EWIGKEIT - Radio Ixtlan
Mehr über Ewigkeit
- Genre:
- Progressive Pagan Metal
- Label:
- Earache
- Release:
- 06.09.2004
- About Time
- esc.
- PowerPlant
- Journey To Ixtlan
- Live At Palengue 2012
- Conquer The Fear
- Platonic Verses
- Strange Volk
- The New Way
Diese Platte ist verwirrend. Ein deutscher Bandname und ein unaussprechlicher Titel sind erste Anzeichen für ein außergewöhnliches Werk. Und das ist "Radio Ixtlan" auch geworden. Gucken wir auf das Label, so erkennen wir dort deutlich das Earache-Logo. Aber auch dies ist eine weitere Irritation des einzigen Mitglieds dieses englischen Projektes. James Fogarty, der sich hier mystisch Mr. Fog nennt, fabriziert nämlich auch nicht den Earache-typischen Metzelsound.
Vielmehr experimentiert der gute Mann mit psychedelischen Sounds, Black Metal und Industrial-Elementen. In der Bio werden Einflüsse von OPETH über PINK FLOYD bis MOBY genannt und selbst wenn Freunde des letztgenannten Künstlers bei brachialen Nummern wie 'Conquer The Fear' der Angstschweiß aus den Drüsen plätschern dürfte, ist die musikalische Bandbreite des Albums erstaunlich.
Einige werden die BM-Truppe THE MEADS OF ASPHDEL kennen, die Mr. Fog längere Zeit angeführt hat. Da mir diese Band leider bisher unbekannt ist, vermag ich keine Parallelen zu vergangenen Taten zu ziehen und beschränke mich also auf das aktuelle Geschehen.
Während ich beim ersten Durchlauf noch ziemlich irritiert über das vermeintliche Chaos war, so muss ich sagen, dass "Radio Ixtlan" sofort einen gewissen Reiz auf mich ausgeübt hat. Und siehe da: nach mehreren Spins entfaltete sich der Rundling zu einer erstklassigen Alternative zwischen Power Metal und Doomwalzen.
Während man bei 'esc.' von der Gitarrenarbeit und dem Gesang her etwas an THE KOVENANT erinnert wird, klingt 'PowerPlant' wie TIAMAT on Power. Hier schimmern auch Anteile aus dem traditionellen Metal durch. Sehr gelungen kommt der abwechslungsreiche Gesang, der mal aggressiv brüllend aus den Speakern donnert, mal melodische Gegenpole zum Stakkato-Riffing setzt. Richtig schräg wird es aber erst mit 'Journey To Ixtlan'. Beginnend mit einem MINISTRY-Zerstörungs-Beat und indianischen Gesängen, mutiert diese überlange Nummer zu einem atmosphärischen Düstersong, der unter die Haut geht. Hier kommen die vermeintlichen PINK FLOYD-Anleihen am ehesten zum Vorschein, auch wenn diese natürlich weder mit Brüllgesang noch mit einem Drumcomputer gearbeitet haben. Dieser ist auch der Störfaktor auf dem Album. Denn gerade bei den heftigeren Nummern hätte ich gern einen humanoiden Schlagwerker gehört.
Beim folkloristischen 'Strange Volk' fällt diese Tatsache am negativsten ins Gewicht. Verzaubert dieses Stück mit lieblichem Frauengesang und einer flotten Melodie, so kommt der klinische Drumsound gerade bei solcher Musik einem Schlag ins Gesicht gleich. Dann lieber ein paar Tribalbeats oder spartanische Percussion als Untermalung. Welches Naturvolk wird im Wald einen Drummy in den mitgebrachten Akku stöpseln, um zu elektronischen Beats um ein Feuer zu tanzen? Aha.
Wenn man über solche Kleinigkeiten nicht nachdenkt, vermögen EWIGKEIT den Hörer auf eine interessante Reise schicken.
Ob das Album allerdings als "Dark Side Of The Moon for the death metal generation" anzusehen ist, stelle ich hier mal vorsichtig in Frage.
Anspieltipps: PowerPlant, Journey To Ixtlan, The New Way
- Redakteur:
- Holger Andrae