EXCELSIS - Vo Chrieger u Drache
Mehr über Excelsis
- Genre:
- Folk Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Non Stop Music
- Release:
- 05.07.2013
- Prologue (Of Sintram & Bertram)
- Brothers Of War
- Druids
- Heathen Princess
- Fear
- Uechtland
- Chrieger
- Dragonhole
- The Avenger
- The Fall Of The One
- Wissi Bärge
- Epilogue
Das liebevoll inszenierte Werk einer in ihrem Lokalkolorit völlig einzigartigen Band.<br />
Meine eidgenössischen Folk-Metal-Favoriten haben sich relativ lange Zeit gelassen, um den Nachfolger ihres großartigen Fünftlings "The Standig Stone" einzuspielen. Ganze fünf Jahre ist es her, dass jenes Album über den Bodensee geschippert kam, und in der Zwischenzeit gab es nur ein kleines, sehr folk-lastiges EP-Intermezzo namens "E Chly Angeri Lieder", das sich, wie der Titel ja bereits andeutet, ein klein wenig anders gelagert präsentierte, als wir es von den Studioalben gewohnt sind.
Nun ist es aber wieder Zeit für ein reguläres Album, und das heißt dieses Mal "Vo Chrieger u Drache", was natürlich genau in das Konzept der Band von mittelalterlichen Volksmythen passt. Es geht um Krieger und Drachen, um die Gründungslegende der Stadt Burgdorf im Kanton Bern, wo das Brüderpaar Sintram und Bertram, Herzoge zu Lenzburg im Kanton Aargau, im Drachenkampfe siegte und zum Danke der heiligen Margareta eine Kapelle stiftete.
Diese Sage erzählen uns die helvetischen Barden in ihrer ureigenen Weise, indem sie sich einer rauen, ungeschliffenen und unkitschigen Variante des Folk Metals bedienen. Die im Berndütschen gesprochenen Einleitungen stimmen perfekt auf diese Heimatgeschichte ein, die Texte der Lieder selbst wechseln wie gehabt zwischen Englisch und Berndütsch, wobei Letzteres oft die hymnischen Refrains prägt. Die Grundausrichtung der Stücke ist in der Regel getragen und episch, die Band lässt sich Zeit zum Erzählen ihrer Geschichte. Instrumental begegnet uns einmal mehr die volle Palette aus folkloristischen Instrumenten wie Talerschwingen, Sackpfeifen, Harmonika, Maultrommel und Flöten, die jedoch perfekt in das metallische Gewand integriert sind und die Band so kein Stück weit in eine schunkelige Ecke des Mittelaltermarkts drücken.
Nein, EXCELSIS ist mit Leib und Seele eine Metalband, die mich in ihrer erzählerischen Art und durch das gehörige Maß an Härte und Rohheit, und durch Münggus ungeschliffenen Gesang durchaus an GRAVE DIGGER oder auch an DARK AT DAWN erinnert, sich aber melodisch und instrumental merklich folkiger präsentiert. Die zahl- und variantenreichen Backing Vocals sorgen natürlich dafür, dass nicht nur das Reibeisen regiert, sondern die ganze Palette bedient wird, vom zaghaften, artikulierten Growlen über Klargesang bis hin zu mächtigen Chören. Ganz zaghafte Anflüge paganer Stahlschmiedekunst finden sich auch, doch im Wesentlichen setzt sich das schmackhafte Gebräu aus klassischem Metal und heimatlicher Folklore zusammen, wie man sie von keiner anderen Band kennt. Dabei kann die eigenwillige Truppe auch mit glänzenden Soli und messerscharfen, treibenden Riffs aufwarten, die immer für die stimmige Balance zwischen metallischer Härte und heimeligem Storytelling finden. Traumhaft ist hierbei auch das wunderbar melancholische Finale im dunklen Epilog der Emmentaler Drachentöter: "Sag mein Herz, was weißt du mehr?"
So bleibt eine großartig produzierte und liebevoll inszenierte, in ihrem musikalischen und lyrischen Lokalkolorit einzigartige Platte einer völlig eigenständigen Band, die längst einen Durchbruch auf breiterer Basis verdient hätte. Hört euch Volltraffer wie 'Chrieger' oder 'Dragonhole' an, und nicht wenige von euch werden mir zustimmen müssen, dass diese Band alles hat, was man benötigt, um im Folk-Metal-Bereich zu den ganz Großen zu gehören. Für mich ist EXCELSIS derzeit die beste und vor allem originellste schweizerische Band im vorliegenden Genre, und "Vo Chrieger u Drache" bestätigt diese Position auf ganzer Linie. Die Scheibe gibt es aktuell zum Schnupperpreis bei den einschlägigen Online-Versandhäusern, sodass ich euch dringend anrate, der Band eine Chance zu geben.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle