ENSLAVED - Ruun
Mehr über Enslaved
- Genre:
- Progressive Viking Metal
- Label:
- Tabu / Soulfood
- Release:
- 19.05.2006
- Entroper
- Path To Vanir
- Fusion Of Sense And Earth
- Ruun
- Tides Of Chaos
- Essence
- Api-vat
- Heir To The Cosmic Seed
ENSLAVED sind eine der Bands, die es geschafft haben, sich in ihrer mittlerweile 15jährigen Karriere nie selbst zu kopieren. Allerdings durfte man nach dem 2004er Erfolgsalbum "Isa" (für das es Preise hagelte) gespannt sein, was darauf wohl folgen sollte. Nun ist es raus: "Ruun" heißt der neue Silberling, und verspricht wohl ähnlich erfolgreich zu werden wie das Vorgängeralbum. Auf dem neuen Album kombinieren die Norweger ihre Viking/Black Metal-Wurzeln mit einer gehörigen Portion Prog Rock sowie den schon fast typischen epischen, dramatischen, atmosphärischen und mystischen Passagen.
So abwechslungsreich und stellenweise genial die Songs auch seien mögen, leicht zu hören sind sie auf jeden Fall nicht. Allerdings gibt es ja einfachen Viking Metal zuhauf, so dass man den Pioniergeist und die Experimentierfreude von ENSLAVED wirklich bewundern muss.
Der Opener 'Entroper' beginnt mit mystisch-psychedelischen Klängen, die dann von schwarzmetallischen Riffs abgelöst werden. Hierzu gesellen sich dann nach und nach noch Grutles Gekreische, einige rockige Passagen sowie ein Mörderrefrain. Durch das Einstreuen von klaren Gesangspassagen wird dem Ganzen zudem auch noch ein epischer Stempel aufgedrückt. Mit seinen über sechs Minuten länge ist 'Entroper' also ein richtiges Soundmonster. Einfach Klasse! Solch einen Song kann wohl nur ENSLAVED schreiben.
Also schon beim ersten Song Abwechslung pur bei den Norwegern.
Rockig geht es weiter bei 'Path To Vanir', einem Midtempo-Stück, mit klarer Rock Attitüde und Black Metallischem Gesang. Das Tempo bleibt bis fast zum Ende gleich, um dann in einem langsamen melancholischen Part zu enden. Typischer Viking Metal erschallt bei 'Fusion Of Sense And Earth' aus den Boxen, denn hier geht es einmal etwas schneller zur Sache. Doch da auch hier die für dieses Album typischen Geschwindigkeitswechsel auftreten, wird diese zu Beginn vorgelegte Geschwindigkeit relativ schnell gedrosselt. Dass der Song gegen Ende noch mit waschechten Death-Growls aufwartet, mag den Variantenreichtum im musikalischen Wirken von ENSLAVED aufzeigen.
Der Titeltrack 'Ruun' wird schon zu Beginn von einer melancholischen Stimmung getragen, was der klare, fragende Gesang zusätzlich noch verstärkt, bevor man dann ein etwas höheres Tempo anschlägt und Grutle sich die Seele aus dem Leibe kreischt. Hier begeistert vor allem der Refrain, der extrem eingängig und mitreißend ist. Brilliant!
Etwas merkwürdig mutet 'Tides Of Chaos' an. Hier wird weniger gesungen, als viel mehr gesprochen, während der Refrain mit klarer Stimme dargebracht wird. Einerseits ist der Song dadurch recht interessant, andererseits kommt er aber auch ein bisschen langatmig daher, zumal gegen Ende der Gesang aufhört, und sich 'Tides Of Chaos' noch etwa 90 Sekunden "totspielt".
Das darauf folgende 'Essence' hat wohl mehr Abwechslungsreichtum zu bieten, als manch andere Band auf allen ihren Platten: Von langsam nach schnell, über aggressiv zu traurig. Etwaige Stilwechsel machen das Hören nicht eben leichter, aber dafür umso faszinierender. Daher ist 'Essence' kein Song für Ungeduldige, denn er entfaltet erst nach einigen Malen Hören sein wahres Gesicht.
Abgeschlossen wird "Ruun" von dem fast siebenminütigen, Prog-Rock-lastigen 'Api-vat' sowie dem psychedelischen 'Heir To The Cosmic Seed'.
Fazit:
Musikalisch sind ENSLAVED einfach genial. Wie es die Band nach 15 Jahren immer noch schafft sich musikalisch weiterzuentwickeln, ist faszinierend. Ebenso faszinierend sind die Songs auf "Ruun", das zwar ein relativ experimentelles Album ist, aber trotzdem voll und ganz überzeugt. ENSLAVED setzen, was den Variantenreichtum betrifft, neue Maßstäbe.
Allerdings hätten ein, zwei schnellere und/oder härtere Songs der Platte sicherlich gut getan, denn "Ruun" bewegt sich überwiegend im Mid-Tempo-Bereich und auch von den Black-Metal-Wurzeln ist nicht mehr viel geblieben. Ansonsten ist den Norwegern aber ein würdiger "Isa" Nachfolger gelungen, und man darf gespannt sein, welche Preise es diesmal hagelt.
Anspieltipps: Entroper, Path To Vanir, Essence
- Redakteur:
- Martin Schneider