ENEMY AWAKE - Fallen World
Mehr über Enemy Awake
- Genre:
- Oldschool / Melodic Death Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 14.02.2021
- Fallen World
- Hate
- Cryonation
- The Vampire
- The Visitor
- Dead Soul
- Devil Inside
- No More
Überraschend frische Betrachtung des schwedischen Todestahls
Es ist immer wieder erstaunlich, wie viel Einfluss ein Artwork auf das Interesse und die Erwartungshaltung haben kann. So kam ich nicht umhin, mir die Promo der Schweden ENEMY AWAKE zu sichern, weil sie mit der Ankündigung von Swedish Melodic Death Metal eigentlich genau in mein Beuteschema passen sollten. Das Cover des zweiten Albums "Fallen World" sieht mit seinem Cartoon-Stil dann auf den ersten Blick eher nach Teenage Mutant Ninja Turtles aus und nicht nach schwermütigem Todesstahl im Fahrwasser von DISMEMBER oder ENTOMBED. Was liefert das Duo aus Stockholm also musikalisch nun?
Die Begrüßung durch den Titeltrack fällt glücklicherweise wohlig oldschoolig aus, denn die ersten Klänge der Gitarre tönen mit dem altbekannten Kreissägen-Sound der großen Acts dieses Genres aus den Boxen, der bis heute authentisch nur vom legendären Boss HM2-Pedal erzeugt werden kann. Bei den sägenden Sechsaitern enden dann aber auch weitestgehend bereits die Parallelen zu Landsmännern wie DISMEMBER oder ENTOMBED, denn in Sachen Songwriting beziehen Ivan Castro und Rebecca Holm ihre Inspiration eher von frischeren Melodic-Deathern wie IN FLAMES oder sogar ARCH ENEMY. Insbesondere ist das beim Opener in der Melodieführung zu hören, die mich etwas an "Colony" oder "The Jester Race" erinnert. Dennoch überzeugt mich der Track nicht ganz und stellt zumindest in meinen Ohren nicht gerade die ideale Wahl für die Eröffnung der Scheibe dar. Dass die beiden das durchaus besser können ist nämlich spätestens ab 'Cryonation' zu hören, wo die schweren Grooves der beiden ersten Tracks mit rasanten Blast-Beat-Passagen einen schönen schwarzmetallischen Kontrast entgegengestellt bekommen, der ENEMY AWAKE gut zu Gesicht steht. Ebenso überzeugend ist auch 'The Visitor', das dann erstmalig doch recht offenkundig DISMEMBER zitiert, ohne dabei zur stumpfen Kopie zu verkommen.
Die ganz großen Highlights haben sich die Stockholmer unsinnigerweise aber für das Ende ihres zweiten Albums aufgespaart, wo zuerst 'Devil Inside' noch einmal Oldschool-Schwedenstahl und HM2-Gitarrensound mit IN FLAMES-Melodien verschmilzt und damit einen ganz eigenen Sound kreiert, den ich so bisher noch nicht gehört habe. Mit 'No More' folgt dann direkt der nächste Volltreffer auf dem Fuße, wobei Rebecca und Ivan mit stampfenden SEPULTURA-Riffs, die aus den "Chaos A.D."-Tagen stammen könnten, musikalisch noch einmal in eine ganz unerwartete Schublade greifen und damit voll ins Schwarze treffen.
Der bockstarke Schlussabschnitt kann aber nicht darüber hinweg täuschen, dass das Duo sein unbestrittenes Potential momentan noch nicht auf Albumlänge ausspielen kann. Mehr Fokus auf den eigentümlichen Mix aus klassischem Schwedentod und melodischem Death Metal könnte den beiden in Zukunft jedoch eine eigene musikalische Lücke erschließen und mit einer etwas runderen Produktion (die aktuelle Scheibe klingt oft noch etwas hölzern) könnte das Duo zu einem echten Geheimtipp werden.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs