EXCRUCIATION - [t]horns
Mehr über Excruciation
- Genre:
- Doom Metal / Gothic Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Non Stop Music Records (twilight-Vertrieb)
- Release:
- 15.01.2010
- Raptus
- Dignitas
- A Dying Sun
- 67 (an Interlude)
- December
- Dust; A Prelude
- Vultures
- Faith Of The Discarded
- I Hail You
- And The Dead Start To Breathe Again
Schweizer Veteranen mit origineller und schlagkräftiger Mischung aus Doom, Thrash, Gothic und Sludg.
Gut drei Jahre ist es her, dass mich die alte schweizerische Band EXCRUCIATION mit ihrem Comeback-Album "Angels To Some, Demons To Others" recht unerwartet und aus dem Stand ziemlich begeistern konnte. Daher war die Freude groß, als ich Anfang des Jahres von Bassist D.D. Lowinger die neue Scheibe "[t]horns" bekommen habe. Dass ich die Band und euch so lange warten lassen musste, bis ich euch mit meinen Gedanken zu dem Album versorge, tut mir sehr leid, aber ich wollte das Album schlicht intensiv genug kennen lernen, bevor ich etwas dazu schreibe, und das war - chronischem Zeitmangel geschuldet - leider nicht früher möglich. Doch nun gehen wir in medias res: Die Scheibe kommt einmal mehr in schöner Aufmachung als weißer Digipack auf welchem in schlichtem schwarzen Druck nur Bandname, Albumtitel und eine Dornenkrone zu sehen sind. Nicht reißerisch und spektakulär, sondern gerade im Vergleich zum Vorgänger sehr schlicht, aber gerade deshalb auch stilvoll.
Musikalisch gibt sich das eröffnende 'Raptus' durch die einleitenden klaren Passagen von Gitarre und Bass ein wenig entrückt und recht verspielt, aber dennoch melancholisch und dunkel, wobei sich letzterer Eindruck natürlich mit dem Einsetzen wuchtiger, doomiger Riffs verdichtet. Wenn dann Eugenio Meccariello seine dunkle, grollende Stimme hierzu erhebt, dann bewegen wir uns in Gefilden, die bei Fans von TIAMAT zu "Wildhoney"-Zeiten durchaus für Verzückung sorgen könnten. Dazu tragen in erheblichem Umfang auch rezitativ gesprochene, leicht psychedelisch angehauchte Passagen bei, die allerdings von vernichtenden Screams und massiven Riffs schnell wieder erdrückt werden. Die Band verflicht geschickt gotische Elemente, die sie um den Kitsch reduziert, mit dominierenden Doom-Stilistika, die jedoch um den glockenhellen Pathos des Epic Doom einen relativ großen Bogen machen. Dennoch wirkt es ein Stück weit sakral, was die Zürcher hier vom Stapel lassen, was sich besonders im Refrain des Openers manifestiert.
Großartige, zaghafte Leadmelodien werten die wuchtige Heaviness von 'Dignitas' immens auf, wobei gerade dieses Stück gesanglich sehr gefühlvoll in Szene gesetzt und mit einem sehr erhebenden Refrain versehen ist. Ein echter Hit, der in der Schnittmenge aus Gothic, Doom und Sludge fraglos Maßstäbe setzt. Bei 'A Dying Sun' erleben wir sehr starke Percussionselemente und allgemein großartiges Drumming, wobei das doomige Riffing auch unglaublich intensiv aus den Boxen fließt und eine sehr angenehme BLACK-SABBATH-Aura verbreitet, wie sie auch die großartigen und von vielen völlig zu Unrecht verschmähten CANDLEMASS-Alben der Jahre 1998 und 1999 aufwiesen.
Doch lasst euch von den genannten Vergleichen nicht zu sehr vereinnahmen! EXCRUCIATION ist noch immer eine sehr eigenständige Band mit einem sehr prägnanten Charakter, welchen zum Beispiel das teilweise entrückt gesungene und von bizarren Soundelementen durchzogene 'December 12' in aller massiven Eindringlichkeit unterstreicht. Für mich das Stück, das bei durchgängig hoher Qualität des Albums doch nochmals alles überragt, denn besser kann man einen doomigen Sound fernab aller Genreklischees nicht machen. Doch wer befürchtet, dass das Album zum Ende hin nachlassen würde, der sieht sich bereits mit dem sehr coolen Bassstück 'Dust; a prelude' getäuscht, das genau so klingt, wie es heißt. Wir finden uns in der Wüste von Arizona wider, der Staub um uns herum legt sich und über uns kreisen die Geier im folgenden 'Vultures', dessen Einstiegsriff sich sofort ins Gehirn zementiert und einen tollen Song zur Entfaltung bringt, der in einigen Leadgitarren-Passagen offenbart, dass die Band früher einmal etwas Thrash-lastiger zu Werke ging, dabei aber das Tempo dem Gesamtbild perfekt anpasst.
'Faith Of The Discarded' präsentiert sich sodann als massivster und härtester Song des Albums, der phasenweise durchaus ein Stück weit Death-Metal-Gefilde streift, ohne aus dem stilistischen Rahmen zu fallen, dabei aber auch das Elegisch-Doomige nicht zu kurz kommen lässt. Beschlossen wird ein sehr starkes Album zum Ende hin durch das im Gitarrenbereich sehr metallisch und aggressiv bratende 'I Hail You' und das durch ein gewisses mantrisches Feeling und seine Anflüge von Tribal-Drumming glänzende 'And The Dead Start To Breathe Again', das erneut die Thrash-Roots zaghaft durchschimmern lässt. Da V.O. Pulver - bekannt von GURD und POLTERGEIST - der Scheibe zu guter Letzt auch noch einen sehr amtlichen und zur Musik perfekt passenden Sound zurecht gezimmert hat, sollte es für euch keinerlei Gründe geben, Kontakt zu EXCRUCIATION aufzunehmen, wenn ihr euch für eine sehr originelle und schlagkräftige Mischung aus Doom, Thrash, Gothic und Sludge begeistern könnt.
Anspieltipps: December 12, Dignitas, Vultures, And The Dead...
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle