EVOLUCIJA - The World Is Full of Wrath
Mehr über Evolucija
- Genre:
- Symphonic Metal
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- 7 Hard
- Release:
- 10.05.2024
- Pale Rider
- Inside The Whale
- The Earth Is Full Of Rats
- Soul For Sale
- Am I The One?
- Shame On You
- Seven Days Of The Weak
- Storm
- Zombie
- One Dime
Die beste Metal-Band... Serbiens.
Da trägt der Promozettel mal wieder dick auf: "EVOLUCIJA entfesselt symphonische Heavy-Metal-Wut" und dann folgt Trällerelsen-Sympho-Metal mit viel Keys und Säuselmelodien. Glücklicherweise bin ich gegenüber so etwas über die letzten drei Jahrzehnte abgehärtet worden, trotzdem muss ich ab und zu den Kopf schütteln. Dass die Promotexter den Bands einen Bärendienst erweisen, ist ihnen hoffentlich klar.
Okay, zum Album. Zuerst einmal ein kurzer Abriss der Bandhistorie, falls jemand die Band noch nicht kennen sollte. So wie ich. EVOLUCIJA kommt aus der Schweiz, allerdings sind die ersten beiden Alben wohl auf serbisch verfasst und die Namen der Protagonisten klingen auch eher nach Balkan als Alm. Die Tatsache, dass man 2023 zur besten Metalband Serbiens gekürt wurde, riecht auch eher nach Rakija als nach löchrigem Käse.
Also, Wut-Serben mit eineinhalb Jahrzehnten Erfahrung. Und dann beginnt das Album bombastisch-symphonisch und wenig wütend, was auch gut ist, denn der Opener 'Pale Rider', übrigens erstmals 2009 veröffentlicht, ist ein schöner, melodischer Metalsong mit einem erinnerungswürdigen Refrain und einer Extraportion Zuckerguß. Zwar bin ich nicht hundertprozentig überzeugt von Ilana Marinjes von Arx' Gesang, der zwar okay ist, aber bei weitem nicht herausragend, und hier wie auch später noch gelegentlich etwas abgehackt klingt, eine Art Sympho-Stakkato. Ja, es ist positiv anzumerken, dass wir nicht einfach eine Tarja-Wiedergängerin hören, aber trotzdem empfinde ich die Dame als Schwachpunkt im Gesamtkonzept. Dabei tue ich ihr natürlich ein wenig Unrecht, in den meisten Genres würde ich nie auf die Idee kommen, eine ordentliche Stimme als etwas anderes zu bezeichnen, aber in dieser speziellen Nische steht und fällt ein Album mit dem Gesang, für den eben die Messlatte sehr hoch liegt.
Ansonsten brennt wenig an. 'The Earth Is Full Of Rats' klingt ein wenig nach Trinklied und hat eine simple, eingängige Melodie, bei der Ilana durch Zanil Tataj-Zak im Gesang unterstützt wird. Durch den Kontrast gewinnt die Dame merklich, was vor allem bei der Ballade 'Shame On You', dem zweiten Duett, deutlich wird. Dazu gibt es 'I Am The One' mit Flötenunterstützung, 'Seven Days A Weak' klingt leicht orientalisch und das lange 'One Dime' bietet Kinderchöre. Ja, das ist alles gut, abwechslungsreich, mit passenden, wenn auch nicht gerade poetischen Texten, die von Ilana mit hartem Akzent intoniert werden – ich will nichts mehr über Klaus Meine hören! – und nur einmal stören, wenn mitten im Bombast plötzlich völlig überflüssig und unpassend das F-Wort fällt.
Eine letzte Anmerkung habe ich noch. Ich habe das Cover und auch das Booklet angesehen, in dem zu jedem einzelnen Stück ein passendes Artwork zu finden ist. Wobei wir über das Wort "Artwork" wohl reden müssen, denn es ist zwar ein Fotograf aufgeführt und der Layouter, aber kein Urheber für die Bilder. Sollte EVOLUCIJA hier mit einem KI-Tool gearbeitet haben, was ich bei dem einen oder anderen Bild durchaus schon beim ersten Anblick vermutet habe? Das wäre ein böser Faux Pas, gerade bei Künstlern, die ihre Musik aus kommerziellen Gründen veröffentlichen, und für mich ein Grund zum Punktabzug.
Da ich es jedoch nicht mit Sicherheit sagen kann, merke ich an dieser Stelle nur ein gewisses Unwohlsein an. So bleibt ein Album, dass im Genre keine Maßstäbe setzt, aber solides Futter für die Fans des Stils bietet, wobei man instrumental eine Klasse höher spielen könnte, aber eben mit einer mittelmäßigen Frontdame agiert. Ich denke, "ordentlich" trifft es ziemlich genau. Serbien ist nicht sonderlich groß, aber ich hätte schon gehofft, dass das hier noch nicht die Spitze der Szene ist.
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Frank Jaeger