ESTUARY - Craft Of Contradiction
Mehr über Estuary
- Genre:
- Thrash Metal
- Label:
- Ibex Moon
- Release:
- 09.10.2007
- Enduring The Illusion
- Creation Damnation
- Lies Of Promise
- Trans-Dimensional Scourge
- A Disease Called Dogma
- Heirs To The Throne Of Fear
- Cleansed Of All Wisdom
- Belief Addictions
- Frailty In Numbers
- Cardinal Points To Die Upon
Bock auf ein amtliches Thrash-Inferno mit Frauengesang? Dann seid ihr hier richtig.
Aus Ohio stammt das Quartett ESTUARY, welches uns mit "The Craft Of Contradiction" sein zweites Langeisen nach "To Exist And Endure" vorlegt. Da mir die Truppe bislang nicht bekannt ist, staune ich nicht schlecht, als ich feststellen darf, dass mit Zdenka Prado eine holde Weiblichkeit hinterm Mikro agiert. So viele Damen hat die ganz harte Metalwelt nicht zu bieten, und dass ESTUARY in diesem Segment anzusiedeln ist, gibt bereits der kaum lesbare Schriftzug der Band preis.
Rundeisen in den Player geworfen, auf "Play" gedrückt und gebannt abgewartet. Ein instrumentales Intro belegt ohrenscheinlich meine Vermutung in Bezug auf die musikalische Grundausrichtung. Alte SLAYER-Riffs preschen aus meiner Anlage, während im Hintergrund ein ziemlich abgefahrenes Rhythmusgeprügel zelebriert wird. Lässt auf ein amtliches Schädelspalten hoffen. Als Madame Prado im nachfolgenden 'Creation Damnation' erstmalig ihr Stimmchen erhebt, glotze ich ungläubig auf meine Anlage. Falsche Scheibe im Schacht oder die tiefen Sequenzen zu hoch eingestellt? Nachdem ich sichergestellt habe, dass beides nicht der Fall ist, finde ich mich mit der Tatsache ab, dass Zdenka völlig unweiblich röhrt. Vielleicht sind solche Laute aus der Tierwelt bei kalbenden Elchkühen normal, aber die gutturalen Kehllaute wären auch bei einem männlichen Sänger als "extrem" einzustufen. Überraschung gelungen! Allerdings verliert die Band dadurch ein wenig an Originalität, da man wirklich nicht heraushören kann, dass kein Mann singt. Auf jeden Fall macht Zdenka ihre Sache sehr gut, denn diese gegrunzten Ergüsse passen ausgezeichnet zum musikalischen Inferno ihrer drei Mitstreiter.
Auch wenn die Chose insgesamt extrem heftig klingt und die Grenze zu Death Metal sicherlich mehrfach deutlich überschritten wird, würde ich ESTUARY eher als Thrash-Act ansehen. Viel zu häufig fühle ich mich an selige SLAYER-Zeiten erinnert, als diese noch wie eine konzentrierte Mischung aus IRON MAIDEN, VENOM und MERCYFUL FATE klangen. Testet hierzu nur einmal das sechsminütige 'Lies Of Promises', welches mit herrlichen Breaks durchsetzt keine Langeweile aufkommen lässt. Fragwürdig bleibt lediglich der Umstand, dass so eine Nummer dann ausgeblendet wird. Werde ich nie verstehen.
Aber nicht nur die längeren Kompositionen überzeugen aus musikalischer Sicht. Auch ein kompakter Hackepeter wie 'A Disease Called Dogma' erfreut mit treibenden Gitarrenattacken und hektischer Rhythmik, die unweigerlich mitreißt. Toll. Ebenso wie das melodische Intro zum nachfolgenden 'Hails To The Throne Of Fear', welches sich allerdings nach einer entspannten Minute Laufzeit in einem pfeilschnellen Tornado aus Saitengeschrubbe entlädt. POSSESSED ick hör' dir trapsen.
Wie ihr merkt, überzeugt mich die musikalische Leistung der Band, wobei ich auf Dauer allerdings eine Situation – Probleme gibt es ja gar nicht – mit dem Gesang habe. Freunde solcher Mucke wird das aber bestimmt nicht stören, da die Dame ihre Sache ja beachtlich gut macht. A matter of taste.
Ich kann jetzt nur schließen mit dem dringenden Hinweis an alle Freunde des saftig gebratenen Serviervorschlags: kaufen! Handwerklich wie auch songschreiberisch liefern ESTUARY nämlich absolutes Spitzenmaterial ab. Und wenn so eine Pussy, wie es der Verfasser dieser Zeilen nun einmal ist, den Gesang nicht abkann, kann euch das mal sonstwo kratzen.
Anspieltipps: Hails To The Throne Of Fear, A Disease Called Dogma, Lies Of Promises
- Redakteur:
- Holger Andrae