EQUILIBRIUM - Renegades
Auch im Soundcheck: Soundcheck 08/2019
Mehr über Equilibrium
- Genre:
- Metal Allerlei
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 22.08.2019
- Renegades - A Lost Generation
- Tornado
- Himmel und Freuer
- Path Of Destiny
- Moonlight
- Kawakaari - The Periphery Of The Mind
- Johnny B.
- Final Tear
- Hype Train
- Rise Of The Phoenix
Stillstand als innerer Tod
Zugegeben, ich musste mehrmals auf das Artwork der neuen EQUILIBRIUM-Scheibe schauen, um zu erkennen, dass es sich wirklich um die Jungs aus Maisach handelt. So wurde nicht nur das Bandlogo um einiges schlichter gestaltet, auch das Cover an sich ähnelt gar nichts, was Robse und Co. in den letzten Jahren veröffentlicht haben. Alles neu macht der August? Allem Anschein nach, denn auch personell hat die Truppe mit Skar einen neuen Bassisten, der zeitgleich auch den stellenweise aufkommenden Klargesang übernimmt, sowie am Keyboard mit Skadi Rosehurst ein neues Gesicht. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis sich die neuen Winde auch im EQULIBRIUM-Sound widerspiegeln, oder?
Habt keine Befürchtungen, dass sich die Musiker stilistisch nun gänzlich weit entfernen, denn die Mixtur aus Pagan, Symphonic und melodischem Death Metal ist auch weiterhin fester Bestandteil des ganz bandeigenen Sounds. Doch man merkt den einzelnen Songs den neuen Drive und die wirklich dezente Kurskorrektur auch an. Gleich zu Beginn setzt eine kurze Sinfonie ein, ehe die Klampfenkeule geschwungen werden, die gutturalen Robse-Vocals einsetzen und man dennoch einhaken und schunkeln kann, ohne dabei das Headbangen zu vernachlässigen. Der Beginn wurde mit dem Titeltrack also schon einmal gut gewählt. Beim folgenden 'Tornado' sorgt der Klargesang fürs Aufhorchen eines Songs, der allein musikalisch sehr hymnisch, zum Ende hin äußerst stürmisch daherkommt. Das gesangliche Zwischenspiel aus Robse und Skar wertet auch 'Path Of Destiny' sowie das stürmische 'Moonlight' mit heftigem Melo-Death-Einschlag enorm auf.
Und wie explosiv Gegensätze sein können, zeigen 'Himmel und Feuer' sowie das absolut wahnsinnige 'Kawaakari - The Periphery Of The Mind' samt fernöstlichem Flair, dessen Genuss beinah schon süchtig macht. Spätestens hier merkt man die enorme Anzahl an Überraschungseffekten, die uns EQUILIBRIUM hier vor den Latz knallt und uns stellenweise mit offenem Mund zurücklässt. Mit 'Final Tear' wird es zum Ende hin dann noch etwas frostiger, eine gelungene Abkühlung in den Sonnentagen des Augusts, ehe mit dem schwungvollen und tanzbaren 'Hype Train' der Pagan-Folk Einzug hält. Das Grande Finale haben sich die Musiker jedoch mit dem siebenminütigen, anmutigen 'Rise Of The Phoenix' aufgehoben, das die atmosphärische Epik-Keule rausholt und dieses durch und durch abenteuerliche Album äußerst anmutig abschließt.
Zugegeben, mehr als neun Stücke hätte "Renegades" definitiv nicht haben dürfen, da uns die vorliegenden Songs schon einiges abverlangen. Dies ist aber konsequent positiv gemeint, denn auch wenn man der gesamten Platte viel Aufmerksamkeit schenken muss, kommen selbst beim fünften, sechsten Durchgang die einzelnen Glücksgefühle des jungfräulichen Antestens hoch. Kompositorisch anspruchsvoll und definitiv eines der stärksten Werke EQUILIBRIUMs. Neue Gesichter, neue visuelle Ausrichtung und die Erkenntnis, das man mit dem Wind von Morgen nicht in der Vergangenheit segeln kann, sorgen für einen Eindruck, den man erst einmal sacken lassen muss, aber viel Freude macht.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Marcel Rapp