EPICA - Design Your Universe
Mehr über Epica
- Genre:
- Symphonic Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 16.10.2009
- Samadhi - Prelude
- Resign To Surrender - A New Age Dawns Part IV
- Unleashed
- Martyr Of The Free World
- Our estiny
- Kingdom Of Heaven - A New Age Dawns Part V
- The Price Of Freedom - Interlude
- Burn To A Cinder
- Tides Of Time
- Deconstruct
- Semblance Of Liberty
- White Waters
- Design Your Universe - A New Age Dawns Part VI
DAS ist Klassik im metallischen Gewand!
Wer hätte zum Release des EPICA-Debüts "The Phantom Agony" ernsthaft geglaubt, dass die niederländische Formation um die stimmgewaltige Frontdame Simone Simons nur sechs Jahre später die Alleinherrschaft im europäischen Symphonic-Metal-Sektor übernehmen würde? Zu stark schien die Konkurrenz aus dem eigenen Land, zu durchwachsen war der Einstieg des Sextetts seinerzeit. Inzwischen hat sich die Ausgangslage aber drastisch geändert: WITHIN TEMPTATION sind mittlerweile in ihren Mainstream-Gedanken gefangen, AFTER FOREVER wiederum haben komplett die Segel gestrichen. Und EPICA? Tja, die setzen Album für Album noch einen drauf und erschaffen spätestens seit "The Divine Conspiracy" wahrhaftige Kunstwerke!
Mit "Design Your Universe" haben die westeuorpäischen Nachbarn nun einen Standpunkt erreicht, der wirklich allem trotzt, was der symphonische Metal heutzutage hergibt. Ob es nun die progressiven Elemente sind, die sich gerade zu Beginn sehr deutlich manifestieren, der Einsatz der Chöre, die finsteren Melodien, der ständige Wechsel beim Gesang, die verschachtelten, wirklich kunstfertigen Arrangements oder zuletzt auch die sehr regelmäßigen Stimmungswechsel, welche die Atmosphäre auf "Design Your Universe" in ein sensationelles Gebilde der metallischen Kunst verwandeln - was hier geschieht, hat mit dem, was den symphonischen Stahl auszeichnet, nicht mehr sonderlich viel gemein. Vielmehr ist dieses Album eines der dynamischsten, modernsten Klassik-Werke der letzten Jahre - garniert mit außergewöhnlichen Vocals und harten Gitarren. Soviel zur Basis...
Entsprechend den äußerst vielfältigen Strukturen, ist der Zugang zu "Design Your Universe" im ersten Anlauf kaum möglich. Insbesondere die Passagen der 'A New Age Dawns'-Reihe sind mit Breaks überschüttet und mit der Vielzahl unterschiedlicher Fragmente regelrecht überladen. 'Resign To Surrender' überzeugt diesbezüglich zwar mit gigantischen Chören und euphorischen Keyboard- Arrangements, braucht aber mehrere Versuche, bis man den Kern des Songs erfasst hat - und dieser Aspekt ist die prägnanteste rote Linie, die sich konsequent durch das Album zieht.
Mit 'Kingdom of Heaven' wagen EPICA in der Mitte des Albums dann den Versuch, einen echten Meilenstein zu kreieren. Eingerahmt in epische Melodien vermischen die Niederländer einmal mehr progressive Sounds mit kurzen Death-Metal-Grooves, kleistern den Song gleichzeitig mit Pianos und Keyboards zu, nutzen aber trotzdem jede Gelegenheit, einige Hooklines herauszuheben. Unheimlich viele Details komemn zum Vorschein, und auch wenn der Song an sich nicht wirklich sperrig ist, hält er eine ganze Menge versteckt. Den Anspruch, ein Meisterstück zu komponieren, haben EPICA spätestens hier zufriedenstellend gelöst!
Mit wachsender Spieldauer findet man schließlich immer besser zu den Songs von "Design Your Universe". Die beiden ruhigen Nummern 'Burn To A Cinder' und 'Tides Of Time' funktionieren in diesem Zusammenhang als Annäherungsangebot sehr gut, zumal die Band den Bombast hier auf ein Minimum reduziert - nur um im heroischen 'Deconstruct' wieder aus dem Vollen zu schöpfen. Mit dem Finale in 'Semblance Of Liberty' sowie im Titeltrack schöpfen Simons und Co. schließlich das noch verbliebene Potenzial aus und steigern sich zu einem letzten gigantischen Akt. Wenn nach sage und schreibe 75 Minuten der Vorhang fällt, ist man schließlich erst einmal geneigt, Luft zu holen. Denn was auf "Design Your Universe" passiert, was sich hier vermischt und vermengt ist noch größer als all das, was THERION in mehr als zwei Dekaden auf die Beine zu stellen vermochten. Vergessen wir also ganz schnell NIGHTWISH, WITHIN TEMPTATION und Co., denn keine dieser Bands verfügt über solch geniale Songschreiber wie die Musiker von EPICA. Eine Gefahr bleibt jedoch: Sollte die Band sich ähnlich wie die Kollegen von AFTER FOREVER dazu durchringen, am Höhepunkt die Reißleine zu ziehen, müsste jetzt konsequenterweise Schluss sein. Aber daran denken wir jetzt besser nicht...
Anspieltipps: Kingdom Of Heaven, Semblance Of Liberty, Deconstruct, Martyr Of The Free World
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Björn Backes