EXILIA - Nobody Excluded
Mehr über Exilia
- Genre:
- NuMetal/Crossover
- Label:
- GUN/BMG
- Release:
- 21.07.2006
- Kill Me
- Nobody
- No Colours
- Destroy My Eyes
- Fly High Butterfly
- Your Rain
- My Prophecy
- In A Coma
- Justify Yourself
- Speed Of Light
Traurigerweise kommt es ab und zu vor, dass man als Redakteur bei einem Musikmagazin sogenannte "Album Snippet"-Versionen einer neuen Platte, das heißt - wie der Name schon sagt - beschnittene Songs, zugesandt bekommt, um dem Raubkopieren vorzubeugen. So muss man sich entweder mit der Hälfte der Lieder herumschlagen oder es fehlen In- sowie Outro. Bei EXILIA fühlte man sich aber direkt ein paar Jahre zurückversetzt. So erhielten wir nämlich neben der nervigen Halb-CD zusätzlich noch eine Musikkassette. Echtes Retro-Fieber kam so auf, mein Kassettenrekorder vergammelte schon seit Ewigkeiten im Keller. Also, eben diesen abgestaubt und das Kassettchen rein geschoben. Hier ist nämlich alles auf voller Länge verfügbar.
Die Stimme der Frontsängerin Masha ist auf der zweiten Langrille "Nobody Excluded", dem Nachfolger ihres Debüts "Unleashed", alles andere als angestaubt. Auch hier überzeugt sie mit ihrer wunderbar kratzigen, rauen Stimme, die sie entweder in schnelleren Liedern, wie im Shouting, aber auch in ruhigeren Songs traumhaft inszenieren kann. Das beweist schon direkt der Opener 'Kill Me', welcher schon eine Singleauskopplung inklusive Musikclip erhielt. Die Riffs sind fett und die Drums wunderbar druckvoll. Selbstverständlich ist bei EXILIA ja schon der in die Gehirnwindungen fressende Chorus. Wie beim Vorgängersong ist das auch bei 'Nobody' angesagt, auch das coole Break kann überzeugen. Im Refrain von 'No Colours' wird weniger geshoutet, dafür mehr gesungen. Überaus passend inszeniert. Allerdings wird nicht zu sehr aufs Gaspedal gedrückt. Das ändert sich bei 'Destroy My Eyes' aber wieder schlagartig. Hier wird in geiler Machart ordentlich gerockt. 'Fly High Butterfly' ist hingegen eine wunderschöne, gefühlvolle Ballade mit viel Herz – Träumen erlaubt! Ab geht's in Part zwo des Zehngespanns. Dieser Teil setzt sich mit einer weiteren tollen Ballade fort. 'Your Rain' heißt die, ist etwas gewöhnlicher und kommt deshalb nicht ganz an 'Fly High Butterfly' heran. 'My Prophecy' stellt sich wieder als etwas rockiger und mehr nach vorne gehender Song heraus. 'In A Coma' bewegt sich noch ein Stückchen mehr geradeaus, 'Justify Yourself' ist nicht minder rockig, beinhaltet allerdings kurzes, aber nerviges Gekicher ungefähr in der Mitte. Mit einem ordentlichen Arschtritt, bei dem man gerne mitsummt, werden wir von der Langrille runter geworfen. 'Speed Of Light' heißt das gute Ding und knüpft ohne weiteres an 'Kill Me' heran. Einer der besten Songs des Albums.
Doch nicht nur die reine Musik ist gut, auch die Lyrics können sich durchsetzen. Seriöser ist man hier geworden. Nun gut, was heißt seriöser? Ernster passt wohl besser, auch wenn man mit Sicherheit auf 'Unleashed' keine Spaß-Kapelle war. Schreibtechnisch hat man sich ebenfalls weiterentwickelt. Hauptsächlich – das sagt auch der Albumtitel aus – beschäftigte man sich aus kritischem Blickfeld hierbei mit den verletzten Rechten an der Frau (wieso nicht auch am Mann?), Nationalsozialismus (wieso kein Linksextremismus?) und Gewalt, sowie Vergewaltigung im Allgemeinen. Vielleicht etwas einseitige Ansichten, aber mit Sicherheit ist die Fälschlichkeit dieser wichtig hervorzuheben. Keine Frage.
Die Italiener wurden oft mit den Deutschrockern von GUANO APES verglichen. Mit Sicherheit richtig, wobei Masha im Gegensatz zu Sandra eine etwas rauere, und somit härter Stimme hat. An dieser hat sie in den letzten beiden Jahren nämlich detailgetreu gefeilt und bringt so ihre Variabilität auf dieser Platte besonders zum Vorschein. Von aggressiv, angepisstem Shouting bis hin zu gefühlvollen, traumhaftem Gesang bietet sie uns hier alle Facetten, die sie uns nur bieten kann. Auch die Männer hinter ihr beweisen, dass sie mehr als nur mit ihrem Werkzeugen umgehen können. Die (teilweise Stakkato-)Riffs der Gitarre sind geil, die Drums schön knallend und der Bass groovt mit. So muss das. Hoffen wir, dass wir von den Mailändern einen Nachfolger geliefert bekommen. Fans des NuMetals und/oder Bands wie den GUANO APES oder FLYLEAF sei diese Scheibe ans Herz gelegt!
Anspieltipps: Kill Me, Nobody, Destroy My Eyes, Fly High Butterfly, In A Coma, Speed Of Light
- Redakteur:
- Daniel Schmidt