ENTOMB THE MACHINE - Entomb The Machine (EP)
Mehr über Entomb The Machine
- Genre:
- Death Metal / Deathcore
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Eigenpressung / Eigenvertrieb
- Release:
- 19.11.2010
- S.P.F.S.P.
- The Faceless Ones
- Wake Up
- Catch-22
- Bitterness Comes Around
Sehr technisch ausgerichteter Death-Metal-Nachwuchs mit leichter Core-Schlagseite.
Aus der Stuttgarter Ecke kommt diese junge Band, auf welche ich vor einigen Wochen bei "Play Live!", dem Nachwuchs-Wettbewerb des Popbüros Baden-Württemberg aufmerksam geworden bin, bei dem das Quintett den sehr guten zweiten Platz belegte. Zeitgleich haben die Jungs auch ihre Debüt-EP veröffentlicht, welcher ich an dieser Stelle ein paar Worte widmen möchte, auch wenn ich sicher nicht der größte Experte in Sachen technischen Death Metals bin, der sich in unseren Reihen tummelt.
Warum? Nun, ganz einfach: Die Band hat mich mit ihren technischen Fertigkeiten vor allem an den Gitarren, aber auch in allen anderen Bereichen, sowie mit der tollen Bühnenshow auf ganzer Linie überzeugt, und auch das erste Tondokument der beginnenden Karriere kann mich komplett überzeugen. Da die Scheibe im für diesen Sound äußerst kompetenten Iguana Studio produziert wurde, brennt hier gar nichts an, und der Mix lässt die komplexen, messerscharfen Riffs von André und die immer wieder eingestreuten, mal flüchtigen, mal hektischen Leads von Benni schön klar herausstechen. Auch der Drumsound passt sehr gut und wirkt in meinen Ohren auf keinen Fall so steril, wie dies bei vergleichbaren Produktionen leider oft der Fall ist.
Frontmann Arndt mag vielleicht noch nicht den ultimativ eigenständigen Stil gefunden haben, doch das ist im vorliegenden Genre auch nicht gerade leicht. Selbst die großen, etablierten Bands aus den Bereichen Deathcore und Death Metal haben nur selten einen Frontmann, der nur aufgrund seines Gesangs zu einem der Großen wurde. Das Grundrüstzeug muss vorhanden sein, und das ist bei ENTOMB THE MACHINE auf jeden Fall gegeben, bedient Arndt vom gelegentlichen Screamo über seltenen Klargesang bis hin zum eher klassichen Keifen und Growlen doch die gesammte Palette. Den Rest muss dann im Laufe der Jahre die Erfahrung und eben die Bühnenpräsenz richten, wobei ich nach dem Gig in Oberndorf am Neckar gerade im letzteren Punkt keine Bedenken habe.
Nehmen wir die einzelnen Stücke unter die Lupe, dann gefällt schon einmal das Intro zu 'S.P.F.S.P.' mit seinem Maschinen-Krieg-Sample, welches zur Thematik der EP und zum gewählten künstlerischen Konzept der Band sehr gut passt. Der Song an sich weist eine schöne Mischung aus kurzen, melodischen Läufen, hektischen Riffs und messerscharfen Breaks auf, zu denen einige coole Breakdowns und genretypischer Gesang treten. 'The Faceless Ones' setzt noch eine Spur mehr auf vertrackte Rhythmik und wirre Leads, wobei vom Ausdruck her hier mehr Death und Black Metal eine Rolle spielen als die beim Opener präsenteren Core-Elemente. Bei 'Wake Up' begegnen wir zunächst einem relativ klassisch-metallischen Drive, bevor die Sache zur Mitte hin wieder hektischer und wirrer. Mit einer kurzen Passage in 'Catch-22' und einem ausgedehnteren Teil des abschließenden 'Bitterness Comes Around' wagt sich Arndt auch wieder mal an leicht psychotisch wirkende cleane Vocals, was im orthodoxen Death-Metal-Lager nicht jedem munden wird, aber auch gar nicht muss. Mir gefällt gerade der letzte Song sehr gut, weil er die stilistische Vielseitigkeit und das kompositorische Potential der Band gut auf den Punkt bringt.
Auch wenn sicher der eine oder andere Genregänger meckern wird, dass ENTOMB THE MACHINE die Originalität nicht mit Löffeln gefressen haben mögen und sicher auch noch keine neuen Maßstäbe für die gewählte Stilrichtung setzen, dann möchte ich ihm entgegenen, dass dies wohl kaum eine junge Extrem-Metal-Band in diesem Stadium bereits geschafft hat. Wir reden von einem ersten Demo, und schon aufgrund der für mich schwer beeindruckenden technischen Leistung und der Fähigkeit ihrem Gesamtkonzept so etwas wie Stil und Schlüssigkeit zu verleihen, kann ich mir gut vorstellen, dass wir von ENTOMB THE MACHINE noch einiges hören werden. Vor allem, wenn es den fünf Schwaben gelingen sollte, sich so weiter zu entwickeln, dass der Band noch mehr eigenes Profil erwächst, was sich vielleicht daraus ergeben kann, dass sie nach spannenden Inspirationen auch im Bereich des technischen und progressiven Metals außerhalb der bisherigen Haupteinflüsse Deathcore und Death Metal sucht, und aus diesen eine originelle Mischung bastelt.
Zu wünschen wäre es der Band, und wenn ihr sie dabei unterstützen wollt, dann hört mal bei MySpace hinein und schaut, ob ihr nicht fünf preiswerte Euro locker machen wollt, um euch die zwar nur im Pappschuber steckende, aber ansonsten professionell gepresste und mit einem schönen Logo und Artwork versehene CD zu angeln. Meiner Meinung nach lohnt sich das auf ganzer Linie.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle