ENEMY INSIDE - Venom
Mehr über Enemy Inside
- Genre:
- Metalcore / Modern Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Reigning Phoenix Music
- Release:
- 28.02.2025
- Venom
- Should Have Known Better
- Sayonara
- What We Used To Be
- Fuck That Party
- Dirt On My Name
- Don't Call Me An Angel
- Innocent
- Unburn
- I'd Rather Be Dead
- Let Me Go
Mehr Pop und Elektro, weniger Metal.
Der moderne Metal-Sektor erfreut sich nicht nur weltweit großer Beliebtheit, sondern bringt auch in deutschen Landen zahlreiche spannende Newcomer hervor, die sich irgendwo zwischen Metalcore, Nu Metal und Alternative Metal einsortieren und unbeirrt ihren Weg gehen. Neben meinen persönlichen Lieblingen FUTURE PALACE, GHOSTHER und APRIL ART hat seit der Bandgründung auch ENEMY INSIDE aus Aschaffenburg mit den bisherigen zwei Alben "Phoenix" (2018) und "Seven" (2021) ordentlich Staub aufgewirbelt. Mein Kollege Frank bezeichnete das Quartett in seiner Rezension zu "Seven" sogar als deutsche Antwort auf IN THIS MOMENT, wobei er noch nicht restlos vom Songmaterial begeistert war, dafür aber mächtig Potential füf eine erfolgreiche Zukunft sah. Ob dieses Versprechen für die Zukunft nun auf dem Drittwerk "Venom" eingelöst wird?
Musikalisch haben sich die Bayern dabei durchaus nochmal ein wenig weiterentwickelt, denn wo "Seven" etwa bei 'Crytallize' noch etwas herber und roher klang, gibt der eröffnende Titeltrack auf "Venom" eher eine deutlich poppig-poliertere Richtung vor, wie wir sie beim Vorgänger etwa in 'Release Me' oder 'Break Through' zu hören bekamen. Mit wuchtigen Riffs, deutlich mehr Synthesizern und dem gewohnten Mix aus Klargesang und Growls würde ich ENEMY INSIDE dabei deutlich eher im modernen Metalcore und Alternative Metal verorten, wobei natürlich groovende Riffs weiterhin die Brücke hin zum Nu Metal schlagen. Und dank der teils durchaus tanzbaren Elektro-Versatzstücke ist auch eine Parallele zu ELECTRIC CALLBOY nicht gänzlich von der Hand zu weisen, wobei Sängerin Nastassja Giulia und ihre Mitstreiter die metallische Partyzone zumeist nur weitläufig streifen und auch weit weniger auf den spaßigen Unterhaltungsfaktor setzen. Nein, insgesamt ist die Stimmung auf "Venom" trotz aller poppigen Zugänglichkeit immer dunkler und nachdenklicher, auch wenn durchweg mainstreamig geprägte Töne Einzug in den Bandsound halten.
Doch fangen wir erst einmal mit den positiven Seiten an, denn immer wenn sich metallische Härte, elektronische Verspieltheit und melodische Eingängigkeit die Waage halten, dann spielt ENEMY INSIDE problemlos in der ersten Liga dieser Metal-Sparte mit. Gerade das bereits erwähnte 'Venom', der melancholisch angehauchte Kracher 'What We Used To Be' und das unheimlich eingängige 'Don't Call Me An Angel' drängen sich hier als absolute Höhepunkte auf, die schnell auf den Punkt bringen, was für ein massives Potential im Vierer steckt. Trotzdem drängt sich mir auch ein kleines Aber auf, denn teilweise geht mir die Liebe zum Mainstream mit Pop-Schlagseite doch etwas zu weit. 'Sayonara' etwa ist schon reichlich kitschig, belanglos und taucht dann doch mal in die Party-Kitsch-Kiste ab, während 'Should Have Known Better' zwar ein fieser Ohrwurm ist, mir aber trotzdem insgesamt etwas zu poppig ausfällt, um für echte Begeisterung zu sorgen. Gleiches gilt übrigens auch für 'I'd Rather Be Dead', das zwar hinten heraus etwas Wucht bekommt, vorher aber doch eher belanglos dahinplätschert. Unterstrichen wird die glattgebügelte Seite des Bandsounds übrigens auch von der Produktion des Silberlings, die mir ebenfalls zu selten mal echte Kante zeigt und selbst in den harten Momenten eher zahm und radiotauglich aus den Boxen rollt.
Nun ist das Ganze natürlich wie immer Geschmackssache und mit einem offeneren Ohr für den modernen Pop-Metal-Grenzgang, der sich gerade so großer Beliebtheit erfreut, gefällt euch "Venom" vielleicht deutlich besser als mir. Für mich persönlich bleibt ENEMY INSIDE auf dem Drittwerk aber doch deutlich hinter den eingangs erwähnten Kollegen wie APRIL ART oder FUTURE PALACE zurück, die zumindest in meinen Ohren den Spagat zwischen Pop, Synthesizer-Spielereien und metallischer Wucht deutlich ausgewogener und teils auch zwingender hinbekommen.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs