EUDAIMONY - Futile
Mehr über Eudaimony
- Genre:
- Dark Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Cold Dimensions
- Release:
- 29.11.2013
- Ways To Indifference
- Mute
- A Window In The Attic
- Futile
- Portraits
- Cold
- Godforsaken
- December's Hearse
Wenn schon kein Black Metal, dann Depressive<br />
Es war für viele sicher eine große Überraschung, als der ehemalige DARK FORTRESS-Sänger Azathoth, charismatisch und mit großer Stimme gesegnet das Aushängeschild der Band, selbige 2007 verließ. Die großen Fußstapfen konnten schönerweise problemlos gefüllt werden, aber von Matthias Jell, so sein bürgerliche Name, war bislang eher wenig zu vernehmen, sieht man von der Kollaboration mit SONIC REIGN unlängst mal ab. Nun ist der Mann zurück und das gewissermaßen gleich im Allstar-Verbund: Marcus E. Norman, der unter anderem bei NAGLFAR aktiv ist, spielt auch hier Gitarre und das Schlagzeug wurde mit keinem anderen als SECRETS OF THE MOONs Jörg Heemann (T. Thelemnar) besetzt. Hinzu kommt noch Peter Honsalek, der wie bei seiner anderen Band NACHTREICH auch hier Bratsche spielt.
Doch genug des Namedroppings (das nur insofern von Nutzen ist, als dass dem Leser versichert werden kann, dass alle die gewohnte Qualität abliefern): Wie klingt diese Band, die sich nach dem philosophischen Terminus "Eudaimonie" (stehend für eine gelungene Lebensführung und damit eng verbunden mit Glückseligkeit) benannt hat und sich weigert, von Black Metal als Stilbezeichnung zu sprechen? Nun, der Bandname trügt zumindest und sollte maximal als bitterste Ironie interpretiert werden. Der Opener gibt schon vollständig die Marschrichtung vor: Schleppend und depressiv, monoton und mit einem guten Gespür für subtile Melodik. In eine ähnliche Kerbe schlagen auch die folgenden 'A Window In The Attic' und 'Mute', wobei man hier die Instrumentierung noch weiter zurücknimmt. Die Gitarre schlägt nur unaufdringliche Akkorde an, darf einmal auch eine kleine Melodie spielen. Jörgs Schlagzeugspiel ist gewohnt souverän wie auch reduziert und sehr passend. Hinzu kommen noch ein dezenter Sythesizer-Teppich und kleinere elektronische Spielereien. Mittelpunkt ist Matthias' gequälte Stimme, die aufs glaubhafteste das in grauer Trostlosigkeit (hier: die übrigen Instrumente) gefangene Individuum widerspiegelt. Umso mehr reißt einen 'Futile' mit, welches nach den zwei ruhigen Nummern zwar nicht das Tempo steigert, aber die Gitarren wesentlich mehr und drückender in den Vordergrund stellt.
Eine "Entspannung" von der schweren Last, die das Titelstück mit sich brachte, wie auch eine Überraschung ist dann 'Portraits'. In seiner Stimmung eher melancholisch-traurig, an sich am ehesten eine Ballade, wird sie von Gastsänger Mick Moss (ANTIMATTER) angenehmer Stimme veredelt. Ein Highlight sicherlich und gleichzeitig weniger als es hätte sein können, denn: Wo man eigentlich gar kein Schlagzeug gebraucht hätte, gibt es hier nicht nur Schlagzeug, sondern das ganze elektronisch (befremdlich) verfremdet. Schade. Gemäß dem schon vorher angewandten Prinzip aus Spannung und Entspannung folgt nun mit 'Cold' das dunkelste, kälteste und grimmigste Stück der Scheibe, dass seinem Namen also alle Ehre macht. Man zieht nach wie vor das Tempo nicht an, breitet aber einen Mörder-Hauptriff auf rollenden Doublebass oder allgemein stampfendem Drumming aus. 'Godforsaken' ist dann ein ruhiges Instrumental mit verwaschenem Flüstern im Hintergrund, dass alleine vom warmen Klang der Bratsche und dem begleitenden Klavier beherrscht wird, bevor dieses unsägliche Schlagzeug wie auch schon in 'Portraits' dazu kommt. Nun, für diesen erneuten faux pas wird der Hörer durch das Schlussstück ausreichend entschädigt, welches nochmal die Stärken der Vorangegangen Songs bündelt.
Mit "Futile" hat EUDAIMONY ein Erstlingswerk geschaffen, dass der Herkunft bzw. der Erfahrung seiner Mitglieder vollauf gerecht wird und würdig ist. Dabei sind Vergleiche mit den (ehemaligen) Bands der Beteiligten nicht vonnöten, wenn nicht gar unangebracht, auch wenn ich mir gut vorstellen kann, dass Fans der Bands "Futile" lieben könnten – so geht es mir zumindest. Der Sound aus Markus Stocks Klangschmiede Studio E ist wieder perfekt, nicht zu komprimiert und steril, aber auch nicht drucklos irgendwo verhallend. Ob das Black Metal ist oder nicht, sei mal dahingestellt. Das ist Regenmusik, Herbst- oder Wintermusik, kalt, beklemmend, lastend, auch verstörend, immer hoffnungslos.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Christian Schwarzer