EXCRUCIATION - [g]host
Mehr über Excruciation
- Genre:
- Dark Metal / Doom
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Auric Records
- Release:
- 16.05.2014
- While The Sea Mounts Up
- Mother South
- Under the Linden Tree
- Murmansk II
- Ghost - An Interlude
- Crawl
- Sacrum Quod Vivit
- Murmansk I
- Devil Wears Christ
Düstere Melancholie-Keule!
Es ist flauschige 27 Jahre her, dass ich meine Luftgitarre immer und immer wieder zu 'Mirror Of Eternity' habe kreisen lassen. Dieser Song von der wundervollen EP "Last Judgement" der Schweizer Formation EXCRUCIATION ist mir bis zum heutigen Tage im Gedächtnis haften geblieben, obwohl ich es versäumt habe, den eigentlichen Tonträger zu kaufen. Damals reichte es ja aus, wenn einer aus der Clique so ein Album hatte, da man zumeist gemeinsam die Musik genossen hat.
Genug des persönlichen Geschwafels. Die Band hat sich 1991 aufgelöst, um in einen 14-jährigen Winterschlaf zu fallen. Seither sind etliche, sehr gute Veröffentlichungen erschienen und somit war ich recht heiß auf "[g]host". Schon die äußere Erscheinung ist mehr als ansprechend. Ein stabiles Digipack mit toller Aufmachung, Booklet und sehr passenden Photografien umhüllt kunstvoll den Tonträger. Da schiebt man den Silberling doch noch ein kleines bisschen lieber in den Player, denn das Auge hört schließlich auch mit.
Kennt man ältere Veröffentlichungen der Band, weiß man, welche Art der Musik einen erwartet, aber auch Neulinge im EXCRUCIATION-Fancamp werden schon beim Betrachten der Verpackung ahnen, dass hier nicht unbedingt fröhliche Musik geboten wird. So gibt es in den nachfolgenden 47 Minuten dann auch melancholischen Düster-Metal, der völlig eigenständig und originell klingt. Schleppende Rhythmen, gepaart mit schweren Gitarrenriffs walzen über den Hörer hinweg, ohne dass melodische Passagen zur Aufhellung eingefügt werden. Dabei entsteht ein düster-nebeliges Gesamtbild, in welchem lediglich die wenigen Akustikpassagen für vereinzelte Sonnenstrahlen sorgen. Der zumeist im gesprochenen Sing-Sang-Stil flüsternd vorgetragene Gesang von Eugenio Meccariello unterstreicht diese finstere Atmosphäre und erinnert in grimmigen Momenten ein wenig an Tom G. Warrior.
Ist man während der ersten drei Titel so richtig tief in den Morast gesogen worden, kickt uns 'Murmansk II Му́рманск' mit seinem stampfenden Arschtritt-Beat mächtig in den Allerwertesten. Sehr gut! Danach geht es beinahe verträumt mit dem instrumentalen 'Ghost – An Interlude' zurück ins Gestrüpp, in welchem man sich beim nachfolgenden 'Crawl' herrlich verfängt. Ein weiteres Beispiel für herbstliche Grautöne. Die Frage nach einem fröhlichen Mausgrau bleibt dem Hörer dabei allerdings im Halse stecken. In 'Sacrum Qud Vivit' geht es dann ein wenig flotter zur Sache, bevor ' Murmansk I Му́рманск' die Thematik des vierten Songs wieder aufgreift. Toll. Eigentlich wäre dies für mich der perfekte Abschluss für dieses Album gewesen. Allerdings legt das Quintett mit 'Devil Wears Christ' abschließend noch eine Schubkarre voll mit pechschwarzem Morast nach und hinterlässt den Zuhörer somit vollends verstört. Der röchelnd heisere Gesang, der dieser zermalmenden Nummer den letzten Funken Hoffnung raubt, scheint übrigens nicht von dieser Welt zu sein.
Ihr merkt es: Dieses Album ist von einer düsteren Magie beseelt, die mich immer mehr fesselt. Nichts für die nette Beschallung zwischendurch und auch nichts zum Fäuste recken, sondern vielmehr zum Abtauchen in schwarze Löcher. Wer auf so etwas steht, ist bei EXCRUCIATION bestens aufgehoben.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Holger Andrae