ES IM ICH - Dem Wahnsinn nah
Mehr über Es Im Ich
- Genre:
- Neue Deutsche Härte
- Label:
- Eigenproduktion
- Das Biest
- In Mir
- Chaos der Sinne
- Detonation
- Sklaven der Hölle
- Schizophrenie
- Die böse Saat
- Auge in Auge
- Lethargie
- Zombieland
- Kreuzzug gegen das Leben
- Die Ankunft
Die Geschichte von ES IM ICH geht in das Jahr 1994 zurück, als Thomas (g./b.) und Harald (dr.) diese Band gründeten. Nach zahlreichen früheren Bandprojekten entschlossen sie sich, aus dem typischen englischsprachigen Heavy-Metal-Klischee auszusteigen, und so wurde die Idee des deutschsprachigen Death Rocks geboren. Die Band wurde zu dieser Zeit durch Peter Mi. (v.) und Peter Ma. (b.) komplettiert, und da man sich bereits aus einem gemeinsamen Bandprojekt kannte, ließen die ersten Songs nicht lange auf sich warten. Auch ein erstes Demo-Tape folgte auf dem Fuß, doch danach wurde es etwas ruhiger um die Band und aufgrund von privaten Gründen verließ Peter Mi. 1999 die Band. In Stefan wurde aber relativ schnell Ersatz gefunden, und von diesem Punkt an ging es mit ES IM ICH immer weiter aufwärts. So wurde mit "Chaos der Sinne" eine erste CD produziert und auch Live-Auftritte standen immer wieder auf dem Programm. Im Oktober 2002 begannen ES IM ICH schließlich mit den Aufnahmen zur neuen CD "Dem Wahnsinn nah", die nun seit Juni erhältlich ist und auch mir zur Besprechung vorliegt...
Den Einstieg finden ES IM ICH mit 'Das Biest', das auch gleich die Marschroute vorgibt: Die Band bewegt sich irgendwo zwischen RAMMSTEIN, BÖHSE ONKELZ und den deutschsprachigen CREMATORY. Vor allem die Letzteren dürften musikalisch als Vorbild gedient haben, auch wenn ES IM ICH ganz klar versuchen, ihr eigenes Ding durchzuziehen und von einer Kopie keinesfalls die Rede sein soll. Wie schon beim Opener, so dominieren auch bei 'In Mir' vor allem die harten Gitarrenriffs und der tiefe, kräftige Gesang von Stefan das Geschehen, doch auch die Rhythmusfraktion trägt natürlich ihren Teil bei. Nach diesen beiden aggressiven, schnellen Songs wurde das Tempo bei dem Pseudo-Titeltrack 'Chaos der Sinne' etwas zurückgeschraubt. Die Gitarrenriffs sind noch immer recht heavy, aber nun auch ziemlich schleppend, sodass der Song einen Doom-Touch bekommt. Den Effekt der verzerrten Gitarren gab es zwar auch schon bei KISS ('Black Diamond'), aber wir wollen ja nicht kleinlich sein. Vor allem nicht, da mit 'Detonation' mein persönlicher Favorit folgt. Dieser Song kommt wieder sehr flott daher und kann mit recht simplem, aber dafür umso treibenderem Riffing aufwarten, das - zusammen mit dem galoppierenden Rhythmus - hervorragend den Nacken stimuliert. Dagegen wirkt das wieder eher schleppende 'Sklaven der Hölle' geradezu monoton und kann mich daher überhaupt nicht mitreißen - daran ändern auch die Grölpassagen und die teilweise verzerrten Vocals nichts. Besser sieht das dann schon wieder bei 'Schizophrenie' aus, das mit weitaus mehr Aggression daherkommt. Neben den drückenden Gitarren - auch der Instrumentalteil ist ganz gut gelungen - fällt vor allem aber auch der mehrstimmige Chorus positiv auf.
Bei 'Die böse Saat' wurde das Tempo wieder zurückgeschraubt, und irgendwie komme ich bei diesem Song um den Vergleich zu RAMMSTEIN nicht herum. Stefans Gesang ist zwar um einiges growliger, und auch die eher death-metal-mäßigen Gitarren machen einen Unterschied aus, aber das war's auch schon. Und wenn wir nun schon beim Vergleichen sind - das ebenfalls schleppende 'Auge in Auge' hat durchaus Parallelen zu (neueren) Songs der BÖHSEN ONKELZ. Alle guten Dinge sind bekanntlich drei, und deshalb ziehe ich jetzt gleich auch noch einen dritten Vergleich, da das schnellere und trotzdem recht groovige 'Lethargie' Ähnlichkeiten zu CREMATORY (zu Zeiten des deutschsprachigen "Crematory"-Albums) nicht von der Hand weisen kann. Auch auf das 'Zombieland' würde diese Aussage zutreffen, aber wir wollen es mit den Vergleichen ja nicht übertreiben, und so ist dieser Song eben ein treibendes Stück Musik im Midtempo, das durchaus mitzureißen weiß. Nach diesen mehr oder weniger gemächlicheren Stücken folgt mit 'Kreuzzug gegen das Leben' wieder ein schneller und aggressiver Song - getreu dem Motto 'Augen zu und durch'. Doch dieser Ausflug in schnellere Sphären ist nur von kurzer Dauer, da der Abschlusssong 'Die Ankunft' wieder in die doomige Richtung geht und dementsprechend schleppend daherkommt. Das Riffing ist selbstverständlich auch hier recht heavy, und auch sonst kann hier vor allem die Gitarrenfraktion überzeugen, aber alles in allem gehört dieser Song nicht unbedingt zu ES IM ICHs Meisterwerken.
Unter dem Strich ist "Dem Wahnsinn nah" ein recht ordentliches Scheibchen geworden, doch wie bei vielen anderen Eigenproduktionen gibt es auch hier Licht und Schatten. ES IM ICH können vor allem dann überzeugen, wenn sie schnell und aggressiv zu Werke gehen, während die langsameren, schleppenden Songs häufig zu monoton wirken. Wenn die Band an diesem Punkt noch etwas an sich arbeitet, dann könnte man den Namen ES IM ICH vielleicht noch öfters hören - Potential ist nämlich durchaus vorhanden...
- Redakteur:
- Martin Schaich