ENSIFERUM - One Man Army
Auch im Soundcheck: Soundcheck 02/2015
Mehr über Ensiferum
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Metal Blade (Sony)
- Release:
- 20.02.2015
- March Of War
- Axe Of Judgement
- Heathen Horde
- One Man Army
- Burden Of The Fallen
- Warrior Without A War
- Cry For The Earth Bounds
- Two Of Spades
- My Ancestor´s Blood
- Desecendants, Defiance, Domination
- Neito Pohjolan
Der Schuster bleibt bei seinen Leisten
Alles neu im Hause ENSIFERUM? Zumindest macht es den Anschein, wenn man einmal die Rahmenbedingungen des nunmehr sechsten Streiches betrachtet. Bis vor kurzem noch bei Spinefarm Records unter Vertrag, darf sich nun Metal Blade glücklich schätzen, diese Finnen in ihren Reihen begrüßen zu dürfen. Drehte für den Vorgänger "Unsung Heroes" noch Hiili Hiilesmaa als Produzent die Knöpfchen, war auf "One Man Army", so der imposante Titel des neuen Albums, nun Anssi Kippo dafür zuständig, der im Übrigen einen mehr als ordentlichen Job an den Tag gelegt hat. Ja, selbst der Artwork-Künstler wurde ausgetauscht: Kristian Wahlin raus, Gyula Havancsák, der bereits für ARKONA und TYR den Pinsel geschwungen hat, rein. Es hat sich also enorm viel bei ENSIFERUM getan, sodass man als Außenstehender die Vermutung haben könnte, dass sich auch musikalisch viel bei den Folk-Metallern getan hat. Doch den Zahn ziehe ich euch gerne, schließlich sind die fünf Musiker seit Jahren ein eingeschworener Haufen und haben mit jenem "One Man Army" ein für die Band so typisches Arsenal an illustren Ideen und Melodien auf die Beine gestellt.
So nehmen im brandneuen Elfteiler erneut epische, zum Teil sogar orchestrale Chöre, wunderbare Schlachtgesänge und eine deftige Prise Biss das Heft in die Hand. Tat ich mich beim Vorgänger ein wenig schwer, aufgrund fehlender Dosenöffner einen besseren Zugang zu finden, bläst ENSIFERUM dieses Problem anno 2015 mit einem heroischen Sturm spielend beiseite. 'Axe Of Judgement', 'One Man Army', 'Warrior Without A War' und zum Teil auch 'Two Of Spades' zeigen klar, wo der Pagan-Frosch die Locken hat und brillieren durch eine schlichtweg enorm coole Atmosphäre. Die Vocals sind wieder einmal eine passende Wonne, die Arrangements durchaus spannend und abwechslungsreich und der Pagan-/Folk-Fan springt vor Freude im Dreieck. Dieser kann sich auch an durchaus anmutigeren Stücken, in denen die Melodien und Emotionen die Oberhand gewinnen, erfreuen, knallt ihm ENSIFERUM doch ein beinah vollends gelungenes Hit-Paket vor den Latz. Hier sprechen vor allem 'Neito Pohjolan' mit schönem Akkordeon-Einsatz oder der Überlängen-Mammut 'Desecendants, Defiance, Domination' Bände.
Doch wieso sprach ich denn von "beinah"? Nun, obwohl das Songmaterial der Ein-Mann-Armee wieder etwas zugänglicher und griffiger zu sein scheint, gibt es doch einige Passagen, die mir Kopfzerbrechen bereiten. Warum hat 'Two Of Spades' einen solch gelungenen Beginn und macht ihn durch einen derart unnötigen Disco-/Schießmichtot-Mittelteil fast zunichte? Wieso besitzt 'Cry For The Earth Bounds' solch ein, im wahrsten Sinne des Wortes, langatmiges Intro, das die Dynamik vollkommen ins Leere laufen lässt? Weshalb schafft es ENSIFERUM zwar, die anfänglich rohe Naturgewalt jenes heroischen Genres aufzugreifen, diese aber nicht über die volle Distanz von stolzen 53 Minuten zu halten? Fragen über Fragen, die sich mir nach Ablauf dieses dennoch guten Albums einfach nicht erschließen.
Doch sei's drum, hat die Band darüber hinaus auf "One Man Army" doch ganze Arbeit geleistet: Artwork und Produktion passen, Atmosphäre und Songs überzeugen zumindest zum großen Teil und ENSIFERUM scheint die Angriffslust anfänglicher Schlachten wieder gepackt zu haben. Wie standhaft das Pagan-Quintett aus dem hohen Norden ist, darf es im März unter Beweis stellen, wenn Deutschland und Europa zum Kampfe rufen.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Marcel Rapp