ENGINE OF PAIN - Oculus
Mehr über Engine Of Pain
- Genre:
- Thrash Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Release:
- 05.06.2015
- Doomsday Machine
- Hold On
- Anger Management
- Foul
- Take Me To Your Manager
Ein Ende mit Würde.
ENGINE OF PAIN ist nicht mehr. Die Niederländer legen die Band ad acta. Nicht jedoch, ohne noch wenigstens einen Schlusspunkt zu setzen, das hatten sie sich vor Jahren versprochen. Doch die Schwierigkeiten, die die räumliche Trennung mit sich brachte - immerhin lebt Sänger Nick schon seit Jahren in Barcelona - sorgten dafür, dass sich die Aufnahmen länger hinzogen und am Ende eine EP mit fünf Liedern entstand, die nun der Nachruf auf die Thrasher aus Holland sein sollen.
"Oculus", so heißt das Werk, bei dem die Fünf ziemlich ungehobelt zu Werke gehen, aber dabei auch sehr abwechslungsreich. Besonders auffällig ist Nicks Gesang. Gleich im Opener 'Doomday Machine', das anfangs fast einen Elektrotouch hat, geht es von Beginn an heftig zu Werke. Mehrstimmig und wild, wie vom Zitteraal gestochen, sorgt die Band für völliges Chaos und fängt den Hörer nur bei gelegentlichen, gradlinigen Passagen wieder ein und leitet ihn zurück in das bekannte Thrashuniversum. Ein durchaus beeindruckendes Solo legt sich dann über das eigentlich fast schon powermetallische Riff, während vorher die Gitarrenarbeit im Geräusch-Orkan untergegangen war. Das ist ziemlich gut, hüpft zwischen Thrash und Power Metal hin und her und weiß zu überzeugen, wenn man erst einmal ein wenig Struktur in den Beginn gehört hat.
'Hold On' fängt dann völlig anders an und erinnert, bis auf den Gesang, sogar an TERRAFYGHT - bekanntlich der ENGINE OF PAIN-Nachfolger. Treibend, simpel im Riffing, aber wieder aus der Masse hervorgehoben durch Nicks ungewöhnlichen Gesang, zeigt die Band bereits, dass "Oculus" auf jeden Fall nicht eintönig werden kann. Nur mit Thrash hat das nichts mehr zu tun. Aber das war ja der Hauptkritikpunkt in Björns Review des Albums "I Am Your Enemy". Das Problem ist angegangen und nachhaltig gelöst! 'Anger Management' ist dann wieder echter Thrash und kann mit einer beeindruckenden Schimpfwortkanonade aufwarten, in der die Band so ziemlich alles und jeden runtermacht. Midtempo und heftige Vocals, Aggression und beinahe nu-metallisches Riffing, auch hier wird mit Verve eine Genregrenze nach der anderen übersprungen.
Mit dem gerade einmal dreiminütigen 'Foul', das in bester Malmsteen-Manier beginnt, neigt sich die CD auch leider schon dem Ende zu. Das Riffing erinnert mich frappierend an TESTAMENT und macht 'Foul' zu meinem Lieblingslied auf "Oculus", speziell das starke Gitarrensolo möchte ich noch hervorheben. Dann geht es mit 'Take Me To Your Manager' in die letzte Thrashgranate, die das zweistimmige Chaos des Openers wieder aufnimmt. Dazu eine gehörige Dosis Speed, ganz leichte Core-Einflüsse im gebrüllten Gesang, ein gesprochener Zwischenpart und komplexe Rhythmen, das ist schon fast ein wenig proggig, und fertig ist der sehr unterhaltsame Rundling.
Diese ziemlich coole EP beendet die Karriere der niederländischen Thrashband, die besonders durch Nicks außergewöhnlichen Gesang und den Kontrast zwischen dieser gesanglichen Härte und der sonst dominierenden Melodie originell war. Ein echter Schlusspunkt, und ein Haken an die Sache. Das nötigt Respekt ab, speziell wenn man weiß, dass "Oculus" in einer Auflage von nur 100 Stück als Digpack erschienen ist, jede einzelne CD handnummeriert. Thrashfans dürfen durchaus zugreifen, bevor die Scheibe ausverkauft sein wird. Ein paar Exemplare gibt es in unserem Shop, solange der Vorrat reicht. Und dann geht das Licht aus für die Schmerzmaschine.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Frank Jaeger