EXHALE - Blind
Mehr über Exhale
- Genre:
- Grindcore/Brutal Death Metal
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Dark Balance (New Music)
- Release:
- 23.04.2010
- Edge
- World Of Hate
- Anger
- Turning Blind
- Propaganda
- Sick Addiction
- Scream
- Fools
- Crushed
- Swallow
- Parasiter
- Humanism
- Paperwings
- Erased
- Spy Tillbaka
Böse. Brutal. Boooring.
Ich bin ein Softie. Schon immer gewesen. Und wenn ich sehe, dass ich mich fünfzehn Tracks lang in den Käfig von Grind, dem schlimmsten Biest aus der Core-Familie, stellen und beschallen lassen muss, ist der Fluchtreflex stark, sich unter die schützende Prog-Kuscheldecke zu verkriechen. Na dann, Augen zu und durch - obwohl, dem ramponierten Protagonisten auf dem Cover hat es auch nicht geholfen, sein Gesicht zu verstecken. Blüht mir das gleiche Schicksal?
Der erste Track 'Edge' reißt gleich mal alle Schutzvorrichtungen nieder: Es wird geknüppelt und gekreischt, bis dem Whimp jeder Fluchtweg zugeblastet ist. Erleichtert stelle ich fest, dass die Massaker nie allzu lange dauern, vielmehr werden hier kurze, knackige Salven mit so vielsagenden Titeln wie 'World Of Hate', 'Anger' und 'Scream' abgefeuert. 'Turning Blind' ist unter den im Schnitt etwas mehr als eine Minute dauernden Angriffen ein echter Longtrack; hier wird zwischendurch das Maschinengewehr gegen die Dampfwalze getauscht. Eine Wohltat für den gepeinigten Hörer, denn sogleich dreht auch schon 'Propaganda' auf: bangen oder totgeprügelt werden. Worum es hier geht und was gesungen wird? Keine Ahnung, alles verschmilzt in einen Dornenhecke aus Lärm. Und wie es manchmal bei Grind-Scheiben der Fall ist, entfaltet diese technisierte Brutalität, das gleichbleibend hohe Tempo bei fortgeschrittener Zugebombtheit eine Art hypnotischen Charme. Ergeben nickt man mit und wartet auf den erlösenden Stoß, auch wenn mit 'Sick Addiction' nichts Neues kommt. 'Scream' reißt kurzzeitig mit einem netten Drum-Pattern mit - aber echte Highlight können sich nie herauskristallisieren, weil alles in dieser wahnsinnigen brutalen Wall Of Sound erdrosselt wird.
Wehe dem, der hier genauer hinhört - das Album hat den Zweck, des Hörers Hirn wegzupusten, nicht mehr und nicht weniger. Mitunter gelingt das sogar recht unterhaltsam, wie mit dem etwas mitreißenderem 'Fools'. Leckerlis wie diese kurz fiepende Gitarre würde ich mir öfter wünschen. Ich glaube, Grind-Bands sind in ihrer Gesamheit ein sehr ängstliches Völkchen, das sich gehorsam über die Drums duckt in der Angst, jemand könnte sie der Kreativität verdächtigen. Denn 'Crushed' klingt genauso, und 'Swallow' auch. Was steckt dahinter, außer ein Angstkalkül, die Fans ja nicht zu enttäuschen oder durch überraschende Strukturen zu überfordern? 'Parasiter' ist ein alter Bekannter, wenn man die vorherigen Tracks gehört hat; eine recht akzeptable Abrissbirne. Ich habe eine Sekunde weggehört, da kommt auch schon 'Humanism', dessen kalte Atmosphäre durch das Sprachsample unterstrichen wird, auch in 'Erased'. Wie originell!
Auch wenn die bedingungslose Brutalität mitreißt - verstehen werde ich die Philosophie des Grindcore nicht. Warum knüppelt man den Hörer mit endlosen, sich zum Verwechseln ähnelnden und nur punktuell veränderten Extras zu, anstatt ein paar eingängige Tracks zu kreieren? Würde die Blastmaschine rosten oder was? Es gibt durchaus interessante Momente, aber die Melange ist insgesamt kaum eigenständig zu nennen. So prügelt man sich durch knapp eine halbe Stunde Kopfschmerzen, ohne auch nur einen Kratzer im Gehörgang davonzutragen.
Anspieltipps: Dazu sollten die Songs klanglich unterscheidbar sein, nicht nur an der Tracklist.
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Regina Löwenstein