in der Tat sehr schade, "A Demon Decayed" nicht zumindest einmal gehört zu haben, schließlich hat die aus dem bayrischen Dachsbach stammende Truppe darauf einen ebenso abwechslungsreichen wie gelungenen Mix anzubieten, der Fans unterschiedlicher Vorlieben ansprechen wird.
Altgediente Szene-Veteranen werden bei der Erwähnung des Bandnamens ohnehin schon aufgehorcht haben, schließlich existiert die Formation bereits seit über 20 Jahren. Zunächst nur CRYPTIC benannt, lieferte die Band mit "Shrouded In Mystery" ein beachtenswertes Debüt, mußte sich jedoch aus rechtlichen Gründen bald danach in ENCRYPTION umbenennen. Besagter Dreher existiert übrigens auch mit dem ab 1998 verwendeten "erweiterten" Bandlogo und brachte den Bayern einen respektablen Ruf im Underground ein. Der konnte knapp zwei Jahre später mit "Perishing Black Light" ausgebaut werden, danach war jedoch lange Zeit nichts mehr von der Formation zu hören.
Das hat mehrere Gründe. Zum einen war Gitarrist Christian Klein mit seiner Ausbildung zu beschäftigt, um Zeit in die Band zu investieren. Und zum anderen erlag sein Bruder Johannes, der in den ersten Bandjahren als Drummer mit von der Partie war, im Jahr 2006 seinem Krebsleiden. Nachvollziehbar, dass die Band nicht die oberste Priorität genießen konnte.
Doch Christian hat die Musik keineswegs bleiben lassen, und gibt seit geraumer Zeit zusammen mit Oliver Göß, der als Bassist seit CRYPTIC-Tagen mit dabei ist, Michael Klein, der 2004 als Drummer zur Band gestoßen ist, und dem Gitarristen Sebastian Pfister auch wieder gehörig Gas. Da Christian nun auch den Gesang übernommen hat, ist ENCRYPTION zwar nur noch als Quartett unterwegs, an der musikalischen Ausrichtung hat sich im Vergleich zu früher aber nichts verändert.
Das liegt wohl in erster Linie am technisch versierten Spiel der beiden Männer an den Sechssaitigen, die das Unternehmen immer noch irgendwo zwischen heftigem Prog Metal und Thrash der gemäßigten Machart positionieren. Eine genauere Zuordnung ist jedoch schwierig, da die Band ihre Songs quasi für "zwischendrin" gestaltet hat, und immer wieder zwischen sämtlichen Nischen changiert.
So erweist sich bereits das mutig an den Beginn gestellte, elfminütige 'Winter Wake' als Achterbahnfahrt durch zahlreiche Subgenres des traditionellen Metals, technische Raffinesse und Bang-Alarm inklusive! 'Of Bliss And Serenity' hingegen entpuppt sich eher als Genusshappen, hat man doch eine gehörige Dosis klassischer Musik in die fein arrangierte, strukturell etwas verquer anmutende, im Endeffekt aber dennoch zwingende Nummer integrieren können. Als besonders auffällig stellt sich in weiterer Folge auch das Haupt-Gitarrenthema in 'Scapegod' heraus. Der Track versprüht dadurch ein gewisses Renaissance-Flair, anzunehmen, dass Ritchie Blackmore hier Pate gestanden hat.
Auch diverse, andere Inspirationsquellen (von METALLICA über MEGADETH und CORONER bis hin zu RAGE ist vieles dabei) schimmern im Verlauf der Spielzeit immer wieder durch, ENCRYPTION vermeidet es jedoch gekonnt, sich irgendeiner anderen Band zu sehr anzunähern. Nicht zuletzt deshalb erweist sich "A Demon Decayed" auch als eigenständig klingendes und überaus abwechslungsreich gestaltetes Album, das einer ebenso breit aufgestellten Zielgruppe empfohlen werden kann.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Walter Scheurer