ETERNAL FLIGHT - Under The Sign Of Will
Mehr über Eternal Flight
- Genre:
- Progressive Power Metal
- Label:
- Thundering Records / Twilight
- Release:
- 25.01.2008
- Edge Of Fire
- Dark Society
- Under The Sign Of Will
- The Forgotten Side
- Deaf, Dumb, Blind
- Next Ones On The List
- Friends
- The Curse
- Miracle Man
- Ghost (With A Different Soul)
Erinnert sich noch jemand an die französische Formation DREAM CHILD, die in der zweiten Hälfte der Neunziger zwei sehr brauchbare, symphonische Power-Metal-Scheiben einspielte? Deren Frontmann Gerard Fois hat seit ein paar Jahren eine Band namens ETERNAL FLIGHT am Start, die 2004 mit "Positive Rage" ein ordentliches, aber nicht weltbewegendes Debüt-Album auf den Markt warf. Der Nachfolger mit dem schönen Titel "Under The Sign Of Will" wurde in den Vereinigten Staaten bereits vor einigen Monaten von Nightmare Records, dem Label des Kult-Metal-Sängers und umtriebigen Schwermetall-Aktivisten Lance King (u. a. ex-BALANCE OF POWER, ex-PYRAMAZE, AVIAN), veröffentlicht. Dieser Tage erscheint das gute Stück nun also auch in Europa über Thundering Records. Von der Papierform her müsste diese Platte zu mir passen wir der vielzitierte Arsch auf den Eimer, spielen ETERNAL FLIGHT doch klassisch-melodischen, dezent progressiven Power Metal, eine stilistische Ausrichtung, der ich mehr als offen gegenüber stehe. Man stelle sich eine Musik irgendwo zwischen frühen QUEENSRYCHE, DREAM THEATER und KAMELOT vor. Underground-Maniacs, die auf LETHAL und HEIR APPARENT abfahren, gehören ebenfalls zur Zielgruppe. Warum also haut mich "Under The Sign Of Will" trotzdem nicht aus den Latschen?
Das Problem ist einfach festzumachen: Auch wenn hier vieles wirklich toll gemacht ist, bleiben die Songs beim besten Willen nicht hängen. Selbst nach sechs, sieben konzentrierten Hördurchgängen geht das Material immer noch ins eine Ohr rein und aus dem anderen wieder raus. Starke Riffs, schöne Melodien, eine gesunde Portion Härte, feine Keyboard-Untermalung, ausdrucksstarke Vocals - eigentlich sind hier alle Zutaten vorhanden, die man für ein starkes Power-Metal-Album braucht. Doch irgendwie gelingt es ETERNAL FLIGHT über weite Strecken nicht, diese Einzelteile zu einem rundum schlüssigen Ganzen zu verbinden. Stückwerk sagt man dazu wohl landläufig. Es fehlt den Kompositionen oftmals an dem entscheidenden Quäntchen Struktur, Spannung, Kraft und Zielstrebigkeit. Nehmen wir uns exemplarisch mal den Titeltrack vor: Der startet mit einem ziemlich coolen Old-School-Riff, sackt aber dann in der Strophe total in sich zusammen. Nach wieder auf die Beine kommender Bridge ist der Chorus dann trotz starker Gitarren eine Nummer zu einfach gestrickt, um wirklich mitzureißen. Der keyboardschwangere Mittelteil mit dem verzerrten Gesang wirkt wie ein Fremdkörper. So etwas passiert meistens dann, wenn der Prog-Anteil in den Vordergrund gerückt werden soll. Dann wirken viele Breaks geradezu willkürlich, es kommt einfach kein Fluss und damit keine echte Begeisterung auf. Das mag zu einem gewissen Teil auch daran liegen, dass die Produktion nicht besonders gelungen ist, der Sound kommt seltsam dumpf und verwaschen aus den Speakern und erinnert eher an alte Demo-Kassetten als an moderne Aufnahmestandards.
Man möge mich hier nicht falsch verstehen, "Under The Sign Of Will" ist bestimmt kein wirklich schlechtes Album. Nur wäre hier mit einem talentierteren Songwriter deutlich mehr drin gewesen. Dabei funktionieren die gradlinigeren Stücke mit überwiegendem Melodic-Metal-Anteil noch am besten. Als Beispiel seien hier das orientalisch angehauchte 'Dark Society' und das wunderbar entspannte 'The Curse', dessen Chorus der hellste Moment dieser Scheibe ist, genannt. Ich mag auch weiterhin den charismatischen Gesang von Gerard, auch wenn er in den hohen Tonlagen manchmal gewöhnungsbedürftig quietscht und wackelt. Vielleicht hätten ETERNAL FLIGHT konsequent auf leichter verdauliche Kost setzen sollen, anstatt sich selbst mit einer musikalischen Komplexität zu belasten, der die Jungs offenkundig nicht gewachsen sind. Somit ergeht schlussendlich folgendes Urteil: Der lobenswerten Geschmackssicherheit und der exzellenten handwerklichen Qualität steht ein schmerzlicher Mangel in den Bereichen Kreativität und künstlerische Raffinesse gegenüber. Für eine Kaufempfehlung reicht es also nicht. Trotzdem kann mal reinhören nicht schaden, vielleicht sieht der Rezensent ja auch nur den Wald vor lauter Bäumen nicht. Soll's alles schon gegeben haben!
Anspieltipps: Edge Of Fire, Dark Society, The Curse
- Redakteur:
- Martin van der Laan