EVENLINE - In Tenebris
Mehr über Evenline
- Genre:
- Alternative Metal / Modern Rock
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Dooweet (Season Of Mist)
- Release:
- 20.01.2017
- All Against Me
- Straitjacket
- Silene Capensis
- Echoes Of Silence
- Sometimes We Die
- Broken Promises
- Never There
- Deeper Underground
- From The Ashes
- Wasted Years
Großartiger moderner Ami-Rock aus Frankreich.
Hoppla. Das sind so die angenehmen Nebeneffekte dieser Schreibertätigkeit, denn es gibt immer wieder ein paar schöne neue Bands zu entdecken. So auch die Franzosen EVENLINE, die mit "In Tenebris" ihr zweites Album auf den Markt bringen und sich mit Haut und Haaren dem US-Alternative-Metal-Rock verschrieben haben. Irgendwo in der Schnittmenge von Bands wie SHINEDOWN, STAINED und NICKELBACK fühlen sich die vier Jungs aus der Stadt der Liebe pudelwohl und versuchen auch erst gar nicht, zwanghaft eine eigene Note in ihren Sound mit einzubauen. Das mag zunächst etwas negativ klingen, ist aber bei der vorgelegten Qualität auch gar nicht von Nöten.
Denn musikalisch machen die Franzosen vieles richtig: Zu Beginn drücken sie ein wenig aufs Tempo, haben eine mächtige ALTER BRIDGE-Schlagseite und machen auch ansonsten einen auf dicke Modern-Rock-Hose. Das passt, rockt und schiebt amtlich. Prinzipiell bleibt sich das Quartett über die gesamten zweiundvierzig Minuten treu, was aber auch gleichzeitig das Problem ist. Es mangelt ein wenig an Abwechslung, denn mit der Dynamik will es nicht so recht klappen. Das ist Jammern auf hohem Niveau, aber ein bisschen mehr Atmosphäre, ein bisschen mehr Luft zum Atmen wäre schön gewesen. EVENLINE musiziert am Anschlag, immer im roten Bereich und mit stetig hohem Energielevel. Wenn sie mal die großen, bereits ausgetretenen musikalischen Pfade verlassen und ein wenig Leine geben, dann lassen sie aufhorchen. Ein fetter Breakdown hier, ein überraschender Blastbeat dort ('Broken Promises', das JAMIROQUAI-Cover 'Deeper Underground') - von diesen durchaus filigranen Spielereien und Taktverschiebungen darf es in Zukunft gerne ein bisschen mehr sein.
Sänger Arnaud Gueziec, ständig vom Herzschmerz und der Sehnsucht getrieben, besitzt eine sehr starke Singstimme und braucht sich vor seinen Kollegen aus Übersee definitiv nicht verstecken. Ein ganz fettes Plus der Band. Als Gegenpol verwendet er aber auch noch zusätzlich eine Screamo-Stimme, die zwar eine gewisse wahrscheinlich durchaus gewollte Dynamik schafft, dafür aber auch irgendwie überflüssig und völlig austauschbar klingt. Sofern diese gesangliche Klangfarbe dosiert und akzentuiert eingesetzt wird, ist das in Ordnung, sobald sie jedoch in den Strophen das Kommando übernimmt, sinkt meine Faszination erheblich ('Echoes Of Silence', 'Never There', 'Silene Capensis').
Die Produktion ist amtlich und spielt definitiv in der Bundesliga – die schweren Klampfen braten und der Bass knarzt hervorragend. EVENLINE ist mit "In Tenebris" ein starkes Scheibchen mit schönem Cover gelungen, dem lediglich trotz durchaus guter Songs ein absoluter Überhit fehlt. Und ich befürchte, dass könnte in diesem überlaufenen und von den Amerikanern dominierten Markt letztendlich entscheidend sein. Genrefans sollten das Quartett unbedingt austesten.
Anspieltipps: Straitjacket, All Against Me, Broken Promises
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Chris Staubach