ETERNAL GRIEVE - Mourning
Mehr über Eternal Grieve
- Genre:
- Dark Metal
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 20.09.2003
- Darkened Skies (Intro)
- Nameless Cross
- Relieve
- Fading Away
- My Love
- Nightmare
- Die In My Arms
- Tears from An Angel's Eye
Als im Jahre 1991 PARADISE LOST ihr Zweitwerk "Gothic" veröffentlichten, hatte das weitreichende Folgen. Eine dieser Folgen ist die Band ETERNAL GRIEVE aus dem Regensburger Raum. Denn seit diesem Album gibt es ja bekanntlich jene Variante des Gothic Metal, die man auch als "Beauty and the Beast"-Metal bezeichnen könnte: ein derber Growl- oder Kreischgesang wird mit einer lieblichen, hochtönenden Frauenstimme kontrastiert. Inzwischen handelt es sich dabei meist um eine recht zwiespältige Angelegenheit, da das kreative Potenzial dieser Machart schon ziemlich ausgereizt wurde, und nach Bands wie THEATRE OF TRAGEDY, CREMATORY oder THE SINS OF THY BELOVED kaum noch etwas Neues zu erwarten ist.
Nun haben ETERNAL GRIEVE zum Glück mehr zu bieten als einen "Troll" und eine "Fee" im Gesangsduett. Ursprünglich als Death-Metal-Band gegründet, verschrieben sie sich nach einigen Jahren dem Dark Metal. Die Debüt-Mini-CD wurde in Eigenregie aufgenommen und auch dieses – ihr erstes Full-Length-Album – ist eine Eigenproduktion, die allerdings von Rockavalanche promotet wird. An dieser Stelle zeigt sich mal wieder, dass das Niveau der eigenfinanzierten Veröffentlichungen in den letzten Jahren deutlich angestiegen ist. Was einem da manchmal ins Haus flattert, wirft die Frage auf, warum diese Bands nicht gleich vom Fleck weg gesignt werden - ich denke beispielsweise an HELANGÅR oder RA’S DAWN (EXCELSIS nicht zu vergessen! Anm. d. Lektors}. Ähnlich steht es mit ETERNAL GRIEVE, die auf der Würzburger Rock/Pop-Messe 2001 als beste Metalband ausgezeichnet wurden.
Als erster großer Pluspunkt schlägt der professionelle Sound zu Buche. Hier werden nicht gute Songs in allzu dünner Luft erstickt, sondern den einzelnen Ingredenzien der Musik wird der ihnen gebührende Platz eingeräumt. Das gilt vor allem für das hervorragende Keyboardspiel von Markus Hastreiter, dessen Präsenz in jedem Stück fühlbar ist. Seine symphonischen und schaurig-schönen Klänge veredeln jedes Stück. Außerdem tragen sie eine Menge zur düsteren Stimmung dieser CD bei.
Die Songs von ETERNAL GRIEVE entfalten meist in einem mittleren oder etwas schnelleren Tempo ihre Wirkung. Doom-Fans werden sich hier also weniger zuhause fühlen. Death- und Black-Elemente sind ebenfalls kaum auszumachen – natürlich bis auf den Gesang. Die Gitarren erzeugen wuchtige Klangwände, die ordentlich abgehen und den kraftvollen Grunzvocals von Thomas Müller ein passendes Gerüst bauen. Einen Schlagzeuger hat die Band leider nicht finden können, so dass ein Drumcomputer herhalten musste. Das wird viele Hörer wohl eher stören und ist insofern schade, weil die Tracks eigentlich eine sehr eigenwillige Rhythmik aufweisen. Für die war natürlich nicht nur der Drumcomputer, sondern die gesamte Instrumentalsektion verantworlich.
Das Album "Mourning" verbreitet sicherlich jede Menge gruftige Atmosphäre, aber das Grab, an dem ETERNAL GRIEVE musizieren, wird von allerlei polterndem und lautem Spuk heimgesucht. Nach dem Intro grollt der Sänger deutsche Worte: "Ein Kreuz ist alles, was übrig ist / Doch weiß man nicht, wer drunter liegt". 'Nameless Cross' kommt mit stampfenden Gitarren daher, die sich den Klangraum mit den melodischen, filmmusikähnlichen Keyboards teilen. Power-Metal-Rhythmik trifft auf trauermarschartige Takte, bevor die Band im Mittelteil die Geschwindigkeit anzieht und der weibliche Gesang erstmalig einsetzt. Die Stimme von Sandra Sättele kann zwar noch ein paar Gesangsstunden vertragen, ist aber alles andere als schlecht und angenehm zu hören. Sie versucht auch nicht auf Teufel-komm-raus ihre Stimme in die höchsten Tonlagen zu pushen. Eine gewissen pathetischen Gestus gönnen sich ETERNAL GRIEVE allerdings schon in ihren Stücken. Am Schluss von 'Nameless Cross' heißt es dann auch bedeutungschwanger in deutsch: "Verweigert ist die Ewigkeit". Insgesamt geht der Opener gut ins Ohr. Überhaupt empfinde ich die Musik der Regensburger Finsterlinge als sehr eingängig und im Grunde melodisch, was aber nur für Leute zutreffen wird, die eben Growls gewöhnt sind.
Am Beginn von 'Relieve' verbreiten heulende Wölfe, Rabengekrächze, Gewittergrollen und ein leiser synthetischer Streicher Horrorfilmstimmung. Der weibliche Gesang ertönt über warmen Keyboards. Ein Schrei und ein Streicher leiten zu den männlichen Vocals über, die im schnelleren Part des Stückes BM-mäßiges Gekreische zum Einsatz bringen. Die symphonischen Keyboards vollziehen das angezogene Tempo mit. Und schließlich haben wir dann jenes typische Gesangsduett, an dem PARADISE LOST schuld sind.
'Fading Away' befasst sich mit dem Thema Todessehnsucht. Trotz der vielen harmlosen Klischees, die auch dieses Thema umranken, bleibt es in unserer selbstvergessenen Lach- und Spaßgesellschaft eine kleine Provokation. Der Track klingt anfänglich wie auf einer alten Schallplatte gespielt: die so verfremdeten Pianotöne und der weibliche Gesang sollen wohl die Ferne, die psychische Wand andeuten, die der zum Selbstmord Entschlossene der Wirklichkeit gegenüber aufgebaut hat. 'Fading Away' lebt im Weiteren von dem Gesangsduett und der prägnanten getragenen Melodie. Traurige Pianotöne geben uns die Möglichkeit, ein wenig in wehmütigem Schmerz zu schwelgen.
Das achtminütige 'My Love' erinnert an CREMATORY. Thomas Müller zeigt, dass er nicht nur grunzen kann, sondern auch die wavig-melancholische Tonlage beherrscht. Der unvermeidliche Beauty-and-the-Beast-Wechselsang entlässt die beiden Mitwirkenden immer wieder in Abschnitte, die sie solo bestreiten. Sandra Sättele ist dabei in verträumte Ruhe entrückt. Das Gitarre-Keyboard-Zusammenspiel erzeugt bombastische Klänge. Schnell-symphonische Parts verhindern eine zu beschauliche Atmosphäre. Herausragend ist auch 'Die In My Arms', das verschiedene Parts ineinander verschachtelt und stark mit einer Dramatik aus Laut und Leise arbeitet. Die Keyboards haben hier fast etwas Sakrales an sich.
Ein Minuspunkt ist die zu kurze Spielzeit von dreiundvierzig Minuten. Aber Fans der im ersten Absatz genannten Bands sollten unbedingt dieses Album anchecken. Die romantischen und gleichzeitig derben Grabesklänge düften dort einiges an Begeisterung auslösen. Die CD kann über die Webseite der Band geordert werden. Naja, mal schauen, was aus dieser sehr guten deutschen Nachwuchsband werden wird...
Anspieltipps: Nameless Cross, Fading Away, My Love, Die In My Arms
- Redakteur:
- Jörg Scholz