EQUILIBRIUM - Rekreatur
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/2010
Mehr über Equilibrium
- Genre:
- Pagan Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Nuclear Blast/Warner
- Release:
- 18.06.2010
- In heiligen Hallen
- Der ewige Sieg
- Verbrannte Erde
- Die Affeninsel
- Der Wassermann
- Aus ferner Zeit
- Fahrtwind
- Wenn Erdreich bricht
- Kurzes Epos
Ein "kurzes" Epos in einer stürmischen Zeit
Ja mei, des is a da Wonsin! Seit fast zehn Jahren sind die Fast-Münchner von EQUILIBRIUM nun schon im Geschäft. Fast müßig wäre das Unterfangen, noch irgendeinem Metaller unter 30 erklären zu wollen, wer oder was diese Band ist – hat man die fünf Energiepakete einmal live gesehen, weiß man, was ein Publikumsmagnet ist. Sei es nachmittags um halb drei auf dem Summer Breeze, wo mehrere Zehntausend jubeln oder diverse Club-Konzerte im Rahmen der XXX-Fest-Touren: Wenn EQUILIBRIUM die Bühne entern, ist es voll, voller, am vollsten.
Doch die Nachricht am Anfang von 2010, dass Gründungsmitglied Helge Stang (Gesang) und Manuel Di Camillo die Band verlassen würden, traf viele Fans absolut überraschend und stellte schnell die Frage in den Raum, ob es EQUILIBRIUM in einem anderen Line-Up überhaupt geben könnte. Ein halbes Jahr später ist die Frage einfach und kompakt zu beantworten: Ja, definitiv. Mit Robse Dahn von der VRANKENVORDE hat die Band einen würdigen Nachfolger am Mikro gefunden, der sowohl vom Charisma als auch von der Gesangsleistung die Fußstapfen von Helge zu füllen vermag. So fühlt sich der Fan sofort zu Hause, wenn die ersten Töne von 'In heiligen Hallen' ertönen. Epische Samples, wunderschön durchkomponiert bis ins kleinste Detail, melodische Gitarrenleads und eine fantastische Atmosphäre setzen genau dort an, wo "Sagas" aufgehört hat. Insgesamt sind die Veränderungen von "Sagas" (2008) zu "ReKreatur" deutlich geringer ausgefallen, als vom noch deutlich stärker Humppa-geprägten "Turis Fratyr" (2005) zum Nachfolger. Die tatsächlichen Unterscheidungsmerkmale sind versteckter und subtiler angesetzt. Insgesamt scheint es fast so, als sei die Band in Teilen erwachsener und ernsthafter geworden.
Das macht sich vor allem in den neo-klassisch geprägten Arrangements bemerkbar, die immer wieder aufblitzen. René Berthiaume (Gitarre, Arrangements, Produzent) spielt häufig mit Tonart-Wechseln, komplexen Melodieführungen und Stimmungen, was den Songs häufig eine tiefere Dimension beschert. Der Humppa-Anteil wurde zurückgefahren, ist aber natürlich immer noch ein wesentliches Element der Band. Doch bevor nun ein falscher Eindruck entsteht: EQUILIBRIUM haben natürlich nichts von ihrem Witz und ihrer selbstironischen Attitüde eingebüßt. Nein, vielmehr schafft es die Band, all das unter einen Hut zu bekommen und dabei eben noch wie nebenbei ein tolles, oft auch an Film-Scores erinnerndes, Metal-Album zu schreiben. Nachwievor strotzen die Kompositionen voller Ideen und wahnwitziger Einfälle, sind ein schlichtes Feuerwerk an Drehungen und Wendungen. Herauszuheben ist da zum Beispiel der Ausflug in asiatische Gefilde, der auf den Namen 'Der Wassermann' hört. Ein tolles Märchen wird da in bester Asia-Metal-Manier erzählt und weiß den Hörer einzufangen – und nicht mehr loszulassen. Deutlich dunkler und gehimnisvoller wird es in 'Wenn Erdreich bricht'. Dieser Song ist wie eine faszinierende Mischung aus RIGER und RHAPSODY OF FIRE, bringt die besten Elemente aus symphonischem und angeblacktem Metal zusammen. Toll.
Fazit: Überbordend, emotional, überfordernd, psychedelisch, fett, laut, wechselhaft und zum Abgehen prädestiniert – der klassische EQUI-Speed-Trip eben. Im Vergleich zu "Sagas" sind gerade die erwachseneren Kompositionen eine echte Steigerung und zeigen, dass EQUILIBRIUM noch lange nicht am Ende sind. Nein, vielmehr scheint es fast so, als würde nun eine neue Dekade anbrechen, die die Band noch weiterbringt. Es ist faszinierend, was aus dieser ehemaligen Underground-Band aus der Peripherie von München geworden ist.
Anspieltipps: Der Wassermann, Wenn Erdreich bricht, Kurzes Eposv
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Julian Rohrer