ENSLAVED - E
Auch im Soundcheck: Soundcheck 10/2017
Mehr über Enslaved
- Genre:
- Progressive Black Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 13.10.2017
- Storm Son
- The River's Mouth
- Sacred Horse
- Axis Of The Worlds
- Feathers Of Eolh
- Hiindsiight
Philosophiestunde mit Wikingern
Es sind die kleinen Freuden, die das Leben lebenswert machen. Zu diesen Freuden gehört stets die Ankündigung, die Vorfreude und der Release eines neuen ENSLAVED-Albums. Tatsächlich haben die Norweger kein einzig schwaches Album veröffentlicht, seit ich angefangen habe, mich mit ihrem Schaffen näher zu befassen - und das ist schon einige Jahre her (genauer gesagt: seit "Below The Lights" aus dem Jahr 2003).
Doch wie sieht es nun mit "E" aus? Einem Album, dem mit "In Times" einem der Highlights der Diskographie der Bergenser einen kaum zu toppbaren Vorgänger entgegensteht? Einem Album, das nach dem Ausstieg von Langzeit-Keyboarder und -Schönsänger Herbrand Larsen einen Bruch mit der Vergangenheit markiert?
Klar ist: "E" ist kein zweites "In Times", was aber nicht bedeutet, dass es hier einen Rückgang an Qualität gegeben hätte. Nur ist das neue Album in seiner Gesamtheit etwas progressiver und verspielter ausgefallen als der direkte Vorgänger. Zudem hat ENSLAVED erstmalig mit einem Saxophon ('Hiindsiight') und einer Hammondorgel experimentiert. Beides Elemente, die an der jeweiligen Stelle Sinn machen und den Song aufwerten, gleichzeitig den Grundcharakter um feine Nuancen bereichern.
Beim ersten Durchhören fällt neben der präsenteren Keyboard-Arbeit natürlich auch der neue Cleangesang deutlich auf: Herbrands Stimme werde ich im Gesamtsound der Norweger wohl auf ewig vermissen. Der Singsang, der von Grutle, Ivar und Neuzugang Håkon beigesteuert wurde, ist in seiner Gesamtheit etwas glatter und sauberer. Da die Band aber auch produktionstechnisch die Gitarren etwas zurückgefahren und dadurch auch ein wenig an Heaviness verloren hat, passen die etwas glatterer Vocals hervorragend in den Kontext. Der Sängertausch hat sich also klar und deutlich auf den Gesamtsound ausgewirkt, ob zum Guten oder Schlechten hin, muss jeder selbst beurteilen.
Als weitere Bereicherung gibt es die progressivere Ausrichtung der neuen Songs. Allein der Opener 'Storm Son' weist ein paar recht tricky Parts auf und 'Feathers Of Eolh' ist allein schon durch den vertrackten Schlusspart Gold wert. Hinzu kommt die äußerst vielschichtige Produktion, gewohnt erdig in Szene gesetzt, aber dennoch heavy und immer noch richtig "Metal".
Mit "E" untermauern die Norweger ihre Ausnahmestellung im international progressiven Metal und man darf der Entwicklung dieser altnordischen Philosophen mit Spannung weiterverfolgen. Die Vorfreude auf den nächsten Silberling glüht allmählich schon auf. Denn: Nach dem Release ist vor dem Release.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Haris Durakovic