EURYNOMOS - From The Valleys Of Hades
Mehr über Eurynomos
- Genre:
- Black Metal / Thrash Metal / Heavy Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Iron Pegasus Records
- Release:
- 31.08.2020
- Titan God
- Heraklion Axes
- Bat Flight
- Into The Lion's Den
- Pantokrator
- Coal, Sulphur, Salpeter
- Druid Circle
- Call Of The Arena / Hypogeum's Gate
- Nibiru Sun
- Nighthunter
- ... From The Valleys Of Hades ...
Ein heißer Kandidat für die Jahreskrone in Sachen traditionellen Black/Speed/Thrash Metals.<br />
Meine Erinnerungen an jenen 18.08.1995 sind noch recht präsent, als ich beim "Folter Records Open Air" zum ersten Mal im Leben DESASTER live gesehen habe. Frontmann war damals Okkulto, und die Auftritte sowohl der Band als auch speziell des Sängers hinterließen einen bleibenden Eindruck. Umso größer war dann das Bedauern, als Okkulto irgendwann kurz nach der Jahrtausendwende nach einigen großartigen Alben DESASTER verließ und augenscheinlich nahezu völlig von der Bildfläche verschwand. Offenbar war ich nicht der einzige, der es schade fand, dass Okkultos markante Stimme verstummt schien, denn als sich 2014 erste Gerüchte betreffend ein Comeback aufkamen, verbreitete sich die frohe Kunde recht schnell und nur wenig später nahm sich Costa von Iron Pegasus Records der neu formierten Band EURYNOMOS an, und das Underground-Gespann veröffentlichte sodann in den Folgejahren eine formidable 7"-Trilogie nebst schmucker CD-Compilation derselben; klanglich natürlich gänzlich im Geiste der alten Schule, des alten schwarzen Stahls, wie er in den Achtzigern ersonnen wurde und die frühesten Neunziger geprägt hat.
Nun, gut sechs Jahre nach der Bandgründung, ist das Line-up von EURYNOMOS schon einige Zeit gefestigt, und es ist Zeit für ein Full-Length-Debütalbum, das im August dieses Jahres aus der Taufe gehoben wurde und den Namen "From The Valleys Of Hades" erhielt. Wie ihr euch denken könnt, hat sich stilistisch nicht viel geändert im mittleren Rheintal, den natürlich steht EURYNOMOS nach wie vor für eine durch und durch traditionelle, ehrliche und bodenständige Mischung aus dem Black Metal der ersten Welle, aus rohem, nicht unbedingt technischem, aber handwerklich fraglos mehr als kompetent dargebotenem Thrash Metal teutonischer Ausprägung und einem Hauch klassischen kanadischen Speed Metals der frühen Achtziger. Wie schon seine frühere Band DESASTER ist auch Okkultos neue Band EURYNOMOS indes sicherlich kein Bilderbuch-Vertreter des Black Metals der zweiten Welle, wie sie aus Norwegen über die Welt herein brach, und dennoch dürfen sich auch Fans dieser Spielart von der Band angesprochen fühlen, denn zum einen haben EURYNOMOS und die besagten alten Norweger sehr offensichtlich ähnliche stilistische Einflüsse, zum anderen geben sich bis heute auch viele Bands aus jener Szene sehr hemmungslos diesen Einflüssen hin, und zu guter Letzt ist da eben Okkultos Stimme, tief, grollend, eindringlich und dabei immer scharf artikuliert, die mich in einer Weise abholt, wie dies in schwarzmetallischen Dingen im Normalfall nur der große Ted Skjellum schafft.
Wer sich von diesen Querverweisen angesprochen fühlt, und wem EURYNOMOS tatsächlich bisher nicht über den Weg gelaufen ist, der möge ganz dringend einen Erstkontakt mit "From The Valleys Of Hades" erwägen, denn das Werk ist der Band ganz ausgezeichnet gelungen. Waren bereits die drei Singles durch und durch überzeugend, klanglich wie stilistisch und kompositorisch, so setzt die Langspielplatte dem tatsächlich noch eins drauf, denn die elf enthaltenen Stücke glänzen durch kompositorische Griffigkeit, ja, weitgehend sogar durch eine besonders markante Eingängigkeit, ohne dabei in seichte Gewässer zu geraten. Dazu ist der Sound erdig, wuchtig, differenziert genug, aber niemals zu klar und steril für den gewählten Stil.
Den eindringlichen, rasenden Auftakt macht das knackig kurze 'Titan God', das stilistisch grob irgendwo zwischen SLAYER zu "Hell Awaits"-Zeiten und MERCILESS zu veorten ist und dessen Refrain sich direkt ins Hirn einbrennt. 'Heraklion Axes', das sich textlich minoischen Mythen widmet, hat demgegenüber einen treibenden Groove, der den etwas ausladenderen Song ein wenig epischer erscheinen lässt, und es lebt sowohl von Vesuvs hier sehr wuchtigem und mit tollen Fills garniertem Drumming als auch von Aethons schöner Leadgitarre am Beginn des letzten Drittels und zum Ende hin. Die Fledermaus vom Cover grüßt mit 'Bat Flight', das sich in meinen Ohren ein bisschen wie eine sehr gelungene Mischung aus VENOMs 'Witching Hour', der EXCITER-Frühphase und DARKTHRONE zu "Sardonic Wrath"-Zeiten anfühlt, wobei neben dem Doublebass von Vesuv auch das Bassspiel von Magma Akzente setzt.
Wo das Riffing von 'Into The Lion's Den' wieder ein bisschen stärker gen SLAYER ausschlägt, da treibt Okkulto im etwas melodischer angelegten Chorus nebst Bridge die Eingängigkeit des Songs voran und scheint auf seine eigene Weise die Nägel in den Schädel zu treiben; ein tolles Rhythmusbreak im Mittelstück und eine herrliche Soloabfahrt von Aethon zum Ende hin werten das Stück zusätzlich auf, das mit Löwengebrüll endet und in das getragene, episch angelegte 'Pantokrator' übergeht, das erneut Vesuv viel Raum für seine Spielereien am Schlagzeug gibt, die schon das Intro prägen, und dabei außerdem Aethon wiederum für die Stilrichtung sehr melodische Riffs einbringen lässt. Okkulto indes nähert sich in Duktus und Phrasierung immer wieder mal an Meister Cronos an, und auch kompositorisch hätte der Song auf VENOMs "Possessed" eine markante Rolle spielen können, atmet er doch deutlich mehr traditionellen Heavy Metal als das thrash-orientiertere Gros der Songs.
Über ein rasendes, rifflastiges Instrumental über Kohle, Schwefel und Salpeter gelangen wir sodann zu 'Druid Circle', das mitnichten so keltisch folkig tönt, wie der Titel verheißen mag, doch das wird bei EURYNOMOS auch keiner erwartet haben. Vielmehr kreist hier ordentlich der Hammer, denn der Song gehört zu den schnellsten und wildesten des Albums, wobei er seiner Länge von über fünf Minuten durch einige atmosphärische Breaks, ein ausgedehntes Gitarrensolo und ein recht episches, erneut relativ VENOM-lastiges Finale Rechnung trägt, was die Spannung über die ganze Spielzeit erhält. Dies gelingt sodann auch mit dem von einem Collosseum-Intro eingeleiteten, wilden, aggressiven 'Hypogeum's Gate', das mir gewisse Vibes früher RAZOR-Werke übermittelt; will sagen, die Riffs sind messerscharf, der Gesang ist bissig, die Grundstimmung angriffslustig.
Zum Ende hin folgen im letzten Drittel noch die kurze, stoische Thrash-Metal-Walze 'Nibiru Sun' mit einigen Lead-Highlights aber vor allem einem intensiven Drive, sowie mit 'Nighthunter' ein groovender, hinterhältiger Grower mit dunkler Atmosphäre, böser Aura, doomigen Parts, gelegentlichen Speed Ausbrüchen und etlichen schönen Cymbal-Fills, bevor das mit gut sieben Minuten recht epische und ausladende Titelstück, mystisch mit Zupfgitarre eingeleitet und atmosphärisch sehr stark umgesetzt, den Sack zu macht und Freunde harten, pechschwarzen Thrash Metals rundum zufrieden zurück lassen sollte.
Stört euch im Übrigen bitte nicht an dem Namedropping, das hier und da zu lesen ist und euch lediglich auf die prägnanten Einflüsse der Band hinweisen soll, denn egal wie tief in der Tradition des Genres das Quartett vom Rhein verwurzelt sein mag: EURYNOMOS klingt zuvorderst immer nach EURYNOMOS, die Scheibe ist bei allem Abwechslungsreichtum wie aus einem Guss und alle Songs geben dem Album einen klar erkennbaren roten Faden. Wer auf diese Art von Metal steht - traditionell, heavy und bis ins Mark dem schwarzen, speedigen Thrash verhaftet - der kommt um EURYNOMOS nicht herum und sollte mit "From The Valleys Of Hades" einen heißen Kandidaten auf die Genrekrone 2020 nicht unerhört an sich vorbei gehen lassen.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle