ENTERING POLARIS - Atlantean Shores / And Silently The Age Did Pass
Mehr über Entering Polaris
- Genre:
- Heavy Metal / Akustik
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Freya Records / Bertus
- Release:
- 22.06.2023
- Forever
- The Lords Of The Last
- The Tempest And The Sea
- Sands Of Time
- Do Raindrops Aspire To Be Oceans?
- Six Directions Of Space
- Extraordinary Journeys
- A Season Away
- This Old Land (An Arrow to the Sun)
- Distant Horizons
- Projected Horizons Pt I: As Driftwood On Dire Seas
- Projected Horizons Pt Ii: Ere We Sleep Under The Soil
- Counting Hours
- Glacier
- Frozen By The Fire
- Gordian Pristine
- Empty Heaven
- The Light At The Edge Of The Earth
- Always A Moment Too Late
- ...And Silently The Age Did Pass Pt.I: Porten
- ...And Silently The Age Did Pass Pt.II: Coming Of The Great Rain
- ...And Silently The Age Did Pass Pt.III: The Sweep Of Ages
- ...And Silently The Age Did Pass Pt.IV: Retrospective
Die ersten zwei von vier Alben - überbordende Kreativität oder Größenwahn?
Ich erinnere mich, dass Kollege Björn vor einigen Jahren das Debüt dieses Projektes besprochen hat und nur mittelmäßig fand, was anbetracht der Konkurrenz, an der man sich unwillkürlich messen lassen muss, nicht verwundert, ist doch ENTERING POLARIS ein Projekt ähnlich AYREON oder AVANTASIA, das mit zahlreichen Gastmusikern umgesetzt wurde. Nun liegt das neue Werk vor, das gleich zwei Alben kombiniert, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Zudem ist ein zweiter Doppel-Pack angekündigt worden, doch dazu später mehr.
Beginnen wir mit "Atlantean Shores", das zwischen Heavy Metal und Power Metal pendelt und auch gerne progressive Elemente einbezieht. Dabei ist der Kopf hinter ENTERING POLARIS, Tom Tee, eigentlich durch seine Arbeit mit der recht gradlinigen belgischen Band OSTROGOTH bekannt. Doch hier geht er komplexer zu Werke und vor allem mit viel Keyboards, setzt die verschiedenen Sänger geschickt ein und lässt sie ihre Stärken ausspielen. Dabei kann man durchaus ein beachtliches Namedropping betreiben, ich greife nur mal ein paar heraus: Roy Khan (CONCEPTION, Ex-KAMELOT), Thomas Vikström (THERION), Arno Menses (SUBSIGNAL), Georg Neuhauser (SERENITY), Fabio Leone (RHAPSODY). Nicht ganz schlecht, was?
Auch musikalisch kann sich das Album sehen lassen. Abwechslungsreich und gekonnt können alle Lieder einen eigenen Charakter beweisen bis hin zu dem Opus grande, 'Six Directions Of Space', das beinahe zwanzig Minuten auf die Uhr bringt und aus sechs Einzelteilen besteht, quasi eine musikalische Storysammlung. Coole Idee und auch gut umgesetzt. Auch wenn nicht alle Songs danach völlig zwingend sind, gibt es mit dem Zehnminüter 'Distant Horizons' nochmal einen echten Aufhorcher. Zwar wird nicht ganz das Niveau der beiden oben genannten Referenzbands erreicht, aber allzu viel fehlt nicht mehr. Hört selbst in 'Forever' rein:
Forever
https://www.youtube.com/watch?v=dacTTS0cdJY
Bevor wir uns nun der zweiten Scheibe zuwenden, möchte ich ein paar Worte zu dem Konzept verlieren. Mastermind Tom hat nichts weniger vor, als in diesem Jahr vier Scheiben zu veröffentlichen, die jeweils einen anderen Stil als Grundlage haben. So ist eben "Atlantean Shores" das echte Metal-Album. Zusammen in der gleichen Verpackung steckt auch noch "And Silently The Age Did Pass", ein melancholisches Akustik-Album. Ja, genau, die beiden Scheiben haben nichts, aber auch gar nichts miteinander zu tun, außer Tom als Urheber zu haben.
Tatsächlich kann der Kopf des Projektes auch in diesem Stil packende Lieder komponieren. Im Vergleich fällt auf, dass sich die Stücke auf "And Silently The Age Did Pass" stärker ähneln, als das Material auf "Atlantean Shores" und weniger Aha-Momente bieten. Bis auf 'The Light At The Edge Of The World' fließt alles leicht düster, manchmal unheilvoll vor sich hin, immer gut und jedes Lied ist für sich betrachtet durchaus schön, nur im Gesamtkontext verliert der Hörer irgendwann etwas die Konzentration, der Geist schweift ab, plötzlich schaut man und stellt fest, dass man drei Lieder weiter ist. Die Musik hat die Zeit angenehm untermalt, aber fordert nicht die gleiche Aufmerksamkeit wie der ander Langdreher. Auch hier habe ich einen Anspieltipp, nämlich '...And Silently The Age Did Pass, Pt.II: Coming Of The Great Rain':
...And Silently The Age Did Pass, Pt.II: Coming Of The Great Rain
https://www.youtube.com/watch?v=62U1gKfxwHA
Das Konzept soll in diesem Jahr noch um eine echte Progressive-Metal-Scheibe und eine reine Piano-Platte erweitert werden. Tausendsassa Tom Tee macht keine halben Sachen! Doch bis dahin beschäftigen wir uns weiter mit den beiden Scheibchen, die wir vorliegen haben. "Atlantean Shores" gefällt mir besser und verdient sich eine sehr gute Note, ich schwanke zwischen 7,5 und 8. Da "im Zweifel für den Angeklagten" gilt, ist es eine 8, aber "And Silently The Age Did Pass" kommt über die 7 nicht hinaus, macht also eine 7,5 und den Tipp, sich die beiden Alben mal anzuhören, vor allem, wenn man mit den beiden großen "A" des Genres etwas anfangen kann. Das ist schon sehr gut und sehr kaufenswert. So gesehen tendiere ich als Antwort auf meine Einleitungsfrage deutlich zu Kreativität. Vielleicht mit einem kleinen Schuss Größenwahn. Aber einem ganz kleinen.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Frank Jaeger