ENSLAVED - Heimdal
Auch im Soundcheck: Soundcheck 02/2023
Mehr über Enslaved
- Genre:
- Progressive Black Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Nuclear Blast (Rough Trade)
- Release:
- 03.03.2023
- Behind The Mirror
- Congelia
- Forest Dweller
- Kingdom
- The Eternal Sea
- Caravans To The Outer Worlds
- Heimdal
Bildungsbürgertum im Viking Metal.
Wir verlassen das Reich der Riesen und der Trolle, um Asgard einen Besuch abzustatten. Der dortige Brückenwächter Heimdall bewacht unsere progressiven Norweger von ENSLAVED auf ihrem neuen, inzwischen 16. Album. Und so liegen beinahe 30 Jahre zwischen dem gleichnamigen Song vom Debüt "Vikingligr Veldi" bzw. dem vorausgehenden Demo und dem vorliegenden, 48 Minuten langen Stück nordischer Tondichtung. Im Gegensatz zum älteren Namensvetter handelt "Heimdal" aber nicht direkt vom mythologischen Gott an sich, sondern von Veränderung, dem Wandel an sich. Dass bei der Erkundung dieses Kaninchenbaus viel Platz für Selbstreflexion und esoterische Motive bleibt, macht den textlichen Charme dieses Albums aus. Das Erkunden und Verstehen dieser Reise von Vergangenheit und Zukunft spiegelt sich auch im Musikalischen wider.
Die Eröffnung des Albums geht Hand in Hand mit dem Bild auf dem Cover. Grutle und Håkon sind dafür mit WARDRUNAs Eilif auf Bootstour gegangen, um Heimdalls Gjallarhorn nachzuahmen. Der Blick hinter den Spiegel, um den es im ersten Song geht, schließt wunderbar an den "Utgard"-Sound an, den die Norweger im weiteren Verlauf des Album noch stärker auf den Punkt bringen. Wie oftmals in der ruhmreichen Diskografie ENSLAVEDs hat sich das Songwriting-Duo auch auf "Heimdal" um die Kombination barscher, metallischer Härte einerseits und organischem, gedankenverlorenem Schwelgen andererseits bemüht. 'Forest Dweller' zeigt diese Stärke und bietet detailversessene Arrangements, hat insbesondere gesangstechnisch viel zu bieten. Die Vorliebe für Krautrock und die Fortsetzung des auf "Utgard" begonnen Kurses hört man bei 'The Eternal Sea' und dem von der gleichnamigen EP bereits bekannten 'Caravans To The Outer Worlds' am deutlichsten, während ich im abschließenden 'Heimdal' sogar mancher Gitarren-Idee eine Verwandtschaft ersten Grades zur "Vikingligr Veldi" attestieren möchte.
Auch wenn man mit ENSLAVED schon seit vielen Jahren immer wieder auf neue Horizonte stößt, welche die Norweger schließlich überwinden, so bleibt die Essenz der Band auch auf "Heimdal" in zweierlei Hinsicht erhalten. Neben dem mythologischen Kern - schließlich hatten sich die Musiker aus Haugesund inhaltlich schon immer gut vom Gros der Szene abgegrenzt - das betrifft auch die Musik an sich. Sicherlich ist das hier einige Ecken weiter vom Black Metal entfernt als die Alben der 90er. Doch insbesondere dem Gitarrenspiel von Ivar und natürlich dem Gesang von Grutle ist anzumerken, wie viel Dreck, Schwärze und und Unnahbarkeit noch immer in ENSLAVED stecken. Dieses Album hat die ideale Länge, es biedert sich weder dem Zeitgeist noch verklärter Retro-Tagträume an. Es mag das bislang persönlichste Album für die Band sein. Für mich persönlich ist es ein heißer Anwärter auf das Album des Jahres. Ein Album, dessen ich schlichtweg nicht müde werde.
Anspieltipps: Forest Dweller, Caravans To The Outer Worlds
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Nils Macher