EVERGREEN TERRACE - Burned Alive By Time
Mehr über Evergreen Terrace
- Genre:
- Melodic Hardcore
- Label:
- Alveran / SPV
- Release:
- 13.12.2004
- Understanding The Fear That Lies Within
- No Donnie, These Men Are Nihilist
- Burned Alive By Time
- Dear Live Journal
- Funeral Grade Flowers
- My Heart Beats In Breakdowns
- Taking Care Of The Dead Fish
- Please Hammer Don't Hurt'em
- Absence Of Purpose In The Succession Of Events
- Heavy Number One (aka: Shizzle My Nizzle)
Dass das Genre "Hardcore" zur Zeit nur so überfließt, ist hinlänglich bekannt. Diese Schublade leidet so schon an sinnlosen Abspaltungen, bei denen es wichtiger ist, das Wort "School" zu verwenden, als wirkliche Unterschiede untereinander zu entwickeln. Im allgemeinen Boom wurden nun zusätzlich noch schnell Subgenres wie "Metalcore" aus dem Boden gestampft, sodass es langsam aber sicher einen ähnlich schlechten Ruf wie der "Nu Metal" kriegt. Hier überwiegt schlicht Quantität die Qualität, und so entstehen unzählige Bands, die auf der Erfolgswelle mitreiten wollen/sollen. Dass ein Großteil dieser meistens wieder in der Versenkung verschwindet, aus der sie gekommen sind, ist nur ein allzu natürlicher Werdegang. Wirklich wichtig ist bei der Flut an Bands nun die Frage: Ist die jeweilige Band und ihr Album überhaupt nötig?
Im Falle von EVERGREEN TERRACE stellt sich allerdings erstmal eine ganz andere Frage: Wann zur Hölle haben die denn nun ihre Alben veröffentlicht? Der Versandhandel mit dem südamerikanisch klingenden Namen wirft da die tollkühnsten Daten ins Netz. Wenn meine Recherchen allerdings richtig sind, dann liegt das ganze Problem daran, dass das Album "Burned Alive By Time" in Europa heiß wie Frittenfett, in Amerika hingegen schon seit November 2002 erhältlich ist. So erscheint uns das im April 2004 erschienene Werk "Writer's Block" (eigentlich der Nachfolger) wie der Vorgänger. Würde auch irgendwo passen, schließlich ist dieses ein nahezu reines Coveralbum. Aber nein, es ist genau umgekehrt!
Wer so weit mitgekommen ist, der darf sich nun endlich die Frage stellen: Soll uns der Zahn tropfen, dass dieses Stück Musik es endlich über den großen Teich schafft, oder sollen wir doch lieber nur mit den Augen rollen? – Definitiv sabbern! Denn im Sumpf aus Subgenres gibt’s doch noch eine immergrüne Terrasse (sauschlechtes Wortspiel, ich weiß).
Die Band hat sich jedenfalls den Titel als Melodic-Hardcore-Band weit mehr verdient als so mancher Zeitgenosse. Obwohl man im Opener 'Understanding The Fear That Lies Within' erstmal loslegt, als sei der Teufel hinter einem her (die Band ist übrigens ähnlich wie AS I LAY DYING christlich), kommen in selbigem sowohl klarer Gesang als auch Akustikgitarren-Parts zum Tragen, was einen ersten guten Eindruck hinterlässt. Bei 'No Donnie, These Men Are Nihilists' wird der Sound der Leadgitarre zunehmend sphärischer. Auch die Liedanfänge gestalten sich äußerst einfallsreich. So wandelt man mal im Elektrobereich, mal auf klassischen Piano-Spuren, bevor man dem Feuerwerk aus Metal und Hardcore seinen Lauf lässt. Das bringt ordentlich Abwechslung. Genauso wie die immer wieder überraschenden Tempo- und Rhythmus wechsel. Erstes richtig fettes Highlight ist 'Dear Live Journal', das mit ansteckender Melodie, Refrain und großzügiger Länge daherkommt, ohne auch nur ansatzweise langwierig zu werden. Ihre Klasse bezieht die Band allerdings aus einem konstant hohen Niveau statt aus einzelnen Vorzeigestücken.
So wird fortan in bester KILLSWITCH ENGAGE-Manier das Wechselspiel aus brachialem Geschrei und klarem Gesang zelebriert, und das in unerhört guter Art und Weise. Absolut nichts wirkt erzwungen, sondern viel eher leicht von der Hand gespielt. Angenehmerweise verzichten EVERGREEN TERRACE auch auf Kracheinlagen und beziehen ihre Härte lieber aus dem Kontrast zwischen unverzerrten Gitarren und harten Speedattacken.
Einzige Schwachstelle im Spiel der Floridajaner ist der Ausklang des Albums. Leider halten es viel zu viele Bands für nötig, ihr Debüt mit einem Cover zu puschen. Da dieses im Falle von EVERGREEN TERRACE noch nicht mal offiziell in der Tracklist auftaucht, ist es doppelt ärgerlich, weil somit völlig unnötig. Quasi als Hidden Track vergreift man sich an DEPECHE MODEs 'Enjoy The Silence'. Eigentlich ist die Umsetzung gar nicht so schlecht, aber es ist einfach nicht das richtige Lied, um es in ein Hardcore-Kostüm zu stecken. DEPECHE MODE sollten, was Cover angeht, ohnehin unter Naturschutz gestellt werden, bevor sich erneut jemand wie MARILYN MANSON oder gar sie selbst (zweifellos in einem Anfall geistiger Umnachtung) daran vergehen. EVERGREEN TERRACE dürfen das jedenfalls auch nicht! Basta!
Aber mal davon abgesehen, liegt hier ein Album vor, das es in sich hat! Zwar sind die Lyrics nicht gerade leistungstragend, aber das sind sie in diesen Formen von Hardcore eigentlich nie. Außerdem schränkt man sich durch Religion nicht unnötig ein. Dem Genussfaktor tut die Austauschbarkeit der Texte jedenfalls keinen Abbruch. Metalcore macht so einfach nur richtig Spaß. Prädikat: "weit mehr als nur hoffnungsvoll"!
Anspieltipps: Dear Live Journal, Funeral Grade Flowers, Taking Care Of The Dead Fish
- Redakteur:
- Michael Langlotz