ENVY - Eunoia
Mehr über Envy
- Genre:
- Post Rock
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Pelagic Records
- Release:
- 11.10.2024
- Piecemeal
- Imagination And Creation
- The Night And The Void
- Beyond The Raindrops
- Whiteout
- Lingering Light
- Lingering Echoes
- January's Dusk
Heftige Gegensätze in einem sehr melancholischen Setting.
Begegnungen mit diesen Japanern sind immer sehr speziell, meistens aufregend, manchmal auch verwirrend, am Ende aber doch jederzeit besonders. Seit mehr als 30 Jahren arbeitet ENVY bereits an der Entfremdung klassischer Hardcore-Sounds, hat dabei die Ursprungsidee immer weiter aus dem Auge verloren und gibt sich inzwischen eher als Post-Rock-Ensemble, dessen größte Waffe wohl die Wahl der sehr gewagten Kontraste ist, mit denen man nun auch das achte Studioalbum geschmückt hat.
Dass man eine längere Zeit benötigt, um sich wieder in der Welt der Musiker aus Tokio einzufinden, ist inzwischen bekannt, jedoch dauert es dieses Mal auffällig lange, bis man einen Link zu dieser eigenwilligen Verbindung aus verträumten, meist nachdenklich gestimmten Melodien und dem sprunghaften Sprechgesang herstellt, der hier letztlich fast schon wie die Erzählstimme zu einem modernen in Musik gebetteten Märchen erscheint. Betrachtet man ausschließlich die Melancholie, die von der instrumentalen Darbietung ausgeht, kann man sich darauf sehr schnell einlassen und auch mit wachsender Spieldauer einlullen lassen. Die wiederkehrenden Themen der gar nicht mal so unglaublich verschachtelten Arrangements liefern etwas zunehmend Vertrautes, sie vermitteln ein seltsames, weil beklemmendes Gefühl von Sicherheit, werden dann aber durch den vokalen Crossover irgendwie wieder auseinander gerissen und in völlig neue Richtungen gelenkt.
Es ist schließlich genau dieser Gegensatz, der für eine gewisse Aufregung sorgt, definitiv aber auch einen polarisierenden Effekt hat. Denn gerade zu Beginn fragt man sich häufiger, warum kein melodischer Gesang beigesteuert wird, um die intensive Tiefenwirkung dieser träumerischen Harmonien noch weiter zu festigen. Dann jedoch, ab einem bestimmten Punkt, ist man ein weiteres Mal hinter diese merkwürdige Fassade gestiegen, hat es irgendwie 'begriffen' und kann einfach viel besser folgen, zumal die anfänglich befremdlich wirkenden Kontraste immer mehr zu einer Einheit zusammenwachsen und im finalen 'January's Dusk' sogar zu einer tollen Symbiose verschmelzen.
Es bleibt dennoch nicht auszuschließen, dass eben genau dieser komisch anmutende Gesang manch einen schrecken wird, ENVY besser kennenzulernen und den Einstieg mit "Eunoia" zu wählen, und auch das ist durchaus nachvollziehbar. Man würde jedoch eine Form von musikalischer Schönheit verpassen und dazu ein anspruchsvolles und gelegentlich sehr mitreißendes Album.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Björn Backes