ESPERFALL - Act I - Origins In Darkness
Mehr über Esperfall
- Genre:
- Power Metal / Symphonic Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- H-Music
- Release:
- 01.04.2022
- A Gift From The Gods
- Tempest In Paradise (The First Advent)
- Retreat Into Dreamland
- Plato's Cave
- Nature Of The Disease (The Second Advent)
- Don't Leave Me Behind
- No Tomorrow (The Third Advent)
- Futures & Options
- Black Flag
- Cortex Breakdown
Das musikalische Equivalent zur Geschichte von Dr. Jekyll und Mr. Hyde.
Die Ungarn ESPERFALL sind eine Band, bei der ich sofort an Dr. Jekyll und Mr. Hyde denken muss, denn ähnlich gespalten wie die Persönlichkeit des Protagonisten aus Robert Louis Stevensons Roman, ist auch die musikalische Ausrichtung des Sextetts aus Budapest. Nach der Bandgründung im Jahr 2016 und den beiden EPs "A Leap Of Faith" und "The Leaf Legacy" veröffentlicht die Band um Frontfrau Nóra Sima dieser Tage ihr Debüt "Act I - Origins In Darkness", hat aber irgendwie noch nicht so recht beschlossen, wo die musikalische Reise eigentlich hingehen soll.
Los geht die Platte jedenfalls erst einmal mit einem typischen Symphonic-Metal-Intro - ein wenig kitschig und mit Orchester-Samples zugepflastert, geht 'A Gift From The Gods' als Eröffnung trotzdem noch in Ordnung. Danach wird mit 'Tempest In Paradise (The First Advent)' eine relativ eindimensionale NIGHTWISH-Kopie serviert, die zwar von Nóras Sopranstimme vor der vollständigen Belanglosigkeit gerettet wird, gleichzeitig aber auch eben eine vom Power Metal angehauchte Symphonic-Nummer ist, wie man sie inzwischen eben schon tausende Male gehört hat. Mit 'Retreat Into Dreamland' kommt dann im Anschluss Mr. Hyde zum Vorschein, denn plötzlich klingt das Sextett wie ausgewechselt. Frau Sima hält mit ihrer Stimme zwar weiterhin die NIGHTWISH-Fahne hoch, demonstriert aber gleichzeitig, dass sie sich auch mit ihren Growls neben Basser Péter Wachal behaupten kann, während der Rest der Band munter in finnischen Gewässern das Schiff wechselt und sich an einer CHILDREN OF BODOM-Kopie samt prägnanter Keyboards versucht. Dieser Ausflug mündet in einem Song, der zwar seine starken Momente hat, gleichzeitig aber auch nicht auf ganzer Linie überzeugt.
Ein Umstand, der sich leider durch das gesamte Debüt wie ein roter Faden zieht, denn so richtig zu einem eigenständigen Sound bekommen die Ungarn die beiden Hälften ihrer musikalischen Persönlichkeit noch nicht verheiratet. Viel mehr steht Mr. Melodic Death Metal mal im Vordergrund wie in 'Plato's Cave', während Dr. Symphonic Metal eben Nummern wie 'Don't Leave Me Behind' dominiert. Handwerklich ist dabei alles immer solide umgesetzt und auch in Sachen Hooklines lässt die eine oder andere Stelle aufhorchen, doch irgendwie merkt man eben immer, dass die Band ihr Gleichgewicht noch nicht gefunden hat, sondern irgendwie keinen ihrer musikalisch recht gegensätzlichen Pole voll ausspielt. So sind harte Passagen eben doch immer etwas zu weichgespült und wenn es einmal richtig melodisch und eingängig wird, fühlt sich der Sechser dann doch dazu verpflichtet, ein paar Growls und härtere Gitarren einzustreuen.
Die guten Nachrichten überwiegen am Ende trotzdem für ESPERFALL, denn handwerklich hat die Band ein mehr als solides Fundament und mit Nóra ebenfalls eine Sängerin an Bord, die sich vor der Konkurrenz in diesem Sektor überhaupt nicht verstecken muss. Nur muss das Sextett eben noch seinen eigenen Sound irgendwo zwischen CHILDREN OF BODOM und NIGHTWISH finden. Gelingt das, sind auch locker noch deutlich mehr Punkte für die Ungarn drin, nur "Act I - Origins In Darkness" ist aktuell weder Fisch, noch Fleisch.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs