ENFORSAKEN - The Forever Endeavor
Mehr über Enforsaken
- Genre:
- Melodic Death Metal
- Label:
- Century Media
- Release:
- 22.03.2004
- Tales Of Bitterness
- The Forever Endeavor
- A Break From Tradition
- Vertigo Equilibrium
- Dead Night, Dead Light
- Cloaked In Need
- The Acting Parts
- Poison Me
- Redemption
- All For Nothing
Juhu, etwas Neues aus den Staaten. Und, Überraschung: Es gehört weder zur momentan schwer angesagten NWoAHM noch zum Bereich Metalcore.
Jaha, das gibt es noch. Zugegeben, nach dem ersten Hördurchgang hätte ich den Zweitling von ENFORSAKEN noch ohne Zögern in eine der o.g. Kategorien eingeordnet, nach ein paar weiteren dann in die geistige Schublade "netter Melo-Death ohne viel Tiefgang".
Doch weit gefehlt: Das junge Quintett aus Chicago spielt zwar ganz eindeutig melodischen Death Metal, hat dabei aber eine Menge an eigenen Ideen zu bieten und legt in Sachen Songwriting und Instrumentenbeherrschung eine Reife an den Tag, die nicht unbedingt zu erwarten gewesen wäre. Während das Erstwerk "Embraced By Misery" noch mit Fug und Recht als gelungene Melange aus CARCASS und DISMEMBER zu beschreiben war, so ist der Truppe mit "The Forever Endeavor" ein riesiger Schritt gelungen. Weg von den großen Vorbildern, hin zum eigenen Sound - und der kann sich wahrlich hören lassen.
Natürlich finden sich einige Stellen, bei denen der geneigte Hörer an Szenegrößen wie DARK TRANQUILLITY oder mitunter auch AT THE GATES denken wird, aber wenn hier unbedingt ein Vergleich gezogen werden muss, dann fielen mir an erster Stelle noch die verblichenen EBONY TEARS zu seligen "Tortura Insomniae"-Zeiten ein. Deren unerreichter Pioniergeist wabert nämlich auch an allen Ecken und Enden von "The Forever Endeavor" herum: Anstatt mehr oder weniger simpel, kurz und knackig auf den Punkt zu kommen, sprengen die Kompositionen fast allesamt den magischen fünfminütigen Rahmen, das grandiose Finale 'All For Nothing' erreicht sogar erst nach acht Minuten die Ziellinie. Und was treiben ENFORSAKEN in dieser Zeit? Ganz einfach: Sie lassen die Musik sprechen. So gibt es für diese Stilrichtung sehr viele, mittlerweile arg rar gewordene Instrumental-Parts mit einer Fülle von ohrenschmeichelnden Melodien, atmosphärische, teils sogar rein akustisch gehaltene Intermezzi und eine Menge an Rhythmus-, Takt- und Tempowechseln zu bestaunen. Dabei achten die Jungs glücklicherweise stets darauf, die ganze Chose nie zu sehr in den technischen Bereich abdriften zu lassen. Die Griffbrett-Spielereien sind zwar wahrzunehmen, stören aber nie den eigentlichen Fluss der Kompositionen und werden zudem von majestätischen Melodien begleitet, welche selbst IN FLAMES und DARK TRANQUILLITY in ihrer Frühphase nicht besser hinbekommen hätten. Als Beispiele können hier das eröffnende Dreierpack sowie das nicht minder schlechte, anfangs nett vertrackte 'Vertigo Equilibrium' herhalten.
Fast schon als genial würde ich die herausragende Gitarrenarbeit der Herren DeGroot und Stell bezeichnen, die immer wieder deutlich machen, dass sie sich nicht nur bei Highspeed-Soli, sondern auch bei gefühlvollen Twinleads heimisch fühlen. Das ist schon ganz große Schule. Mister Swanson hinter der Schießbude steht seinen sechssaitigen Kollegen in gar nichts nach, sein äußerst abwechslungsreiches, sehr dynamisches und vor allem variables Spiel ist absolut erstligareif.
Lediglich die teils etwas eintönigen Vocals von Steven Sagala trüben den sehr positiven Gesamteindruck ein wenig, wobei die eher selten auftauchenden, cleanen Gesangsparts wirklich fein geraten sind.
Summa summarum eine richtig gute Platte, die nicht nur eine verdammt ernst zu nehmende Alternative zur europäischen Melo-Death-Szene ist, sondern darüber hinaus auch deutlich mehr bietet als durchschnittlich melodisch meuchelnde Kapellen. "The Forever Endeavor" braucht auf jeden Fall einige Durchläufe, um komplett erschlossen werden zu können, aber dieser Aufwand lohnt sich definitiv. Es macht richtig Spaß, der Scheibe beim "Wachsen" zuzuhören.
Ich bin entzückt, verzückt und zücke eine klare Kaufempfehlung!
Anspieltipps: Tales Of Bitterness, Vertigo Equilibrium, All For Nothing
- Redakteur:
- Rouven Dorn