ENTER SHIKARI - A Kiss For The Whole World
Mehr über Enter Shikari
- Genre:
- Metalcore / Trancecore
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- So Recordings
- Release:
- 21.04.2023
- A Kiss For The Whole World
- (pls) Set Me On Fire
- It Hurts
- Leap Into The Lightning
- Feed Your Soul
- Dead Wood
- Jailbreak
- Bloodshot
- Bloodshot (Coda)
- Goldfish ~
- Giant Pacific Octopus (I Don't Know You Anymore)
- Giant Pacific Octopus Swirling Off Into Infinity…
Hits jenseits jeglicher Genre-Grenzen ...
Trancecore, Metalcore mit ordentlicher Dub-Step-Schlagseite oder einfach Pop-Synth-Metal-Mashup? Egal wie man die Musik der Briten ENTER SHIKARI bezeichnen möchte, eines muss man dem Vierer aus St. Albans lassen, jedes der sechs Alben der bisherigen Bangeschichte war überraschend, innovativ und einfallsreich. Geht mir das Quartett dabei mit seinen Experimenten manchmal auch deutlich zu weit? Definitiv ja, und dennoch bin ich immer wieder gespannt was die Briten aus dem Hut zaubern. Daher ist ein Antesten des neuen und insgesamt siebten Langdrehers "A Kiss For The Whole World" natürlich Pflicht.
Entstanden sind die zwölf frischen Kompositionen übrigens in einem alten Bauernhaus in der Küstenstadt Chichester, in dem sich Fronter Roughton „Rou“ Reynolds und seine Mitstreiter im Frühjahr 2022 für mehrere Wochen einschlossen, um in Ruhe an ihrem neuesten Werk zu arbeiten. Der Strom stammte dabei zu 100 Prozent aus Solarenergie, wie die Band im beiliegenden Pressetext recht überdeutlich betont. Und irgendwie glaube ich, dass die sonnige Energie auch einen nicht gerade kleinen Einfluss auf das Songmaterial hatte, denn der eröffnende Titeltrack ist mit seinen Bläsern und poppigen Melodien schon fast unverschämt eingängig und - ich wage es zu sagen - fröhlich. Gepaart mit einem tollen Refrain und der nötigen Portion Härte entwickelt sich die Nummer schnell zu einem echten Hit, der mit Sicherheit bei den kommenden Shows der Briten die Massen in Bewegung versetzen wird.
Danach werden die Gitarren aber vorerst deutlich in den Hintegrund gedrängt, denn bis zur Mitte des achten Tracks 'Bloodshot' gibt es kaum mal wuchtige Riffs oder nackenbrechende Breakdowns zu hören. Stattdessen dominiert der Pop-Appeal das Bild auf "A Kiss For The Whole World", was allerdings überraschenderweise nicht weiter ins Gewicht fällt, denn irgendwie scheint das Quartett in diesem alten Bauernhaus eine Goldader voller großartiger Refrains aufgetan zu haben. Beispiele gefällig? 'Leap Into The Lightning' etwa könnte sich locker auch in den Charts recht weit oben einsortieren, 'It Hurts' ist eine von massigen Synthezisern getragene Ballade mit großem Refrain und 'Dead Wood' wird primär von Streichern angeführt, ist aber dennoch eine fürchterlich eindringliche Nummer, die sich sofort im Gedächtnis festbeißt. Da lässt es sich auch verkraften, dass das seltsame Hip-Hop-Zwischenspiel 'Feed Your Soul' irgendwie etwas deplatziert wirkt und auch hinten heraus die musikalischen Experimente dem Hit-Potential der Nummern öfter einmal das Wasser abgraben.
Trotz dieser Kritik ist "A Kiss For The Whole World" gerade auch dank einer überragenden ersten Hälfte ein tolles ENTER SHIKARI-Album geworden, das Fans der Band mit Sicherheit glücklich machen wird. Ja, anno 2023 wird der ursprüngliche Metalcore-Sound erneut weiter zurückgefahren und die eigenen musikalischen Scheuklappen muss man definitiv an der Garderobe zurücklassen, doch die Mühe lohnt sich, denn der siebte Langdreher hat einige faustdicke Hits im Gepäck.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs