EXIT 31 - Phonogenic
Mehr über Exit 31
- Genre:
- Rock
- Label:
- YeaYeaYeah Records
- Release:
- 02.06.2006
- Bye baby
- Puzzles
- Here I Am
- To Be With You
- Bored Beyond Belief
- Levity
- Frozen
- Mother Theresa
- Overslept
- On My Way
- Any Time At All
- Desperately Forward
EXIT 31 haben ein Händchen für klassische Ohrwürmer: 'Bye Baby' etwa ist ein angesleazter Hardrocksong im Stile der frühen BON JOVI oder SKID ROW, versehen mit einem gesanglichen Hauch OFFSPRING. Oder nehmt den eingängig rasanten Punk'n'Roll von 'Puzzles' – noch so ein mitsingtauglicher Partykracher; schnörkellos, aber spielfreudig. Dass die nach einer Autobahnabfahrt benannte Band sich mit Erwin Musper einen Produzenten angeln konnte, bzw. andersherum, der bereits mit so unterschiedlichen Mainstream-Größen wie ANOUK, VAN HALEN und ELTON JOHN Erfahrungen gesammelt hat, hat sich auf "Phonogenic" deutlich hörbar ausgewirkt: Der Sound ist achtzigerjahremäßig kompakt, jedoch nicht zu verwaschen; unaufdringlich, aber nachhaltig – eben ohrwurmförderlich. Bei der, an die GREEN DAY Coverband-Vergangenheit von EXIT 31 anknüpfenden, Hymne 'Here I Am' wurden gar – herrlich unverkrampft! – einige auflockernde Sixties-Orchestersound-Spielereien à la BEATLES oder auch KLAATU miteingebunden. Passend dazu schließt sich die Ballade 'To Be With You' an – hat da gerade jemand "guns'n'eltonesque" in den rosenduftenden Kerzenwind geflüstert? :-) Mir persönlich gefällt das Teil etwas weniger, aber gut produziert ist es definitiv. Etwas riff-rhythmischer, mit Bass-Slaps und Sleazerock-Refrain versehen, kommt 'Bored Beyond Belief' rüber, dem man seine Punk-Rock-Wurzeln noch deutlich anhören kann; der Track bringt dem Album zwar eine neue Facette ein, bleibt sonst aber ziemlich unspektakulär. Was der Band wirklich liegt, sind mit dem Hunger der Jugend vorgetragene, mitreißende Middle-of-the-Road Rock-Hymnen, als deren herausragendstes Beispiel wohl 'Levity' anzuführen ist – hier stimmt einfach alles! Der meinem Rezensionsexemplar beiliegende Promozettel preist ausgerechnet die MADONNA-Coverversion 'Frozen' als "Phonogenics i-Tüpfelchen" an – und wird damit sowohl dem Original als auch seinen eigenen Newcomern nicht gerecht. In Bezug auf EXIT 31 wäre durchaus mehr Stolz auf deren Eigenkompositionen angebracht, in Bezug auf 'Frozen' eine etwas nüchternere Sicht der Dinge. Sicher, die Band hat sich den Song quasi zu eigen gemacht und auch so umarrangiert, dass auch der ignoranteste Madonnaverächter – so er denn auf den bombastischen Stadionrock der späten 70er bzw. frühen 80er Jahre steht – damit keine Probleme mehr haben sollte; doch der besondere Charakter des Songs geht dabei nahezu völlig verloren, und EXIT 31 haben durchaus klischeefreiere Stücke am Start. Etwa die augenzwinkernde, eingängige Akustikballade 'Mother Theresa' – welche schalkhaft die fehlende Verbindung zwischen christlichem Lobpreisgesang und modernster Gentechnik herzustellen versucht. 'Overslept' bringt den Punkrock-Drive zurück, die Ohren zum Klingeln, und eine kurze Ska-Punk-Rhythmuspassage mit ein, und 'On My Way' zollt (songwriterisch abermals GREEN-DAY-affin ausgestaltet) allen Punk-, Brit-Rock- und 80er-Jahre-Pop-Balladen dieser Welt gleichermaßen Tribut (inklusive Saxophon-Solo). 'Any Time At All' bietet abermals typisch eingängigen EXIT 31 Smash'n'Roll, und mit 'Desperately Forward' klingt das Album auf einem weiteren Höhepunkt aus: Dynamisch, abwechslungsreich, hymnisch.
Eingefleischten Punkrockern dürfte diese Scheibe wohl zu glatt produziert sein. Wer dagegen auf gut ausproduzierten, traditionellen Ohrwurmrock und die "American Idiot"-Hit-Singles von GREEN DAY steht, könnte mit "Phonogenic" einen langerwarteten Glücksgriff tun.
Anspieltipps: Puzzles, Levity, Desperately Forward.
- Redakteur:
- Eike Schmitz