EWIGKEIT - Conspiritus
Mehr über Ewigkeit
- Genre:
- Space Rock
- Label:
- Earache / SPV
- Release:
- 29.08.2005
- Intro - The Hypothesis
- It's Not Reality
- Square Sunrise
- The Nightmare Institution
- Far Away From Heaven
- Transcend The Senses
- The Thought Police
- How To Conquer The World (Live At The Bohemian Grove)
- Theoreality
- Conspiritus
Das Soloprojekt von James Fogarty hat sich längst meilenweit von den Wurzeln des Masterminds in der englischen Black/Death-Metal-Szene entfernt und zelebriert auf seinem fünften regulären Album eine ziemlich eigenständige Variante des metallischen Space Rocks, der auf vielfältige Einflüsse baut, die jedoch allesamt durch den starken Einsatz von Synthesizern in ein sehr sphärisches Soundgewand gehüllt werden. Auch von den früher noch auftretenden Growls hat James sich inzwischen komplett verabschiedet, so dass Berührpunkte mit dem extremen Metal und der eigenen schwarzmetallischen Vergangenheit eigentlich nicht mehr vorhanden sind. "Conspiritus" ist ein Konzeptalbum, das für Verschwörungstheoretiker ein gefundenes Fressen sein müsste und sich unter anderem von David Ickes literarischer Vorlage "And The Truth Shall Set You Free" und der klassischen Orwelliade inspiriert zeigt, was auch das Cover sehr schön umsetzt. Der Promo liegen jedoch leider keine Texte bei, so dass ich euch nichts über die lyrische Umsetzung des Konzeptes sagen kann.
Deshalb zurück zur Musik, die sich nur unzureichend in Worte fassen lässt. Sie ist progressiv, avantgardistisch und abwechslungsreich, doch es fällt schwer, direkte Vergleichsbands zu finden. Einige ganz große Namen wie PINK FLOYD oder HAWKWIND lassen sich als Einflussgeber durchaus erahnen, in Stücken wie 'Far Away From Heaven' vielleicht auch ARCTURUS und DIMMU BORGIR, allerdings komplett ohne schwarzmetallischen Gesang. Ansonsten experimentiert Fogerty sehr frei von Klischees und Szeneregularien und erschafft sich so für EWIGKEIT einen eigenen kleinen Kosmos, in dem für starke Industrial-Einflüsse in Gestalt von Loops und Hörspiel-Samples (man höre hierzu besonders 'Transcend The Senses') ebenso Platz ist wie für eine Mundharmonika in 'Square Sunrise'. Stimmlich überzeugt James mit einer recht vielseitigen aber stimmigen Mischung aus stets recht klaren, mal düsteren und mal kraftvollen Gesangspassagen, die etwa bei 'The Thought Police' zwischen Al Jourgensen (MINISTRY) und hartem alternativem Rock liegen, oder beim genialen Opener 'It's Not Reality' und 'The Nightmare Institution' einen leichten Gothic-Einschlag abbekommen haben. Besondere Erwähnung verdienen außerdem der coole 70ies-Synth-Sound des ultra-klassischen Space-Rockers 'How To Conquer The World', das folkige Flair von 'Theoreality' und der episch-balladeske Touch des finalen Titelstücks, das mich in punkto Stimmung irgendwie an die Soloscheiben von Quorthon oder an die Isländer XIII erinnert.
Metalpuristen jeglicher Art dürften mit "Conspiritus" sicher ihre Probleme haben, doch wer die Scheuklappen gelegentlich auch zu lüften pflegt, findet auf diesem Album eine schön bunte Sammlung von vielfältigen Einflüssen, die den Hörgenuss zu einem spannenden Erlebnis machen und dafür sorgen, dass dieser abgedrehte Raumflug nicht so schnell langweilig wird. Neben Fans der oben erwähnten psychedelischen Space-Rocker könnte dieses Album auch für Anhänger von Arjen Lucassens Projekt STAR ONE von Interesse sein, auch wenn der britische Space Metal von EWIGKEIT doch viel diffuser und weiter vom klassischen Prog Metal entfernt ist als sein niederländisches Pendant.
Anspieltipps: It's Not Reality, Transcend The Senses, Conspiritus
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle