ENFEEBLE - Momentum Of Tranquility
Mehr über Enfeeble
- Genre:
- Melodic Thrash / Modern Death Metal / Metalcore
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Eigen
- Release:
- 15.10.2015
- Little Change
- Epidemia
- Four Eyes Two Hearts
- Shooting Gallery
- Middle Of Nowhere
- Contented
- Mistress
- Confined
- Illusion
- Farewell
- Hypnophobia
- Peripetia
Modern-Death-Momentum top, Klargesang flop.
Was wird heutzutage im Bereich Modern Metal nicht alles als progressiv bezeichnet. Progressiv im Sinne von fortschrittlich? Trifft nur in den seltensten Fällen zu. Progressiv im Sinne von Progressive Metal? Noch seltener. Der Begriff gerät unter Generalverdacht, als Lockmittel für Musik verwendet zu werden, die verzweifelt versucht, interessant, modern, oder schlichtweg anders zu klingen. Auch "Momentum Of Tranquility", das zweite Album unsrer jungen Landsleute von ENFEEBLE, wird als Mischung aus Melodic Thrash und Metalcore bezeichnet, die einen Schritt weiter in die "progressive" Richtung geht. Nun, wenn ein deftiges Metalcore-Brett ohne klassische Vers-Refrain-Einteilung bereits als progressiv bezeichnet werden kann, sollte die Definition dieses Begriffs wohl neu festgelegt werden. "Momentum Of Tranquility" ist jedenfalls weder fortschrittlich im Sinne einer musikalischen Weiterentwicklung der seit Jahren bekannten und ausgelutschten Metalcore-Genretrademarks, geschweige denn hat das Album irgendetwas mit progressiver Rockmusik zu tun.
Und wenn wir den Begriff einfach außen vor lassen und nur den musikalischen Output des Vierers aus Lingen betrachten? Nach den ersten drei Tracks folgt bereits Ernüchterung: Von der zünftigen Produktion abgesehen kickt hier kaum etwas; modernen Death Metal mit gelegentlich melodisch geführten Gitarren haben wir in der jüngeren Vergangenheit zuhauf gehabt, und da das breite Mittelfeld hinter Bands wie THE BLACK DAHLIA MURDER, NEAERA und Konsorten recht unübersichtlich geworden ist, geht eine Truppe wie ENFEEBLE mit mittelprächtigen Songs wie dem EMMURE-Klon 'Little Change' oder der Schwedentod-Kopie 'Epidemia' direkt baden. Ganz schwach fällt auf "Momentum Of Tranquility" außerdem der Klargesang aus: Oftmals schief, kraftlos, und für das musikalische Gesamtergebnis schlichtweg überflüssig. Hier fehlte der Band wohl der kritische Blick eines externen Produzenten. Auch die (zum Glück seltenen) elektronischen Spielereien – ganz besonders nervtötend beim abschließenden 'Peripetia' – sind komplett verzichtbar.
Glücklicherweise wird der Core-Anteil zur Albummitte deutlich erhöht, der Klargesang- und Elektro-Anteil zurückgefahren – und plötzlich stehen da mit 'Middle Of Nowhere' oder 'Illusion' ein paar richtig schnuffige Moshpit-Granaten. Zu den Auf-die-Fresse-Riffs passen jetzt auch ein deutlich bissigerer Schreigesang und der viel effektvollere Einsatz von Stakkato-Gehämmer und pfeilschnellen Schlagzeugattacken. Was diese Band ganz offensichtlich kann, ist zeitgemäße Moshcore-Granaten mit dezent melodiösen Ansätzen abzuliefern. Progressiv ist das definitiv nicht, macht aber Laune und dürfte zumindest live positive Reaktionen ernten. Leider verursachen die cleanen Vocals auch bei den stärkeren Songs des Albums Magenschmerzen.
Unterm Strich ordnet sich "Momentum Of Tranquility" im unübersichtlichen Heer moderner Todesbleikapellen ein, stark abgewertet aufgrund einer schwachen und insgesamt überflüssigen Klargesangsleistung. Sound, Energie, Momentum dieser Platte stimmen. Reicht aber am Ende nur für einen Platz im hinteren Mittelfeld.
Anspieltipps: Middle Of Nowhere, Mistress, Illusion
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Timon Krause