EXCELSIS - Tales Of Tell
Mehr über Excelsis
- Genre:
- Helvetic Folk Power Metal
- Label:
- Eigenproduktion
- Intro
- The Tombstone
- Gfauni Ängle
- Tell
- The Tomorrow Song
- Dragongroundalp
- Forgotten Hymn
- Täu grosse Kämpfer
- Don't Destroy
- Out Of Rain
- Hillflames On High
- Last Episode
- Outro
- Fritzebach (Po.Nuss-Dräck)
Also ich kann mich beim besten Willen noch immer nicht damit anfreunden, dass es sich bei „Tales Of Tell“ um eine Demo-CD handeln soll. Diese inzwischen dritte Eigenproduktion der Schweizer Truppe EXCELSIS kommt ebenso wie der Vorgänger mit satten 66 Minuten Material daher, einer erstklassigen Aufmachung und einem Presseinfobüchlein im Hochglanzformat. Gar nicht übel. Kleine Abstriche müssen zwar in der Produktion und kaum merklichen Holprigkeiten in der Abstimmung gemacht werden, aber das Resultat ist immer noch besser als so manche Profi-CD.
Worum geht’s nun eigentlich? Die sechs Eidgenossen aus dem Land der Käselöcher haben sich verdammt große Stiefel angezogen, um in die Spuren ihrer Vorbilder BLIND GUARDIAN zu stapfen, und das gelingt ihnen meines Erachtens mit Bravour, auch wenn sie mit einem 200-Spur-Tonstudio natürlich nicht mithalten können. Bei aller Vorbildfunktion der Krefelder wurde allerdings bis hinein in einzelne Textpassagen für meinen Geschmack etwas zu viel entlehnt, aber dieser Schnitzer wird um ein Vielfaches wettgemacht durch andere, teils einzigartige Elemente. So wird dem ausgesprochen wohlgefälligen Gemisch noch eine ordentliche Prise IN EXTREMO beigefügt, selbst RAGE und CREMATORY (!) höre ich hier und dorten raus. Das klingt zwar schon recht ungewöhnlich, aber noch nicht außergewöhnlich. Das wird es erst dadurch, dass EXCELSIS ihren Wurzeln treu bleiben und sich nicht nur textlich in vertrauten Gefilden bewegen (Wie der Albumtitel verrät, geht es um die größte aller Schweizer Legenden – die von Wilhelm Tell.), sondern auch Passagen in Schweizerdeutsch vorkommen, lokalfolkloristische Instrumente wie Alphorn und Talerschwingen zum Einsatz gebracht werden – unterstützt von Flötenklängen –, und man schreckt auch vor dem Einsatz des Jodlerchors Bärgbrünneli Koppingen nicht zurück. He, nicht lachen, die heißen wirklich so. Eine wirklich krasse Mischung also, die positiv zu überraschen weiß und mich auch nach dem inzwischen sicherlich dreißigsten Durchhören noch immer dazu verleitet, in verzückter Ekstase die Anlage aufzureißen und so manchen der Ohrwürmer mitzugrölen.
Apropos Grölen: Der Hauptgesang ist wunderbarerweise ziemlich rau und ebenfalls an den Vorbildern orientiert, es kommt sogar zum Growling-Einsatz. Eine episch-heroische Bombasthymne jagt auf diesem Göttergeschenk die nächste, ohne in Schwulstigkeit abzudriften. Auch in Sachen Komplexität möchten es EXCELSIS mit ihren musikalischen Geburtshelfern aufnehmen, und das gelingt ihnen in der Tat, wobei sie gegenüber dem letzten Album von BLIND GUARDIAN die Songüberfrachtung eine ganze Spur zurückfahren und somit gerade für jene eine Beglückung zaubern könnten, denen auf „A Night At The Opera“ einfach „zu viele Noten“ drauf waren und zu wenig mitsingwürdige Refrainchöre. Ausgezeichnete Arrangements erwarten euch also, konzeptuelle Verbindungen zwischen den einzelnen Stücken, aufgelockert durch vorzugsweise folkloristische Überleitungen.
Um die Lobeshymne zu beenden: Eine wahre Granate von einer Eigenproduktion ist mir hier in die Anlage gesegelt – da wundert man sich nur, warum trotz vielfacher Höchstnoten, dem Sieg bei der RockHard Competition und etlichen Gigs mit sehr namhaften Größen der Metalszene noch immer kein Label gefunden werden konnte, das dieses Konzept mal mit einer vernünftigen Finanzspritze und einer entsprechenden Profiproduktion auf Vordermann bringen konnte. Eine echte Vergeudung, die ich absolut nicht nachvollziehen kann.
So bleibt wohl erst einmal nur der Bezug dieses Edelkompaktscheibchens über die Homepage der Band selbst. Und dazu möchte ich schwer anraten, denn „Tales Of Tell“ überbrückt nicht nur die erfahrungsgemäß lange Wartezeit bis zum nächsten Album von BLIND GUARDIAN. EXCELSIS sind mehr als ein Lückenfüller, sondern für mich der vielleicht bemerkenswerteste Newcomer-Act des Jahres. Killer.
Anspieltipps: The Tombstone, The Tomorrow Song, Dragongroundalp, Out Of Rain
- Redakteur:
- Andreas Jur