EQUILIBRIUM - Sagas
Mehr über Equilibrium
- Genre:
- Black/Pagan Metal
- Label:
- Nuclear Blast/Warner Music
- Release:
- 27.06.2008
- Prolog Auf Erden
- Wurzelbert
- Blut Im Auge
- Unbesiegt
- Verrat
- Snüffel
- Heimwärts
- Heiderauche
- Die Weide Und Der Fluss
- Des Sängers Fluch
- Ruf In Den Wind
- Dämmerung
- Mana
Nach drei Jahren Pause kommt mit "Sagas" das neue Album der Band. Ungewohnt ist es, was die Bayern da präsentieren, denn offenbar war Südamerika Gastland für die neue Scheibe. <br />Ungewohnt, aber definitiv beachtenwert!<br />
Nach ihrem Debütalbum "Turis Fratyr" legen EQUILIBRIUM nun ihre zweite Platte mit dem vielsagenden Titel "Sagas" vor. Enttäuscht werden wohl alle sein, die nun eine Fortsetzung von "Turis Fratyr" erwarten. Denn die Band schlägt mit ihrer zweiten Platte einen anderen Weg ein, der an den Piraten-Metal von ALESTORM oder an leichtfüßiges Gehüpfe à la KORPIKLAANI erinnert. Aber das finde ich persönlich recht reizvoll, denn die fünf Heidenbayern bringen – hoffentlich gewollt – einen teils neuen Klang in die langsam übersättigte Pagan-Black-Folk-Metal-Ecke. Und so klingt "Sagas" nach einem Treffen von Eric the Red und Captain Jack Sparrow. Das fordert von eingefleischten Fans eine deutliche Neuorientierung.
Dreizehn Tracks und fast 80 Minuten Spielzeit geben die fünf jungen Musiker zum Besten und ihr Bestes. Sänger Helge Stang macht seinen Job mit Growling und Shouting gut – und hat sich seit "Turis Fratyr" meiner Meinung nach gesanglich nochmals verbessert. Dasselbe kann man auch über die drei anderen Jungs und das eine Mädel sagen, die nun teilweise nach dem Line-up-Wechsel in der Band spielen. Es ist musikalisch sauber und technisch ohne Mängel, was die Non-Singers auch bei den beiden Instrumentals 'Heiderauche' und 'Mana' unter Beweis stellen.
Ungewohnt sind die anfangs erwähnten leichtfüßigen Karibik-Rhythmen, die vielerorts auf der CD zu finden sind. Da stehen sich Samba bei 'Unbesiegt' und Black Metal bei 'Verrat' gegenüber, 'Ruf in den Windes' bietet Panflötengedudel aus Südamerika, und dann blitzt es zwischendurch mal klassisch metallisch wie aus den Achtzigern auf. Dabei klingt die ganze Platte kräftig und immer noch nach EQULIBRIUM - mit einem Hauch "Monkey Island".
Warmer Met und Grog, Streitaxt und Entermesser im perfekten harmonischen Einklang? Nicht ganz, denn EQUILIBRIUM wollen leider manchmal auch zu viel auf ihrer neuen Platte. So sind die Songs teilweise zu voll gestopft mit allem Möglichen und wirken dadurch leider konstruiert. Das ist ein Wermutstropfen in einem Album, das sonst sehr zu gefallen weiß. Und was am Anfang an musikalischer Neuerung so ungewohnt ins Auge fällt und ins Ohr tropft und zu gefallen weiß, schwächt leider nach einigen Hördurchgängen langsam wieder ab. Aber es bleibt immer noch mehr als genug Neues, und langweilig ist mir bisher noch nicht geworden.
Erwähnenswert ist noch, dass alle Texte in Deutsch sind. Das trägt in dieser Musikgattung und bei diesem Gesangstil zwar nicht dazu bei, dass man den Inhalt der Texte und des Gesangs leichter verstehen würde, aber es wirkt irgendwie positiv. Alle Texte sind auf der Homepage der Band einsehbar und - fürs Genre - erfreulich wenig kitschig. Amüsant ist es dann aber doch, wenn sich die Pagan-Texte mit karibischem Flair mischen und man schwarze Feste an weißen Stränden vor sich sieht.
Fazit: erst reinhören. Dann nachdenken. Dann noch mal reinhören. Dann kaufen oder nicht. Denn "Sagas" klingt deutlich anders, als das, was man nach "Turis Fratyr" erwartet hätte, und vielleicht wird der wahre Pagan-Metaller hier das Gesicht verziehen. Nachdem die Wikinger aber angeblich damals Amerika entdeckt haben, entdecken sie es nun auch musikalisch. Für mich eine amüsante und packende Platte mit viel Potenzial und mutigen Neuerungen in einer Musikgattung, die langsam, aber sicher in ihrem eigenen Saft zu Tode zu kochen droht.
Anspieltipps: Wurzelbert, Unbesiegt, Ruf in den Wind, Mana
- Redakteur:
- Christoph Maser