EVIL INVADERS - Shattering Reflection
Auch im Soundcheck: Soundcheck 03/2022
Mehr über Evil Invaders
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Napalm Records
- Release:
- 01.04.2022
- Hissing In Crescendo
- Die For Me
- In Deepest Black
- Sledgehammer Justice
- Forgotten Memories
- Realm of Shadows
- Eternal Darkness
- My World
- Aeon
- The Circle
Der nächste Schritt
Eigentlich ist man von den Belgiern auch im Hinblick auf ihre Veröffentlichungen ein anderes Tempo gewohnt, doch seit dem superben Zweitwerk "Feed Me Violence" ist bis auf das Live-Album "Surge Of Insanity" seit 2017 nicht viel bei EVIL INVADERS passiert. Doch anscheinend war dies nur die Ruhe vor dem Sturm, haben sich die Mannen um Frontmann Joe doch komplett ihrer Liveshows und dem Drittwerk gewidmet, dessen doch längere Wartezeit sich vollends gelohnt hat. Natürlich sprüht auch "Shattering Reflection" vor diesem unbändigen und wahnsinnigen Speed Metal in bester RAZOR- und EXCITER-Manier, der schon auf den beiden Vorgängern überzeugte, doch anstatt alten Helden lediglich Tribut zu zollen oder selbst auf der Stelle zu treten, zeigt Album Nummer drei dank einiger Überraschungen die nächste Sprosse der eigenen Entwicklungsleiter.
Die bekannten Trademarks – der sehr markante, hochgepitschte Gesang von Joe trifft auf pfeilschnelles Riffing, gewaltige Doublebass-Attacken und dieses grenzenlos brennende Feuer der Leidenschaft – sind auch auf "Shattering Reflection" allgegenwärtig, keine Angst. Wer nun erwartet, dass die Belgier nun von der Leine gelassen werden und ein höllisches Speed-Metal-Inferno vom Stapel lassen, hat nur zum Teil recht, denn selten war Speed Metal facetten- und abwechslungsreicher. Einerseits haben wir mit 'Hissing In Crescendo' und dem bekannten 'Sledgehammer Justice'-Statement die üblichen Abrissbirnen, diese Schädelspalter, für die die Belgier bekannt sind, am Start. Doch neuerdings schlummert unter einem EVIL INVADERS-Album auch ein nachdenkliches, fast schon melancholisches Monster, das peu a peu seine Äuglein öffnet und ans Tageslicht kommt.
Die Hymne 'Die For Me' oder das unter die Haut gehende 'Forgotten Memories' sind per se nicht nur recht geschmackvoll, sondern verleihen der kompletten Platte enorm viel Dynamik und Tiefgang. Von diesem kann auch 'In Deepest Black' ein gewaltiges Liedchen von singen, eine ähnliche Melancholie-Düster-Nummer, die dem Album eine unheimlich gehaltvolle Note verleiht. Die zweite LP-Hälfte kann diesen durch und durch tollen Eindruck nur bestätigen und hat mit 'Eternal Darkness' und 'Aeon' ein ähnliches Muster wie die erste zu bieten. Insofern hat es den einen oder anderen Monat länger gedauert, bis neue Musik unsere Ohren durchpustet, doch dieser Reifeprozess, diese hörbare Weiterentwicklung der EVIL INVADERS ist nicht von der Hand zu weisen und zementiert den Eindruck, als ob hier etwas ganz Großes langsam heranwächst.
Im Speed Metal brauchen wir uns keineswegs Sorgen ob der Zukunft zu machen, gibt es mit RANGER, VULTURE, STÄLKER und natürlich EVIL INVADERS doch mehr als hungrige, talentierte und feurige Gruppen, die nicht nur den Geist der guten, alten Zeit mit moderner Frische kombinieren, sondern sich auch von Album zu Album stets weiterentwickeln zu wissen. Ein Werdegang wie bei den Belgiern ist allein aus diesem Grunde schon ungemein spannend mitzuverfolgen, schauen die erwähnten Einflüsse zwar nach wie vor gerne vorbei, doch die eigene Duftmarke nimmt mehr und mehr das Heft in die Hand. Daher ist "Shattering Reflection" ein gewaltiger Schritt in die richtige Richtung und per se schon ein formidables, geiles Speed-Metal-Album mit tollem Überraschungstopping.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Marcel Rapp