EVENLINE - Dear Morpheus
Mehr über Evenline
- Genre:
- Alternative Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Dooweet Records
- Release:
- 06.07.2014
- Misunderstood
- Without You
- A Letter To A Grave
- Insomnia
- Over & Over
- Already Gone
- Dear Morpheus
- Hard To Breathe
- Judgement Day
- You Should Have Left Me
- Eternal Regrets
Texte Grütze, Musik rockt.
Alternative Metal amerikanischer Prägung bietet vom journalistischen Standpunkt betrachtet einen nicht zu unterschätzenden Vorteil: Es gibt aus musikalischer Sicht nichts mehr zu (er)klären. Hört euch wahllos irgend eine Platte von NICKELBACK, CREED oder POP EVIL an. Satte Gitarrenriffs, erdige Schlagzeug-Grooves und kratzbürstig-einfühlsamer Gesang - diese Gangart hat sich vor allem in den USA seit Jahren bewährt. EVENLINE aus Frankreich macht sich in ebendiesen Gefilden zu schaffen, und das so gewissenhaft, dass man die Band ohne weiteres in den Vereinigten Staaten verorten könnte. Ihr Debütalbum "Dear Morpheus" wird entsprechend in Sachen Originalität keinen Blumentopf gewinnen, darf aus musikalischer Hinsicht aber zu den besseren Beiträgen des Genres gezählt werden.
Die Betonung liegt dabei auf musikalisch – denn der Mist, den die vier Herrschaften textlich hier von sich geben, bedient ausschließlich und alleine gefühlsverworrene Jugendliche und frisch Verliebte mit Dopamin-Überschuss. Auf "Dear Morpheus" trieft und schmatzt es gnadenlos, an allen Ecken, aus sämtlichen Zeilen, in unerträglichem Ausmaß. Rein musikalisch betrachtet weiß die Platte hingegen durchaus zu gefallen: 'Misunderstood' läutet das Album mit beachtlichem Härtegrad ein; auch das folgende 'Without You' sorgt mit fettem Riffing und aggressiven Vocals für ehrliches Erstaunen. Klar, in den Refrains geben sich die Herrschaften eingängig und einfühlsam, und im weiteren Verlauf schwenkt man letztlich doch auf eine etwas softere und damit kommerzielle Linie ein - doch die Balance stimmt, EVENLINE bewegt sich hier eindeutig in den rockigen, härteren Breitengraden der musikalischen Vorbilder aus Übersee. Cool auch das CRANBERRIES-Riff zum Auftakt von 'Letter To A Grave', oder die PUDDLE OF MUD-Gitarren beim Titeltrack. Was bei 'Already Gone' inhaltlich zu erwarten ist, bedarf keiner Erklärung - die rockige Melancholie des Songs besitzt nichtsdestotrotz eine ordentliche Portion Charme.
Natürlich tendiert der Innovationsgrad auf "Dear Morpheus" gegen null; wer Musik für den Massenmarkt macht, geht keine Risiken ein und beackert bewährte Felder. EVENLINE gelingt es aber, sich in diesem gesättigten Markt, der vielleicht auch diesseits des Atlantiks noch etwas Vermarktungspotential besitzt, Gehör zu verschaffen. Würden die Franzosen nicht dermaßen hartnäckig völlig abgedroschene Textzeilen wiederkauen und sich zumindest gelegentlich von der Herzschmerz-Thematik entfernen, könnten sich vielleicht auch gestandene Rocker mit ihrer Musik anfreunden. Wobei, ich muss gestehen: Beim verträumten Albumausklang 'Eternal Regrets' musste selbst ich Kuschelrock-Verächter mir schon mal die Rührung aus den Augenwinkeln blinzeln.
Anspieltipps: Dear Morpheus, Misunderstood
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Timon Krause